Bauen

Insgesamt 27 Millionen Euro investierte der Landkreis in den Schulneubau. (Foto: Landratsamt Dingolfing-Landau)

25.10.2013

Optimale Lern- und Ausbildungsbedingungen

Neubau der Hans-Glas-Schule, einer Technischen Berufsschule, in Dingolfing

Bei der Planung der neuen Technischen Berufsschule, der Hans-Glas-Schule Dingolfing, galt es, den unterschiedlichsten Anforderungen die sich der mit der Planung beauftragten Architektengemeinschaft Schobner+Wagner Architekten, Landau stellten, gerecht zu werden. Die verschiedenen Raumfunktionen und deren schulinterne Zusammenhänge mussten in die Planung einbezogen, eine kostengünstige Bauweise bei gleichzeitig anspruchsvoller Architektur entworfen werden und das verbunden mit hervorragendem Energiestandard sowie einer sehr anspruchsvollen Gebäudetechnik. Das Gebäude sollte sich in das städtebauliche Gefüge der Stadt harmonisch einpassen. Ferner galt es zudem auch, nicht nur ein Gebäude zu entwickeln, das funktioniert, sondern das von hoher Aufenthaltsqualität ist und das zum Lernen inspiriert, wie Architekt Joachim Wagner betont.
Ein Gebäude also, das es schafft, optimale Lern- und Ausbildungsbedingungen in Theorie und Praxis zu bieten, aber auch gleichzeitig eine maximale Raumqualität in den Aufenthaltsbereichen für Lehrer und Schüler schafft, die zum Verweilen einlädt und somit das gesunde Pendant zu einer ganzheitlichen Bildung bildet.
Auf der Grundlage dieses Gedankens hat die Architektengemeinschaft ein Gebäude entwickelt, dessen einzelne Baukörper sehr einfach geformt und konstruiert sind und somit auch kostengünstig zu erstellen waren. Die intelligente Anordnung aber dieser „Bausteine“ führte zu eben diesen Zwischenräumen, die bestimmend sind für die Architektur der Schule. Und so vollzieht sich immer wieder ein ausgeglichenes und interessantes Wechselspiel zwischen den lichtdurchfluteten und „luftig“ gehaltenen „Zwischenräumen“, die dem Aufenthalt und der Regeneration dienen und den fünf massiven Baukörpern, in denen konzentriertes Arbeiten und Lernen ermöglicht wird, so Wagner. „Dadurch wird aus dem Gebäude weitaus mehr als nur die Summe seiner einzelnen Teile.“
Aufgrund seiner moderaten Höhenentwicklung mit durchgehend zwei Geschossen fügt sich das Gebäude nicht nur sehr gut in sein Umfeld ein, sondern verzahnt sich aufgrund seiner Außenanlagengestaltung auch mit seiner direkten Umwelt. So verlaufen die „Isarspuren“, die mäanderförmige Nachbildung der ehemaligen Flussläufe der Isar, vom westlich gelegenen Parkplatz mitten durch die Aula in die introvertierten Innenhöfe der Schule und lassen Außen und Innen verschmelzen, erklärt der Architekt.
Der Spagat zwischen bautechnischen Anforderungen von Statik, Brand- und Schallschutz sowie wirtschaftlicher Planung war am besten mit der baulichen Grundkonstruktion aus einfachen Stahlbetonwänden und -decken mit hervorragenden bauphysikalischen Eigenschaften zu schaffen. Dass dabei auf einen weit über die Mindestanforderungen hinausgehenden Energiestandard nicht verzichtet werden muss, beweist laut Wagner die Realisierung des Effizienzhausstandards 40, der nicht zuletzt auch durch den Anschluss des Gebäudes an das Fernwärmenetz der Stadt Dingolfing umgesetzt werden konnte.

Gleiches zu Gleichem


Die Baukörperanordnung folgt dem Prinzip „Gleiches zu Gleichem“, erklärt Architekt Wagner. So sind die Parkplätze räumlich der Verkehrsanbindung an der Ennser Straße zugeordnet (Verkehr zu Verkehr). Den Zugangsbereich zum Gebäude bildet der Westriegel, in dem die allgemeinen Nutzungen wie Direktorat, Sekretariat, Lehrerzimmer, Mittagsbetreuung und Hausmeisterbereich untergebracht sind. Somit wird ein Übergang geschaffen zum eigentlichen Zentrum des Gebäudes, den Räumen für Unterricht.
Der Werkstatttrakt auf der Ostseite ist dem Städtischen Bauhof zugeordnet (Technik zu Technik), bildet eine räumliche Abgrenzung zum städtebaulichen Umfeld und schließt das Baukörperensemble schlüssig ab. Besonders hervorzuheben ist die transparente und dennoch beruhigte Anbindung des Sekretariats an die Aula. Dadurch werden nicht nur Blicke bis in die Innenhöfe freigegeben, sondern ergibt sich auch eine selbstverständliche Anlaufstation für die Schüler.
Eine neue Berufsschule direkt an der Isar – diese einmalige Lagegunst ist zugleich Motto der Freiraumplanung. Das einstmalig wilde Gerinne der Isar wird neu inszeniert und tritt in Form von „Isarspuren“ wieder an der Oberfläche in Erscheinung. Die roten Spuren (Farbasphalt) ziehen sich als Wege oder Signaturen in Platzflächen durch das gesamte Freigelände. Sie „durchfließen“ sogar die Aula und die Innenhöfe des Gebäudes und bilden mit ihren freien Formen einen spannungsreichen Kontrast zur orthogonalen, architektonischen Kubatur, so Martin Karlstetter, dessen Büro mit der Außenanlagenplanung beauftragt war. Die Grenzen zwischen Gebäude und Freiraum lösen sich auf . Die „Isarspuren“ vernetzen ein Gefüge von Teilräumen unterschiedlichster Funktionen, Identitäten und Aufenthaltsqualitäten.
Der dem Haupteingang zugeordnete Vorplatz bildet einen großzügigen Brückenschlag zum öffentlichen Straßenraum und bietet sich mit seiner Möblierung gleichzeitig als Aufenthaltsraum und Treffpunkt an. Eine Adresswand fasst den Platz und kommuniziert den Schulstandort, so Karlstetter.
Nördlich und südlich des Schulgebäudes werden naturnahe Grünflächen angeboten, in die mehrere Aufenthalts- und Aktionsfelder (Streetball, Tischtennis, Liegeinseln) eingestreut sind. Die Grünfläche selbst wird als Mager- und Schotterrasen hergestellt. Neben einem attraktiven Blühaspekt wird damit auch der witterungsunabhängigen Benutzbarkeit und dem gelegentlichen Anlieferungsbedarf des Gebäudes Rechnung getragen. Standorttypische Bäume und Strauchgruppen gliedern die Freiräume. Als Reminiszenz an die Kiesbänke der Isar werden vor allem Seitenbereiche der Wege als Kiesbette gefasst. Der bestehende Wall am Nordrand des Geländes mit seinem Laubgehölzbewuchs wurde erhalten. In den Hangbereich wurden ergänzend Sitzstufen integriert.
Auch die Innenhöfe sind laut Karlstetter Teil des durch das ganze Gebäude fließenden Freiraumkontinuums. Die „Isarspuren“ durchlaufen die Höfe und finden hier Versickerungsbereiche. Gleichzeitig bieten sie jedoch in ihrer Abgeschlossenheit eine eigene Identität. Die Höfe werden in lockerer Anordnung durch Kleinbäume überstellt und mit Pflanzquadraten gestaltet. Deren Einfassungen sind erhöht und dienen gleichzeitig als Sitzflächen. Durch unterschiedliche Pflanzkonzeptionen und unterschiedliche Brunnenanlagen erhalten die beiden Innenhöfe jeweils eine eigenständige Identität.
Die Haustechnik der neuen Berufsschule ist energiesparend und umweltschonend. Die Wärmeversorgung erfolgt durch das Fernwärmenetz der Stadtwerke Dingolfing über zwei Übergabestationen im Gebäude mit 220 kW und 100 kW Wärmeleistung. Im Hausanschlussraum (HAR) des Gebäudeteils „Werkstatttrakt“ befindet sich die Wärmeübergabestation mit 220 kW Leistung. Von hier aus werden die Gebäudeteile Werkstatttrakt, Nord-, Mittel-, und Südriegel über Nahwärmeleitungen versorgt. Im Verwaltungstrakt wurde die Übergabestation mit 100 kW installiert. Ebenso ist die Gebrauchs-Warmwasser-Bereitung für die Küche an die Wärmeversorgung angeschlossen.
Ferner wurden auch Lüftungsgeräte für spezielle Räume, zum Beispiel Küche oder Werkstätten, an die Wärmeversorgung angeschlossen. Außerdem sind in der Aula im Verwaltungstrakt eine Fußbodenheizung und in den Werkstatträumen Deckenstrahlungsheizflächen im Einsatz. Alle Unterrichts- und Gruppenräume werden über dezentrale Schullüftungsgeräte mit Wärmerückgewinnung belüftet, ein CO2-Sensor steuert den Belüftungsgrad. Die Be- und Entlüftung der Werkstatt-, Schleif- und Schweißräume erfolgt über zentrale Lüftungsgeräte.
Die Kühlung ist in der gesamten Schule nur für Server- und Computerräume vorgesehen. In der kalten Jahreszeit findet eine Kühlung in erster Linie über die freie Kühlung der Luft statt.

Offene Installation


Wasserlose Urinale, die durch einen Geruchsverschluss im Syphon und ohne Chemie funktionieren, minimieren den Verbrauch von kostbarem Trinkwasser in der Schule. Alle Vorräume von WC-Anlagen sowie die Waschtische in den Klassenzimmern werden nur mit Kaltwasser versorgt. Das Warmwasser in Putzräumen, Waschräumen, Behinderten–WCs, Lehrerzimmer und Haustechnikräumen wird durch elektrische Durchlauferhitzer beziehungsweise elektrische Kleinspeicher erzeugt. Die für den Lehrbetrieb erforderlichen technischen Gase, wie Acetylen, Sauerstoff, Inertes- und Aktivgas beziehungsweise Druckluft stehen in allen Fach- und Werkstatträumen zur Verfügung.
In der Gebäudeautomation erfolgt die Überwachung von Temperaturen, Betriebszuständen, Raumbelegung über eine zentrale Visualisierung. Kontakte an den Fenstern werden zur Absenkung und Abschaltung der Raumbeheizung und Klassenlüftungsgeräten genutzt. Die Überwachung der Außenhaut des gesamten Schulareals erfolgt ebenfalls über die Fensterkontakte.
Da es sich beim Gebäude um einen technischen Lehrbetrieb handelt, blieb zur Veranschaulichung ein Großteil der haustechnischen Installation offen sichtbar und ist dadurch jederzeit zugänglich.
Der Neubau der Technischen Berufsschule Hans Glas in Dingolfing ist laut Landrat Heinrich Trapp (SPD) das größte Schulbauprojekt, das der Landkreis jemals in Angriff genommen hat. Insgesamt 27 Millionen Euro investierte der Landkreis Dingolfing-Landau in das Bauvorhaben. 9,7 Millionen Euro steuerte der Freistaat an Zuschüssen bei. (FHH) (Die neue Hans-Glas-Schule in Dingolfing - Fotos: Landratsamt Dingolfing-Landau)

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