Bauen

Die Wohnbebauung Bad-Schachener-Straße in München. (Foto: GWG München)

14.04.2016

Prämierte Wohnprojekte

Verleihung der Preise für Baukultur der Metropolregion München

Nach dem Prinzip der Oscar- Verleihung lief die Preisverleihung des ausgelobten Preises für Baukultur der Europäischen Metropolregion München in Kooperation mit der Bayerischen Architektenkammer, dem Bayerischen Städte- und Gemeindetag, der Bundesstiftung Baukultur sowie der Landeshauptstadt München ab. Von den 29 Einreichungen für die Kategorien „Familiengerechtes Wohnen in Mehrfamilienhäusern“ und „Gemischt genutzte Quartiere, Stadt- und Ortsteilzentren“ wurden elf Teilnehmer ausgezeichnet, zwei davon mit dem Preis für Baukultur der Metropolregion München. Neun weitere Projekte erhielten Anerkennungen. Teilnehmen konnten Planer, Kommunen, Bauherren und Architekten mit innovativen, qualitätsorientierten Projekten.
„Baukultur ist weitreichender als allein die Gestaltung von Gebäuden“, erklärte Lutz Heese, Präsident der Bayerischen Architektenkammer und Jurymitglied. „Baukultur umfasst die Architektur, die Innen- und Landschaftsarchitektur, die Stadt- und Raumplanung ebenso wie Infrastrukturmaßnahmen und nicht zuletzt die Ausprägung des öffentlichen Raums.“ Wer in Baukultur investiere, trage zur Erhaltung einer lebenswerten Umwelt bei, „befördert damit unseren Standortvorteil sowie die Erhaltung und den Ausbau unserer sozialen Standards“, ergänzte Heese.
Bauminister Joachim Herrmann lobte als Schirmherr in seiner Rede die Vielzahl von Einreichungen mit hoher Qualität. Er betonte, dass das Motto des Preises „Wachstum mit Qualität“ ein wichtiges Ziel der modernen Stadtplanung und Architektur ist, weil mehr Menschen in den Städten als auf dem Land wohnen. Planer, Bauherren und öffentliche Stellen einschließlich der Bayerischen Staatsbauverwaltung hätten die Aufgabe, das Wachstum der Städte zu gestalten. Hierbei spiele Baukultur im Hinblick auf wirtschaftliche, ökologische und soziale Belange eine wichtige Rolle.
Wolfgang Wittmann, Geschäftsführer der Europäischen Metropolregion München (EMM), bezeichnete die Veranstaltung als Meilenstein in der Geschichte, da es die erste Preisverteilung dieser Art war. Solche Preise seien wichtig für die Baukultur einer Stadt, da diese laut Wittmann ein starker Motor für die gesellschaftspolitische Entwicklung Bayerns ist. Ziel der EMM ist es, eine lebenswerte Stadtlandschaft zu schaffen. Wittmann schloss mit den Worten: „Diese Preisverleihung war ein guter Startpunkt für ein Netzwerk zwischen Projektentwicklern und politischen Entscheidungsträgern in der Region, die sich hohen Qualitätsansprüchen in der Baukultur verschrieben hat. Auch nach der Preisverleihung sollen die ausgezeichneten Projekte Anregungen für künftige Bauvorhaben geben.“

Städte müssen wieder Städte für Menschen werden


Eine Wanderausstellung und Exkursionen vor Ort werden diese Best Practice Beispiele publik machen. Die Wanderausstellung ist noch bis 19. April 2016 im Haus der Architektur in München, Waisenhausstraße 4, zu sehen.
Rainer Nagel, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur, wies darauf hin, dass die Metropolregion München unter den aktuellen Wachstumsvorzeichen große Möglichkeiten der Verbesserung der gebauten Lebensräume für alle Bürger hat, aber auch die Gefahr besteht, statt Klasse eher Masse zu bauen. Bei Baukultur gehe es um mehr als ästhetische Fragen; nämlich um das gute Planen und Bauen durch Zusammenarbeit aller mitwirkenden Akteure.
„Der Wohnungsbau“, so Nagel, „ist vier Mal so hoch wie der Neuwagenmarkt. Nachhaltigkeit gehen mit dem Wohnungsmarkt Hand in Hand und Qualität ist dabei wichtiger als Masse. Die Städte müssen wieder Städte für Menschen werden. Wachstum mit Qualität ist das Resultat, das kann Baukultur leisten. „Im Sinne eines baukulturellen Imperativs könnte man sagen: Jeder Umbau oder Neubau muss eine Verbesserung und Verschönerung für die Stadt und die Metropolregion bewirken“. In diesem Sinne sei der „Preis für Baukultur der Metropolregion München 2016“ eine wichtige Orientierungshilfe.
Den ersten Preis in der Kategorie „Familiengerechtes Wohnen in Mehrfamilienhäusern“ ging an die Wohnbebauung Bad Schachener Straße München. Bauherr für das Projekt war die GWG Städtische Wohnungsgesellschaft München mbH, die Architekten Florian Krieger Architektur und Städtebau GmbH, Darmstadt, mit Catterfeld und Welker Ingenieurgesellschaft für Bauabwicklung, München, und der Landschaftsarchitektin Irene Burkhardt, München. Die Jury begründete ihre Entscheidung wie folgt:
„Die besondere Herausforderung, die stark lärmbelastete Südseite zu nutzen, um dem gesamten Ensemble eine angemessene Körnung und wohltuende Maßstäblichkeit geben zu können, wurde nicht nur angenommen und bewältigt, sondern nahezu ins Gegenteil umformuliert und genutzt, um einen Rhythmus zu formulieren, der eine hauseigene Adressbildung erst ermöglicht. Der ortsbezogene kluge und variierende Umgang mit den Volumina, die damit zusammenhängenden Grundrissqualitäten sowie die Anbindungen an den halböffentlichen beziehungsweise öffentlichen Bereich verdienen besondere Erwähnung.“
Der erste Preis in der Kategorie „Gemischte und genutzte Quartiere, Stadt- und Ortsteilzentren“ ging an das Stadtquartier Augsburger Kammgarnspinnerei. Planungsträger war die Stadt Augsburg mit dem Grundstückeigentümern und Projektentwickler Schäfflerbach Grundbesitz GmbH, Fulda, und Artemis Projektentwicklungsgesellschaft mbH & Co. KG, Augsburg. Architekten des Projekts waren glogger, müller und blasi architekten + stadtplaner, Augsburg, sowie Schrammel Architekten, Augsburg. Landschaftsarchitekt war Uli Möhrle, Augsburg.

Zeitgemäßes,
offenes Stadtquartier


Der Preis belohnt die Bemühung, ein ehemals industriell genutztes, nicht zugängliches Gebiet „in ein zeitgemäßes offenes Stadtquartier mit einem sehr breiten Nutzungsspektrum, kulturellen Leuchtturmprojekten und einer hohen Aufenthaltsqualität“, so die Jury-Begründung, transformiert zu haben. Die historischen Bauwerke sind zum größten Teil erhalten. Der kulturelle Aspekt wurde im zentralen Bereich mit einem Textil- sowie Industriemuseum und dem Stadtarchiv befolgt. Außerdem gibt es ein Bürgerhaus, ein Designerhotel und eine Moschee. In den neuen Gebäuden, die der industriellen Anlage angepasst sind, sind Wohnungen, Einzelhandel und Gewerbe, eine Rudof-Steiner-Schule sowie ein internationales Kinderhaus untergebracht.
Außerdem vergab die Jury neun Anerkennungen an die Projekte „e%-Energieeffizienter Wohnungsbau Hollerstauden“, Ingolstadt, „Generationenpark Königsbrunn“, Stadt Königsbrunn, „Natürlich leben – Ein Holzbau im Herzen der Metropole“, München, „Wohnen in allen Lebensphasen“, München, „Lakeside Living Tutzing“, Gemeinde Tutzing, „Spindeltal/Mangoldfelsen Donauwörth“, Stadt Donauwörth, „An der Alten Spinnerei“, Stadt Kolbermoor, „Hofstatt München“, München, „Streitfeldstraße – Genossenschaftliches Wohnen und Arbeiten für Künstler und Kreative“, ebenfalls München.
(Gabi Dräger/Friedrich H. Hettler) (Das Quartier Kammgarnspinnerei in Augsburg und das GWG-Projekt Bad-Schachener-Straße - Fotos: Stadt Augsburg/GWG München)

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