Bauen

Der alte, Heinrich Schroeter (links), und der neue Präsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau, Norbert Gebbeken, nach der Wahl am 24. November 2016. (Foto: BayIka)

07.04.2022

Präzise, unprätentiös, bescheiden und ehrlich

Der frühere Präsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau Heinrich Schroeter feierte seinen 80. Geburtstag

Mit Heinrich Schroeter wurde 2007 ein Kammermitglied der ersten Stunde zum Präsidenten gewählt. Geboren am 7. April 1942 in Stefansfeld/Falkenberg in Oberschlesien (heute polnisch: Niemodlin), wurde er nach der Flucht der Familie über Thüringen ins Rheinland in Süchteln am Niederrhein eingeschult, bevor die Familie in den Schwarzwald zog, wo er seine schulische Karriere schließlich 1961 mit dem Abitur am Carl-von-Rotteck-Gymnasium in Freiburg im Breisgau beendete. Es folgte bis 1972 eine Dienstzeit bei der Bundeswehr (Pioniere), während der er seit 1967 zum Studium des Bauingenieurwesens an die Technische Hochschule in München abkommandiert war.

1972 erfolgte auf eigenen Wunsch die Entlassung aus der Bundeswehr im Rang eines Hauptmanns, um das Studium des Bauingenieurwesens als Diplom-Ingenieur und – nach einer kurzen Zugehörigkeit zur Firma Südeisenbau in Nürnberg – als wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Baustatik der Technischen Universität (TU) München seine Promotion zum Thema Berechnung idealer Kipplasten von Trägern veränderlicher Trägerhöhen mit Hilfe Hermite’scher Polynome abschließen zu können.

Von 1980 an baute Schroeter ein eigenes Ingenieurbüro für Tragwerksplanung zuerst in München und dann in der Oberpfalz auf. 1989 erfolgte die Ernennung zum Prüfingenieur für Baustatik der Fachrichtung Metallbau durch das bayerische Innenministerium, 1994 die Erweiterung der Zulassung auch für die Fachrichtung Massivbau und 1998 zudem als Verantwortlicher Sachverständiger für Standsicherheit.

1995 kam es zusammen mit Rupert Kneidl aus Pressath zur Umwandlung des Büros in eine GmbH. Das Büro ist neben der Prüftätigkeit auf allen Gebieten des Hochbaus tätig, unter anderem weltweit für verschiedene deutsche Anlagenbauer. Zahlreiche Aufträge wurden auch im Bereich der Denkmalpflege übernommen.
Zum Jahresende 2011 übergab Schroeter das Büro an den Partner sowie zwei Mitarbeiter und übersiedelte in den Ruhestand nach Nürnberg. Im selben Jahr wurde er für weitere fünf Jahre als Präsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau gewählt.

Heinrich Schroeter war Mitglied der Vertreterversammlung der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau seit der Kammergründung und vor seiner Wahl zum Kammerpräsidenten zunächst Mitarbeiter verschiedener Ausschüsse (1991 bis 1995 Europaausschuss und 1995 bis 2007 Haushaltsausschuss, seit 1999 als Vorsitzender des Ausschusses).

Neben seinen beruflichen Verpflichtungen engagierte er sich in verschiedenen Vereinen und Verbänden. Bereits als Student war er Fachschaftssprecher der Fachschaft Bau, studentischer Vertreter in der damaligen Abteilung Bauingenieurwesen in der Fakultät für Architektur und Bauingenieurwesen sowie Mitglied in der Studienreformkommission der Abteilung.

Als wissenschaftlicher Assistent an der TU München engagierte er sich ehrenamtlich in der Vertretung der Assistenten der Technischen Universität und war Mitglied im Personalrat der TUM. Bereits 1969 war er Mitglied der SPD geworden. Von 2000 bis 2010 saß Heinrich Schroeter dann auch im Gemeinderat der Marktgemeinde Floß in der Oberpfalz.

Seit 1981 ist er Mitglied im Verband Beratender Ingenieure, zwölf Jahre war er Vorstandsmitglied in der Vereinigung der Prüfingenieure und in der Vereinigung der verantwortlichen Sachverständigen für Standsicherheit; er ist Mitglied in der Internationalen Vereinigung für Brücken und Hochbau, in der Vereinigung für Straßenbau- und Verkehrsingenieure, in der Association for Preservation Technologies International, im Deutschen Beton- und Bautechnik Verein e. V., im Förderverein des Architekturmuseums München, im Architekten- und Ingenieurverein Nürnberg sowie im Verein BauLust in Nürnberg. Seit 2014 ist er auch Mitglied im Bund Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure e. V. (BDB).

Seit 1995 arbeitete Schroeter zudem als deutscher Vertreter im wissenschaftlichen Ausschuss ISCARSAH (International Scientific Committee for Analysis and Restoration of Structures of Architectural Heritage), in der Denkmalpflegeorganisation ICOMOS (International COmmitee of MOnuments and Sites) als Mitglied bei ICOMOS Deutschland mit. Darüber hinaus unterstützt er den Förderverein KZ-Gedenkstätte Flossenbürg sowie German Youth for Understanding, einen Verein für internationalen Schüleraustausch mit der Aufnahme von Gastschülern aus Finnland, Polen, Russland und Schweden für jeweils ein Jahr.

Sein Engagement wurde mit zahlreichen Ehrungen gewürdigt, etwa im Herbst 2012 durch die Verleihung der Staatsmedaille für besondere Verdienste um die bayerische Wirtschaft durch den damaligen bayerischen Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP). Nach knapp zehn Jahren endete am 24. November 2016 seine Amtszeit als Präsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau. Ihm war es wichtig gewesen, die Führung der Kammer frühzeitig in jüngere Hände zu geben. Norbert Gebbeken, langjähriger 2. Vizepräsident während Schroeters Amtszeit, wurde zu seinem Nachfolger gewählt.

In der Ära Schroeter entwickelte sich die Bayerische Ingenieurekammer-Bau von einer Verwaltungs- hin zu einer Dienstleistungs- und Mitmach-Kammer. Diesem geänderten Schwerpunkt ist es zu verdanken, dass die Zahl der Kammermitglieder stetig gewachsen und trotz der demografischen Entwicklung die Kammer nicht überaltert ist. Im Gegenteil. Junge Leute fühlten sich zunehmend angesprochen und bringen sich in die Gemeinschaft ein.

Als Präsident vertrat Schroeter mit Leidenschaft und Herzblut die beruflichen Belange und Interessen aller bayerischen Ingenieur*innen aus Bauwirtschaft, Freien Berufen und öffentlichem Dienst mit einer Stimme in Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Öffentlichkeit. Bis heute engagiert er sich ehrenamtlich in vielen Vereinen und Verbänden und setzt sich stets für den Berufsstand ein.

Sein damaliger Vizepräsident Helmut Schütz beschrieb ihn einmal so: „Ich habe Heinrich Schroeter als Persönlichkeit kennengelernt, der offen und ehrlich seine Meinung vertritt, und dabei immer ausgleichend und verbindend ist. Er ist im besten Sinne ein Ingenieur der alten Schule: präzise, unprätentiös, bescheiden und rundum ehrlich.“

Seine Wegbegleiter beschreiben Schroeter als eine Persönlichkeit, die stets bestens auf Termine vorbereitet war, über großes diplomatisches Geschick verfügte und bei aller Sachlichkeit zugleich empathisch war. Seine minituöse Sitzungsvorbereitung war legendär. (Friedrich H. Hettler)

 

Kommentare (0)

Es sind noch keine Kommentare vorhanden!
Die Frage der Woche

Soll man die AfD verbieten?

Unser Pro und Contra jede Woche neu
Diskutieren Sie mit!

Die Frage der Woche – Archiv
X
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2024

Nächster Erscheinungstermin:
28. November 2025

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 29.11.2024 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

Abo Anmeldung

Passwort vergessen?

Geben Sie Ihren Benutzernamen oder Ihre E-Mail ein um Ihr Passwort zurückzusetzen. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an: vertrieb(at)bsz.de

Zurück zum Anmeldeformular 

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Passwort vergessen?

Geben Sie Ihren Benutzernamen oder Ihre E-Mail ein um Ihr Passwort zurückzusetzen. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an: vertrieb(at)bsz.de

Zurück zum Anmeldeformular 

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.