Bauen

Der Sonderpreis für „Bauen im Bestand“ ging an das Büro Brückner + Brückner für ihren Umbau des herzoglichen Marstalls in Coburg. (Foto: Peter Manev, Selb)

11.09.2015

Raffinierte Lösungen

Beispielhafte Projekte aus Bayern: Die Wanderausstellung zum Ziegelpreis kommt nach Nürnberg und Rosenheim

Bei der Verleihung des Deutschen Ziegelpreises 2015 wurden zwei Hauptpreise, drei Sonderpreise und acht Anerkennungen für herausragende Architektur in Ziegelbauweise vergeben – darunter sind auch bayerische Projekte. In Kooperation mit dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB), der Bayerischen Architektenkammer sowie weiteren Partnern schrieb das Ziegel Zentrum Süd e.V. (ZZS) bundesweit den Deutschen Ziegelpreis 2015 mit einer Preissumme von insgesamt 20 000 Euro aus. Die beiden Hauptpreise, mit jeweils 7000 Euro dotiert, gingen an Bembé Dellinger Architekten aus Greifenberg für die bereits mehrfach ausgezeichnete Ortsmitte von Wettstetten und an den Kölner Architekten Klaus Zeller für sein Gruppenwohnprojekt in Köln-Sülz.
Drei Sonderpreise wurden für die Kategorien Geschosswohnungsbau, Bauen im Bestand und Nachwuchs verliehen. Acht Anerkennungen erhielten Nachwuchs-Architekturbüros sowie herausragende Projekte in mehrschaliger Bauweise, aus dem Bereich Bauen im Bestand und Geschosswohnungsbau.
Hauptpreisgewinner Klaus Zeller (Köln), gelang es, die Jury unter Vorsitz von Dietmar Eberle mit dem gestalterisch klaren, modellhaften Wohnprojekt der Baugruppe „Sülzer Freunde“ zu überzeugen. Diese heute sehr gefragte, städtisch verdichtete Wohnform, bietet Menschen verschiedener Generationen ein lebenswertes Umfeld im Kölner Stadtteil Sülz und beweist, dass energetisch vorbildliches Bauen und Generationen übergreifendes Gemeinschaftsleben hervorragend zusammengeführt werden können.

Nachwuchs fördern

Es ist ein gelungenen Planungskonzept, das den kreativen Umgang mit monolithischen Außenwandkonstruktionen aus hochwärmedämmenden Ziegeln bei diesem zukunftsweisenden Wohnungsbauprojekt mit bis zu vier Geschossen in Passivhausbauweise unter Beweis stellt.
Das anspruchsvoll ausgeformte Bauensemble der neuen Ortsmitte von Wettstetten von Bembé Dellinger Architekten wurde zum Hauptpreisgewinner für herausragende Architektur mit mehrschaligen Ziegelaußenwandkonstruktionen gekürt. Diese Identifikation stiftende, geschickt platzierte Gebäudegruppe aus Rathaus, Verwaltung, Bürgersaal und Altenzentrum mit Kinderkrippe ist im eher ländlichen Umfeld des Altmühltals als sehr gelungene Schaffung eines lebendigen, architektonischen und sozialen Mittelpunktes dieser Gemeinde zu sehen.
Die von der Jury gesetzten Schwerpunkte führten zur Schaffung dreier Sonderpreise. Die Förderung des Nachwuchses war einer der Schwerpunkte. Michael Feil erhielt den Sonderpreis Nachwuchs für sein symbolhaft bedachtes und auch im Grundriss kreuzförmig ausgelegtes Pfarrhaus in Regensburg-Schwabelweis. Es wurde von der Jury als kraftvolles Beispiel eines sorgfältig konzipierten und detaillierten Gebäudes ausgewählt. Der Verfasser wurde als vielversprechendes Nachwuchstalent gefeiert.
Der Sonderpreis Geschosswohnungsbau ging dagegen an einen ausgewiesenen Meister seines Faches. Dem Frankfurter Architekten Stefan Forster gelang mit der einfühlsamen Kombination aus anspruchsvollem Wohnen und sakraler Nutzung ein imposantes Bauwerk im Frankfurter Westhafenviertel. 14 altengerechte und familientaugliche Wohnungen, städtisch verdichtet und dennoch ausgestattet mit großzügigen Loggien, Balkonen und zum Teil gemeinschaftlich nutzbaren Dachterrassen, überzeugten die Jury.
Brückner + Brückner Architekten konnten den Sonderpreis „Bauen im Bestand“ für ihren geschickten Umgang mit der historischen und denkmalgeschützten Bausubstanz des Herzoglichen Marstalls in Coburg entgegennehmen. Das überzeugende Konzept und der ausgeprägte Wille zur Innovation dieser Architekten, die von Tirschenreuth und Würzburg aus agieren, schufen ein anspruchsvoll gestaltetes Bauwerk, das dem Coburger Vermessungsamt sehr noble und energetisch optimierte Räumlichkeiten beschert.
Auch bei den Anerkennungen kommt der Wille der Jury zur Förderung des Nachwuchses zum Ausdruck. Das konsequent barrierefreie „Lange Haus“ in Brandenburg, das flexibel nutzbar und klar konzipiert ist, wurde von Franziska Schön und Matthias Hainz geplant, zwei jungen Nachwuchstalenten der Bauhaus Universität Weimar. Sie kombinierten hier gekonnt an den Schmalseiten des eingeschossigen Wohnhauses ortstypische Abbruchziegel mit verputzten, monolithischen Ziegelwänden.
Der junge Architekt Michael Aurel Pichler, Hohenwart, bewies ein feines Gespür für den vorsichtigen Umgang mit der historischen Bausubstanz eines Fachwerkhauses aus dem 18. Jahrhundert in Pappenheim, das er umsichtig sanierte und anspruchsvoll präsentierte.
Die Jury hatte entschieden, vier der insgesamt acht Anerkennungen an Projekte in mehrschaliger Bauweise zu vergeben, da diese den größeren Teil der 111 eingereichten Arbeiten umfassten. Ein klarer Anwärter dafür war das imposante Landesarchiv in Duisburg, das von Ortner + Ortner Architekten entworfen und umgesetzt wurde. Der Gegensatz des strengen, markanten Archivturmes zu der fast textil anmutenden Feinheit der Hüllkonstruktion wurde besonders hervorgehoben.
Das in Clustern konzipierte Gymnasium in Frankfurt-Riedberg der Architekten Ackermann + Raff wurde als zeitlos im positivsten Sinn beurteilt und mit seinen ansprechenden Atrien und Höfen als sehr gelungenes Beispiel für moderne Schularchitektur eingeschätzt.
Die kubischen Erweiterungsbauten des Museums „Luthers Sterbehaus“ in Eisleben vom Architekten „von M“ aus Stuttgart wurden mit einer weiteren Anerkennung geehrt. Die gelungene Ergänzung der Bauten des Weltkulturerbes durch souveräne und doch harmonisch eingefügte, moderne Architektur sei bemerkenswert, urteilte die Jury.

Raue Haptik

Bächle Meid Architekten aus Konstanz erhielten eine Anerkennung für das Familienzentrum mit Kindergarten und Kinderkrippe in Tettnang. Mit seiner bewegten Dachlandschaft und der rauen Haptik der Klinkerhülle ist es eine kraftvolle, eigenständige Interpretation.
Zwei weitere Projekte wurden für beispielhaftes Bauen im Bestand und anerkennenswerten Geschosswohnungsbau geehrt. Die Architekten Neumeister & Paringer wurden mit einer Anerkennung für die innovative, energetische Sanierung des Pfarrhauses der Erlöserkirche in Landshut, bei der es gleichzeitig gelang, das Döllgastsche Erscheinungsbild authentisch wiederherzustellen, ausgezeichnet.
Die Architekten Jens Metz und Holger Kleine aus Berlin können sich über die Anerkennung für ihren Wohnungsbau in Neu-Ulm freuen. Jules et Jim genannt, bietet es den Bewohnern gemeinschaftlich nutzbare, halböffentliche Dachterrassen, die „promenade sociale“. Wie der Hauptpreisträger aus Köln wurde dieser Gebäudekomplex aus dem Bereich sozialen Wohnungsbaus in Neu-Ulm mit monolithischen Ziegelaußenwandkonstruktionen errichtet – hier mit bis zu sechs Geschossen. (BSZ) Eine ausführliche Dokumentation der prämierten Arbeiten ist als eMagazin auf der Website des Ziegel Zentrum Süd www.ziegel.com erhältlich.
Eine Wanderausstellung zum Preis macht demnächst Halt an der Technischen Hochschule Nürnberg (6. bis 14. Oktober) und anschließend an Hochschule Rosenheim (21. bis 29. Oktober).
Abbildung (Foto: altrofoto)
Symbolhafte Architektur: Für das Pfarrhaus in Regensburg-Schwabelweis erhielt Michael Feil einen Sonderpreis.   

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