Bauen

Der stilsicher sanierte Kostnerhof im Zellertal. (Foto: Ines Kohl)

16.12.2016

Ruine wurde zum Schmuckstück

Der Kostnerhof: Tradition und Moderne im Bayerischen Wald

Ausspannen, entschleunigen, Tapetenwechsel. Für den Chirurgen Guido Giermeier am Klinikum Passau heißt das, selbst Hand anlegen beim Sanieren eines baufälligen Hofs. Graben, Pflastern, Mauern, den Garten pflegen ist für ihn Erholung von der Arbeit in der Klinik. Damit hat er das geschaffen, was andere nun zu ihrer Erholung nutzen können, ein stilsicher saniertes Bauernhaus mit modernem Komfort im idyllischen Zellertal mit Blick über den Bayerischen Wald. Ein Sehnsuchtsort für Stadtmenschen.
Vor zwei Jahren erwarb Guido Giermeier den ruinösen, nur noch von Tauben bevölkerten Kostnerhof im Zellertal. Wie meist, wenn jemand sich in so eine Ruine verliebt und sich kopfüber in Sanierungsarbeit stürzt, wurde der arbeitswütige Passauer Chirurg von der einheimischen Bevölkerung für verrückt erklärt. Nun, da aus der ehemaligen Ruine ein Bilderbuchanwesen mit Vorbildfunktion geworden ist, schauen die Einheimischen aus ihren properen Häusern und staunen, welch Potenzial in so einem alten Gebäude steckt.

Dicke Natursteinmauern


Tradition und Moderne verbinden sich hier aufs glücklichste miteinander. Massives Gebälk und dicke Natursteinmauern, weitläufige Räume, offene Treppen, Holzöfen und Pelletheizung. Die offene Küche, die großen Bäder und die mit Holz zu beheizende Sauna sind nach modernsten Gesichtspunkten eingerichtet und bieten höchsten Komfort.
Der denkmalgeschützte Bauernhof wurde 1726 erbaut, ein alter Vorratskasten für Getreide trägt diese Datierung. Der Hof liegt eingebettet in einen sanften Hang, drumherum Wiesen, davor ein gepflegter Bauerngarten. Ein großer Naturbadeweiher wurde angelegt. Das fast 300 Jahre alte Wohnstallgebäude in Holzblockbauweise mit historischem böhmischem Kappengewölbe verbindet Wohnbereich und Stallungen direkt miteinander, wie es früher üblich war.

Materialien aus der Region

Bei der Renovierung stand an erster Stelle die Devise, Materialien aus der Region zu verwenden und nur mit traditionellen Handwerksmethoden zu arbeiten. Alles brauchbare Material, Holz und Stein, wurde weitgehend aufgearbeitet und wiederverwendet. Die Gredplatten vorm Haus wurden neu verlegt, im Innenbereich findet sich bruchrauer Solnhofener Naturstein. Bei den neuen Türen wurde farbiges Antikglas verwendet. Man spürt die Liebe zum Detail. Aus alten Hölzern wurden wieder Bänke und Tische. Balken, Böden, Türen und Beschläge wurden weitgehend erhalten. Wo aber der Dielenboden neu verlegt werden musste, wurden Tannen in der Nachbarschaft geschlagen und verarbeitet.
Das wunderbare böhmische Kappengewölbe drohte einzustürzen; es musste auf abenteuerliche Weise gestützt und angehoben werden. Es überspannt den schönsten Raum im ganzen Gebäude. Die Wände wurden mit Lehmputz verputzt. Für diese Arbeiten mussten Handwerker gefunden werden, die die traditionellen Methoden noch beherrschen, Geduld haben und ein Gefühl für die Schönheit und Wärme alter Häuser. Für den kontaktfreudigen Bauherrn kein Problem, er weiß, wo er nach den richtigen Handwerkern und gutem Design zu suchen hat. Es fand sich ein Schmied, der die Geländer schlicht und formschön gestaltete.
Die besten Ideen hatte der Bauherr meist selbst. Mit einem befreundeten Schreiner wurden Betten, Tische und Bänke entworfen und gebaut, auch hier mit viel Eigenleistung. Die Betten in einem der Schlafzimmer unter mächtigem Gebälk sind Betten für Könige, der Hausherr hat sie selbst entworfen. Für vieles wurde er fündig bei Antiquitätenhändlern. Ein gusseiserner, historischer Holzofen wärmt den ehemaligen Stall, eine Kinderwiege setzt einen Akzent im Kinderschlafzimmer. Rustikaler Unsinn fehlt komplett. Kein Wagenradl, kein Jodeldekor, kein Trockengesteck. Alles, was im Haus herumsteht, erfüllt seinen Zweck. Zurückhaltendes Design in Küche und Bad, funktional und formschön, korrespondiert mit dem rustikalen Umfeld.
Die Mühen wurden 2015 mit dem Bayerischen Staatspreis belohnt, für das „außerordentlich hohe Engagement“, mit dem dieses ortsbildprägende Gebäude erhalten wurde und genutzt wird.
Mit 350 Quadratmetern bietet der Kostnerhof locker Platz für acht Personen. Die Ausstattung lässt keine Wünsche offen. Küche mit Stube und Kamin sind integriert und lassen Auslauf, im Wohnzimmer mit Gewölbe kann man sich ausbreiten. Wer es sich zutraut, kann den Backofen im Hof nutzen. Insgesamt drei wohnliche Schlafzimmer sorgen für genügend Rückzugsmöglichkeiten. Kinder finden reichlich Platz zum Toben. Stille Ecken und Ruhplätze finden sich rund ums Haus und wenn das Bayerwaldwetter sich wieder einmal von seiner unwirtlichen Seite zeigt und der Grillabend auf der Terrasse ins Wasser fällt, kann man in der Sauna abhängen. (Ines Kohl) (Der große Wohnraum mit dem böhmischen Kappengewölbe; Sitzecke in der großen Stube und eines der drei gemütlichen Schlafzimmer - Fotos: Ines Kohl)

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