Zumindest einen Teil seines neuen Eingangstors hatte der Campus der Hochschule Landshut eigentlich schon 2017 erhalten. Damals war das neue, rote Hörsaal- und Institutsgebäude eröffnet worden. So richtig vollendet ist die Eingangssituation aber erst seit diesem März: Da wurde der Mensaneubau offiziell in Betrieb genommen. Jeweils vom Wiener Architekturbüro POS architekten ZT gmbh geplant, stellen die beiden Gebäude zusammen künftig das bauliche Gesicht des Campus nach außen hin dar.
Nötig geworden war der Neubau, weil sich die Hochschule für angewandte Wissenschaften immer größerer Beliebtheit erfreut. 1971 zunächst als Außenstelle der Fachhochschule Weihenstephan gegründet, ist sie seit 1978 eigenständig. In den sechs Fakultäten Betriebswirtschaft, Elektrotechnik und Wirtschaftsingenieurwesen, Informatik, Interdisziplinäre Studien, Maschinenbau und Soziale Arbeit werden an der Hochschule Landshut derzeit 52 Bachelor- und Masterstudiengänge angeboten.
Mit den steigenden Studierendenzahlen in den vergangenen Jahren entstand auch der Bedarf an einer größeren Mensa. Aktuell besuchen rund 4700 Studierende die Hochschule, die bisherige Mensa im Zentralgebäude aus dem Jahr 1992 war jedoch nur für die Versorgung von etwa 1600 Studierenden ausgelegt. Zudem entsprach sie nicht mehr den hygienischen Anforderungen von heute. Eine Sanierung und Umstrukturierung wurde als zu kostspielig angesehen. Daher investierte der Freistaat Bayern über die Projektleitung des Staatlichen Bauamts Landshut rund 14,5 Millionen Euro in einen modernen Bau.
Über Leistungs- und Preiswettbewerbe wurden in 116 Einzelverträgen alle Planungs- und Bauleistungen gewerkeweise für 9,2 Millionen Euro an 62 niederbayerische, 3,1 Millionen Euro an 29 andere bayerische, 1,5 Millionen an 13 andere deutsche sowie rund 400 000 Euro an einen luxemburgischen und zwei österreichische Partner des Mittelstands vergeben. Gemessen an einem Vergleichsobjekt aus dem Jahr 2014 konnten daher mit ohnehin höherem Energiestandard bei den Bauwerkskosten rund 1,5 Millionen Euro eingespart werden.
Die öffentlich genutzten Flächen des neuen Gebäudes orientieren sich in Richtung Südwesten zu einem Teich. Durch die großzügige Transparenz der verglasten Fassaden fließt der Landschaftsraum bis unter das Dach. Der Eingang liegt an der Schnittstelle zwischen Campusvorplatz und innerem Campusbereich und öffnet sich damit zu den am meisten publikumsfrequentierten Bereichen des Campus. Die Tresen der Speiseausgabe sind übersichtlich im Free-Flow-System angeordnet und schließen sich daran an, gefolgt von Speisesaal, Rückgabe und Sanitärbereichen. Der Ausgang liegt direkt der Bibliothek zugewandt, sodass ein optimaler kreuzungsfreier Bewegungsfluss entsteht. Die Speiseausgabe ist abtrennbar, damit der Speisesaal ungehindert nach dem Essen rund um die Uhr genutzt werden kann.
Die Mensa mit ihren 1400 Quadratmetern Nutzfläche verfügt über 400 Sitzplätze. Bei einer dreieinhalbfachen Belegung in der Hauptessenszeit kann das Studentenwerk Niederbayern/Oberpfalz so täglich bis zu 1400 Gäste bewirten. Der knapp 600 Quadratmeter große Speisesaal mit Speisenausgabe ist eingeschossig und überwiegend als Holzkonstruktion geplant. Er besitzt eine zum Teil verglaste Pfosten-Riegel-Fassade, ist nicht unterkellert und in attraktive kleinere Bereiche untergliedert.
Der Hauptbereich des Speisesaals begleitet als etwa neun Meter breites Band die zweimal gefaltete Fassade, sodass drei unterschiedliche Bereiche entstehen. Im Mittelteil sind in einem niedrigeren Bereich ebenfalls Sitzplätze angeordnet, die von barartigen Hochtischen ergänzt werden. So können den Gästen und Studierenden unterschiedliche räumliche Situationen angeboten werden. Zudem besteht die Möglichkeit, die Mensa auch außerhalb der Essenszeiten rund um die Uhr zu nutzen, wie etwa als Studierraum, für Konferenzen und Konzerte.
Im Ausgangsbereich befindet sich die Speiserückgabe, die mit einem Förderband direkt mit der Spüle verbunden ist. Der Küchenbereich ist zur Speiseausgabe mit drei Schnelllauftüren aus Glas verbunden, um eine optimale Anbindung und Durchsicht zu gewähren. Der sich rückseitig anschließende Gebäudeteil für Küche, Sanitäranlagen, Personalbereiche, Lagerräume und Technik wurde in Massivbauweise ausgeführt. Dieser Teil ist unterkellert, im Obergeschoss befindet sich die Lüftungsanlage für das Gebäude.
Im Außenbereich entstanden zwei unterschiedliche Terrassen zum Essen und Arbeiten im Freien: Eine eingeschnittene, geschützte nach Süden, die im Sommer durch Bäume beschattet wird, die andere zum neu gestalteten Teich hin nach Südwesten, die stärker für die erste Frühjahrssonne und die Abendsonne konzipiert ist. Insgesamt wurden etwa 300 Kubikmeter Holz für die tragenden Konstruktionen verbaut. Durch die Verwendung von innovativen Hohlkastenträgern als Dachtragwerk konnten rund 300 Kubikmeter Holz gegenüber einer Konstruktion mit massiven Brettschichtholzelementen eingespart und vor allem auch höhere Stützweiten erzielt werden.
Der Boden des Speisesaals wurde mit Industrieparkett aus etwa 13 Kubikmetern Eiche belegt. Der Küchenbereich ist aus bautechnischen Gründen aufgrund der dort vorhandenen Nassräume als Stahlbeton-Massivbau konzipiert. Die Mensa besticht auch durch ihre moderne Technik. Die Vormittags- und Mittagssonne kann die Fassaden nur wenig erreichen, weshalb eine frühzeitige Aufwärmung des Speisesaals vermieden werden kann. Zudem tragen eine außenliegende Verschattung, die bis über fünf ansteigende Raumhöhe, viel Speichermasse durch massive Betonbauteile, die extensive Begrünung der Dachfläche und eine nächtliche Querlüftung dazu bei, den Speiseraum gegen Überwärmung zu schützen. Die Wasserfläche des Teiches und eine großzügige Bepflanzung bieten zusätzlich Verdunstungskühle.
Die großzügigen Glasflächen und zentral gesetzte Oberlichter schaffen viel natürliches Licht im Innenraum. Die Oberlichter dienen zudem der natürlichen Belüftung und Entrauchung. Der Speisesaal ist zusätzlich mit einer mechanischen Lüftung ausgestattet. Vorrangig wird jedoch mittels der automatisch gesteuerten Fenster in der Fassade und im Dach natürlich gelüftet.
Ungefähr die Hälfte der Dachfläche ist mit Photovoltaikmodulen belegt. Der erzeugte Strom wird direkt in die Gesamtanlage eingespeist. Der sehr gute Energiestandard des Gebäudes, der verstärkte Einsatz von Holz als nachwachsendem Rohstoff, die eigene Photovoltaikanlage sowie die extensive Dachbegrünung machen die Mensa zu einem weiteren Beispiel für Nachhaltigkeit bei staatlichen Bauvorhaben. Zudem ist die Hochschule Landshut an das Fernwärmenetz der Stadtwerke Landshut mit ihrem Biomasseheizkraftwerk angeschlossen. (Tobias Nagler)
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