Bauen

Recyclingbaustoffe wie zum Beispiel Beton benötigen eine stärkere Akzeptanz. (Foto: BIV)

29.11.2022

Sinnvolle Ressourcenschonung

Sekundärrohstoffe in der Bauwirtschaft verwenden

Primär- und Sekundärrohstoffe – also mineralische Rohstoffe und Recyclingmaterial (RC) – haben beide ihre Berechtigung, um bedarfsorientiert und ressourcenschonend zu agieren. Um den Bedarf zu decken und die regionale Versorgung zu sichern gilt: Faires Miteinander, statt ideologisches Gegeneinander.

150 Millionen Tonnen. So hoch ist der jährliche Bedarf an Sand, Kies, Schotter und sonstigen mineralischen Rohstoffen in Bayern. Sie finden unter anderem Verwendung beim Bau von Gebäuden, im Verkehrswesen, aber auch bei der Herstellung von Porzellan, Unterhaltungselektronik oder sogar Genussmitteln wie Wein und Bier. Ihre Einsatzgebiete sind vielfältig und entsprechend hoch ist der Bedarf. Und genau dieser sollte aus zweierlei „Quellen“ bedient werden: mit Primärrohstoffen und Recyclingmaterial. Hier setzen sich der Bayerische Industrieverband Baustoffe, Steine und Erden e. V. (BIV) und der Baustoff Recycling Bayern e. V. (BRB) gemeinsam für ein faires Miteinander statt eines ideologischen Gegeneinanders ein. 

Im Sinne der Ressourcenschonung sollte ein möglichst hoher Beitrag an Sekundärrohstoffen zur Verwendung in der Bauwirtschaft angestrebt werden, vorausgesetzt, die technischen und umweltrelevanten Merkmale für den vorgesehenen Einsatzzweck werden erfüllt. 

Wichtig für den Einsatz von RC-Material ist seine Qualität und Verfügbarkeit vor Ort. Nicht alle recycelten Baustoffe können uneingeschränkt genutzt werden. Für die Bereitstellung einer funktionsfähigen Infrastruktur und den Hochbau beispielsweise müsse nach Meinung der Experten auch zukünftig überwiegend auf natürliche Ressourcen zurückgegriffen werden. Gleichzeitig ist aber auch erkennbar, dass in anderen Bereichen die Nutzungsquoten für RC-Material deutlich niedriger sind als es möglich wäre.

Erhard Westiner von der Technischen Universität München (TUM) erklärt dazu: „Die für den Einsatz in Beton maßgeblichen Qualitätsmerkmale von Gesteinskörnungen sind in der DIN EN 12620 geregelt. Die technischen Anforderungen gelten gleichermaßen für Primär- und Sekundärzuschläge, um insbesondere Dauerhaftigkeit und Festigkeit, aber auch Verarbeitbarkeit der Betone in der Vielfalt der Anwendungen zu gewährleisten.“
Für die überwiegend zum Einsatz kommenden Betonsorten beispielsweise lasse das Regelwerk eine Substitution von 25 bis 45 Prozent – je nach Qualität des Recyclingbaustoffs – bezogen auf die Gesamtkörnung zu. Westiner geht davon aus, dass nach dem derzeit gültigen Regelwerk rund 6,6 Millionen Tonnen Recyclingbaustoffe allein in den bayerischen Transportbetonwerken eingesetzt werden könnten. Nach Schätzung des BIV liegt der tatsächliche Einsatz bei weniger als 100 000 Tonnen pro Jahr – also nur knapp 0,5 Prozent des Bedarfs an Gesteinskörnungen im Beton.

Aber warum ist das so? „Im Gegensatz zu ihrer Einsatzmöglichkeit, ist vor allem die ortsnahe Verfügbarkeit derzeit ein Knackpunkt“, so Bernhard Kling vom Bayerischen Industrieverband Baustoffe, Steine und Erden e. V. „Es gibt gerade in ländlichen Räumen schlichtweg zu wenig Bauschutt. Hier braucht es weiterhin eine funktionierende Primärrohstoffgewinnung in Bayern, um den Bedarf zu decken. Aber es ist ebenso unverzichtbar, den sinnvollen Mix von Primär- und Sekundärrohstoffen zu fördern – und auch einzusetzen.“

Nach Meinung der Experten gilt für die regionale Rohstoffversorgung: Was da ist, sollte genutzt werden. Das gilt für das Recyclingmaterial, aber eben auch für die Gewinnung der Primärrohstoffe, die noch immer in zahlreichen Einsatzgebieten alternativlos sind – und dies auch zukünftig bleiben werden. Hier ist nach Meinung beider Verbände aber gerade bei den öffentlichen Auftraggebern noch Nachholbedarf. Die Politik ist nun in der Verpflichtung, der ungerechtfertigten mangelnden Akzeptanz von RC-Baustoffen stärker entgegenzuwirken und den Regelwerken hier Vertrauen zu schenken. (BSZ)
 

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