Bauen

VdW Bayern warnt nach Rekordjahr vor einem Einbruch beim Wohnungsbau. (Foto: Bilderbox)

17.05.2022

Tolle Zahlen – trübe Aussichten

Die bayerische Wohnungswirtschaft warnt davor, dass Wohnungsbau schwieriger wird

2021 war für die bayerische Wohnungswirtschaft ein Jahr der Superlative. Rekord-Investitionen, die höchsten Neubauzahlen seit 1995 und ein starker Anstieg bei den Sozialwohnungen. Doch die gute Stimmung ist bei den sozial orientierten Wohnungsunternehmen schnell verflogen, berichtete VdW Bayern-Verbandsdirektor Hans Maier bei der Jahrespressekonferenz des Verbands. Auslöser sind die enormen Preissteigerungen bei den Baustoffen und die Zinsentwicklung am Kapitalmarkt. „Seit 2015 haben die Investitionen unserer Mitgliedsunternehmen jedes Jahr zugelegt“, berichtet Maier. Damit sei es nun wohl vorbei.

Für 2023 rechnet der Verband mit einem starken Rückgang beim Wohnungsbau. Derzeit würden erste Wohnungsunternehmen ihre Projektplanungen auf Eis legen. Eine weitere Herausforderung sei die Umsetzung der Klimaschutzziele. Diese würden zu einer deutlichen Mehrbelastung der Mieterhaushalte führen.

Das Jahr 2021 ist trotz Corona-Pandemie für die Wohnungswirtschaft Bayern ausgesprochen gut gelaufen. Mit 2,5 Milliarden Euro (+ 13 Prozent) befinden sich laut Maier die Investitionen der 493 sozial orientierten Wohnungsunternehmen auf einem Allzeithoch. Den größten Anteil an den Investitionen hatte der Wohnungsneubau mit 1,5 Milliarden Euro (+ 14 Prozent), gefolgt von Instandhaltungsmaßnahmen mit 619 Millionen Euro und Wohnungsmodernisierungen mit 324 Millionen Euro.

Ein kräftiges Plus erzielten die Wohnungsunternehmen beim Bau von 5253 neuen Wohnungen (+ 26 Prozent). „So viele Wohnungen wurden seit 1995 nicht mehr durch unsere Mitglieder errichtet“, freute sich Maier. Besonders positiv sei der Zuwachs bei den Sozialwohnungen. 2021 wurden 3235 öffentlich geförderte Wohnungen gebaut (+ 13 Prozent). Damit verwalten die Verbandsmitglieder 108 709 Sozialwohnungen. Insgesamt leben rund 1,4 Millionen Menschen in den mehr als 545 000 Wohnungen der Verbandsmitglieder. Die Durchschnittsmiete beträgt 6,59 Euro pro Quadratmeter. Zum Thema Miete erklärte der Verbandsdirektor darüber hinaus: „Das Thema ist nicht, was können wir verlangen, sondern, was können unsere Mieter bezahlen.“

Den Bedarf an bezahlbaren Mietwohnungen schätzt der Verband unverändert hoch ein. Der Wohnungsmarkt ist in vielen Klein- sowie Mittelstädten und in allen bayerischen Großstädten seit Jahren angespannt. Eine schwierige Situation für die Wohnungswirtschaft, denn für die Flüchtlinge aus der Ukraine gibt es kaum freie Wohnungen. „Leider können wir hier keine schnelle Lösung bieten“, bedauerte der Verbandsdirektor. Die Neubauziele des Bundes von 400 000 neuen Wohnungen jährlich seien vor diesem Hintergrund unbedingt notwendig.

Doch aus Sicht des VdW Bayern haben sich die Rahmenbedingungen für den Wohnungsbau drastisch verschlechtert. Die aktuellen Kostensteigerungen bei Baustoffen und Materialengpässe wirken sich zunehmend auf den Wohnungsbau in Bayern aus. Der immense Kostenanstieg verhindert für die Verbandsmitglieder, so Maier, eine seriöse Kalkulation von Bauprojekten. Die Folge: Falls der Preisanstieg nicht gestoppt wird, werden 60 Prozent der Wohnungsunternehmen ihre Neubau- und Modernisierungsprojekte zurückstellen. „Bei unseren Mitgliedern geht es immer um den Bau bezahlbarer Wohnungen. Wenn das durch hohe Grundstückspreise, explodierende Materialkosten und steigenden Bauzinsen nicht mehr möglich ist, wird der Neubau leiden.“

Als weitere große Herausforderung nannte der Verbandsdirektor das Ziel der Klimaneutralität im Freistaat bis 2040. Die wichtige Rolle des Wohnungsbestands für den Klimaschutz sei dabei unbestritten. Doch der Verband erwartet von der Politik bessere Ansätze als eine reflexartige stetige Verschärfung der Effizienzstandards für Wohnungen. „Das macht das Bauen immer teurer und treibt so die Mieten nach oben“, kritisierte Maier. Er forderte einen sozialen Klimaschutz und neue massentaugliche Konzepte für den Gebäudebereich.

Klimaneutralität werde am besten durch eine Kombination aus guten bautechnischen Maßnahmen und der Versorgung mit erneuerbaren Energien erreicht. „Das wissen wir aus vielen realisierten Projekten“, sagte der Verbandsdirektor. Gerade angesichts der drastisch steigenden Energiepreise müsse die Energiewende im Gebäudesektor dringend vorangebracht werden und der Gesetzgeber sollte endlich vereinfachte Bedingungen für die Nutzung von Mieterstrom, etwa aus Photovoltaikanlagen, schaffen. „Aus Sicht der Wohnungswirtschaft heißt das Ziel, Klimaschutz und bezahlbares Wohnen zu vereinbaren“, betonte Maier. (Friedrich H. Hettler)

 

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