Zwei Jahre hat der An- und Umbau an der Berufsschule Bad Tölz in der Gudrunstraße gedauert. Was nun ganz funktional und nüchtern als Ersatzneubau bezeichnet wird, entpuppt sich als Gebäude verbindender Hingucker, der sich nahtlos in den Bestand einfügt. An der Berufsschule in Bad Tölz ist durch den Ersatzneubau Atrium eine Gebäudeeinheit entstanden, die sowohl innen wie auch außen neue Perspektiven und Lernmöglichkeiten schafft. Der Neubau ersetzt den quadratischen Atriumbau im südöstlichen Bereich des Grundstücks, der derzeit zwar noch provisorisch genutzt wird, dessen Tage jedoch gezählt sind.
Beim Ersatzneubau Atrium handelt es sich um einen großzügigen Anbau an den bestehenden nordseitigen Gebäudetrakt, der sich nun an Straße und Gehweg erstreckt. Auf zwei Ebenen beziehungsweise 780
Quadratmetern schuf das Architekturbüro Baldauf & Prill aus Schongau unter der Regie des Bauherrn, Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, neue funktionale Räume. Im Erdgeschoss entstanden zwei integrierte Fachunterrichtsräume für die Fachrichtung Zahnmedizin, dazu ein Vorbereitungs- und Sammlungsraum für die Materialien, ein Besprechungsraum und ein kleines Büro.
Im ersten Obergeschoss sind nun ein multifunktionaler EDV-Raum, zwei Klassenräume für medizinische Fachangestellte, ein Labor sowie ebenfalls ein Vorbereitungs- und Sammlungsraum zu finden. Optisch sind Alt- und Ersatzneubau kaum zu unterscheiden. Entscheidend dafür sind die optische Fortführung der Fassade sowie die Form des Dachs. Denn das den Bestand prägende flachgeneigte Satteldach mit Ziegeldeckung wurde auch auf den Ersatzneubau übertragen.
Ansprechender Innenhof
Durch die Verlängerung des nördlichen Riegels sowie durch einen neuen Zwischenbau ist ein ansprechender Innenhof entstanden, der nun eine ganz neue Atmosphäre für die Pausen zulässt. Dort wo vorher ein fließender Übergang zum Parkplatz herrschte, begrenzen nun das neue Gebäude und der im Zuge des Ersatzneubaus entstandene Zwischenbau den Raum. Auf 240 Quadratmetern können die Schüler nun zwischen den Schulstunden einmal durchatmen.
Grüne Inseln und Bänke erinnern an eine Art Park mitten im lernintensiven Bereich. Über eine Rampe ist auch ein zweiter ebenfalls rund 240 Quadratmeter großer Pausenhof barrierefrei von der Gudrunstraße aus erreichbar. Auch der Kiosk wurde im Zuge der Baumaßnahme vergrößert.
Durch den Überbau des früheren Parkplatzes musste eine neue Stellplatzlösung gefunden werden. Fündig wurde man im südlichen Bereich, auf dem derzeit noch das bisherige Atriumsgebäude sowie ein temporärer Containerbau stehen. Nach dem Abriss des Atriums und dem Abbau des aktuell aufgestellten Containerbaus
wird das Tölzer Schulzentrum am Standort Berufsschule über insgesamt 92 Parkplätze verfügen.
An der neu gestalteten Fassade zeigt sich, dass das, was sich die Planer beim Neubau der Schule Ende der 1950er Jahre zum Eingangsbereich gedacht hatten, durchaus praktikabel und sinnvoll war. Der zwischenzeitlich Richtung Osten verlegte Haupteingang wurde wieder an seinen Ursprungsort zurückverlegt. Künftig betreten die rund 1000 Schüler die Berufsschule wieder von Norden her aus der Gudrunstraße kommend.
Die Architekten planten die Außenwände des Erweiterungsbaus als 24 Zentimeter dicke Stahlbetonwände, versehen mit einem modernen 18 Zentimeter dicken Wärmedämmverbundsystem, um energieeffizient zu arbeiten. Am Haupteingang an der Nordseite wurden das zweigeschossige Stahl-Glas-Element und die Betontreppe erneuert um diesen optisch und funktional aufzuwerten. Das Thema Barrierefreiheit setzt sich im Gebäudeinneren fort – ein Aufzug ermöglicht den Zugang in das erste Obergeschoss, über einen Treppenlift kann man den Keller erreichen.
Abgehängte Akustikdecken
Im Innern sorgen abgehängte Akustikdecken für die Minderung von Lärm. In die Decken wurden die technische Gebäudeausrüstung und die LED-Beleuchtung integriert. Hochkantlamellenparkettböden aus Eiche schaffen durch ihre natürliche Optik eine angenehme Lernatmosphäre. Die Wände und die neue Fachraummöblierung sind in Weiß gehalten und sorgen für mehr Helligkeit. Im Kontrast dazu stehen die schwarzen Stühle sowie hellgrauen Tische sowie dunkelblaue Kugelgarn-Teppichböden in ansonsten sehr hellen Fluren. So kann sich das Auge immer wieder an markanten Kontrasten festhalten und verliert sich nicht im Raum.
Das Thema Energieeffizienz spielt wie bei allen Sanierungen und Neubauten, die der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen in seiner Rolle als Sachaufwandsträger tätigt, eine große Rolle. Schließlich verfolgt man im Rahmen des Schulentwicklungskonzepts Energiewende – kurz SEKE 2035 – ehrgeizige Ziele. Bis 2035 sollen alle landkreiseigenen Schulen energetisch ertüchtigt werden. Und so sorgen nun neben dem Wärmedämmverbundsystem in der Fassade dreischeibenisolierverglaste Fenster für geringe Wärmeverluste.
Damit trotzdem optimal gelüftet wird – unabhängig von menschlichem Verhalten – sorgt eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung für einen konstanten Luftaustausch. Fußboden- und Wandheizung erzeugen ein angenehmes Raumklima. Beheizt wird der gesamte Gebäudekomplex durch das Nahwärmesystem, das über das Biomasse-Heizwerk an der benachbarten Realschule gespeist wird.
Komplettiert werden die Umbau- und Neubauarbeiten durch eine moderne Brandmeldeanlage und Brandschutztüren.
Eröffnet wurde der Ersatzneubau am 18. Juni 2018. 5,3 Millionen Euro (FAG gefördert) kostete die Baumaßnahme, mit deren Planung man im Frühjahr 2013 begonnen hatte. (BSZ)
(Blick in ein Klassenzimmer und ein neuer, heller Flur - Fotos: Thomas Baldauf)
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