Bauen

Die Fugen zwischen Schloss und Neubau schaffen Eigenständigkeit. (Foto: Markus Müller)

20.11.2023

Wieder zurück im Herzen der Altstadt

Rathausneubau und Schlosssanierung in Herzogenaurach

Marktplatz 11 – so heißt die Adresse, unter der die Stadtverwaltung Herzogenaurach seit dem 12. September 2023 wieder im Rathaus-Ensemble aus Neubau und Schlossgebäude zu finden ist. Ein „Zurück in alte Räume“ ist es jedoch nicht: Der zu klein gewordene Verwaltungsbau aus den 1960er-Jahren wurde 2019 abgerissen, danach durch einen Neubau ersetzt und das denkmalgeschützte Schloss in diesem Zeitraum generalsaniert.

Bereits 2008 war die Platznot so evident geworden, dass neben einer Sanierung in technischer und energetischer Hinsicht auch ein Um- und Anbau des 1960er-Jahre-Baus angedacht wurde. Aufgrund der Finanzkrise mussten weitere Planungen jedoch zunächst zurückgestellt werden. Ein 2014 vom Nürnberger Architekturbüro Fritsch Knodt Klug + Partner erstelltes Gutachten ergab schließlich, dass der Raumbedarf für ein zukunftsfähiges Rathaus mit einer Sanierung und geringfügigen Erweiterung des neueren Gebäudeteils nicht zu decken sei. Darum beauftragte der Stadtrat am 16. Juli 2014 die Verwaltung, unter externer Beteiligung Abriss und Neubau des 1960er-Jahre-Traktes sowie eine Schlosssanierung vorzubereiten.

Der Startschuss für den Rathausneubau war gegeben. Im September 2014 veranlasste der Stadtrat, im Rahmen eines Wettbewerbs ein Architekturbüro zu finden, das Planung und Bau durchführen sollte. ANP, die Architektur- und Planungsgesellschaft mbh aus Kassel, begleitete diesen Auswahlprozess. Ursprünglich in der Wettbewerbsausschreibung enthalten war auch die Beplanung eines angrenzenden Parkplatzareals mit Vortragssaal, Bürgerberatungsstellen, Tiefgarage und Stadtbücherei, die jedoch schließlich aus Kostengründen zurückgestellt wurde.

Im Rahmen einer EU-weiten Ausschreibung der Architektenleistungen überzeugte schließlich das Architekturbüro Bär, Stadelmann, Stöcker aus Nürnberg die Jury 2016 mit seinem Rathaus-Entwurf. Anfang Januar 2019 zog die Stadtverwaltung mit ihren rund 160 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die nächsten vier Jahre in das leerstehende, ehemalige PUMA-Headquarter am Rand der Innenstadt. Eines der größten Bauprojekte der Stadt Herzogenaurach konnte beginnen.

Konzipiert als
konsequenter Ringschluss

Nach dem Abriss des „Neubaus“ und Spezialtiefarbeiten gewann das neue Gebäude zunehmend an Gestalt, bis im Juli 2023 schließlich auch die letzten Gerüste abgebaut werden konnten. Der Gebäudekomplex aus Schloss und Neubau ist in seiner neuen Fassung als konsequenter Ringschluss konzipiert, sodass eine klare Wegeführung und Orientierung im Rathaus geschaffen werden konnte. Die äußeren Wege sind ähnlich zum Vorgängergebäude angeordnet. Sie verbinden das Rathaus wieder mit dem gewachsenen Wegenetz der Innenstadt und auch mit dem Schlossgraben als Erholungs- und Freizeitraum. Auf diese Weise ist das Rathaus wieder ins Zentrum gerückt und für alle in der Mitte Herzogenaurachs erreichbar und erlebbar.

Architektonisch gesehen fügt sich der Neubau wesentlich natürlicher neben das Schloss ein als der 1960er-Jahre-Bau und wurde nicht direkt an das Schloss angebaut, sondern mit Abstand zum Bestand gestellt. Diese „Fugen“ lassen beide Bauteile als eigenständige Häuser wirken und verbinden sie doch gleichzeitig zu einem Ensemble.

Anders als beim Altbau wurde bei der Neugestaltung darauf geachtet, dass der gesamte Innenhof eine einheitliche Ebene bildet und die Eingangsbereiche zum Rathaus ohne Treppenstufen erreichbar sind. Eine taktile Leithilfe für Sehbehinderte ist umgesetzt. Erstmals ebenerdig und barrierefrei ist das Bürgerbüro untergebracht. Auch die Stadtbücherei im 1. Obergeschoss des Schlossgebäudes ist nun komplett barrierefrei. Ein geeigneter Aufzug und eine längere Rampe garantieren auch mit Rollstuhl einen unkomplizierten Besuch.

Herzogenaurachs Erster Bürgermeister German Hacker: „Das neue Rathausgebäude mit generalsaniertem Schloss ist ausgestattet mit modernster Gebäudetechnik, gebaut mit sehr hochwertigen Komponenten und damit langfristig energieeffizient, nachhaltig und klimaschonend. Unser Zentrum hat ein neues Wahrzeichen erhalten, das sich zurückhaltend dem historischen Gebäude unterordnet und wie von selbst einfügt.“

Parallel zum Neubau wurde das im 18. Jahrhundert im Barockstil umgebaute Schloss generalsaniert. Bereits 2019 während der Entkernung des historischen Gebäudes erfolgte die Kartierung der dabei sichtbar gewordenen Schäden. Sanierungskonzepte wurden erarbeitet und ab Mitte 2020 umgesetzt. Die Stadt Herzogenaurach arbeitete dabei eng mit den Denkmalschutzbehörden zusammen und ließ sich von Holzgutachtern, Restauratoren, Tragwerksplanern und den Architekten beraten.

Anfang 2021 wurden im Zuge der Bauarbeiten deutliche Schäden der Dachstühle festgestellt, was auf eine nicht fachgerechte Neueindeckung der Dächer zu Beginn der 1970er-Jahre zurückzuführen war. Für eine Sanierung mussten die Dachflächen geöffnet und die Dachbalken komplett freigelegt werden. Ziel war es dabei, denkmalgerecht vorzugehen und damit ein Maximum der historischen Holzkonstruktion zu erhalten. Die bestehenden Dachziegel wurden wiederverwendet.

Nach Fertigstellung der Sanierung musste das Herzogenauracher Schlossgebäude wieder an die Bedürfnisse einer modernen Verwaltungsnutzung angepasst werden. Neben der Stadtbücherei findet dort zum Beispiel auch wieder das Amt für Stadtmarketing und Kultur seinen Platz sowie das Standesamt mit Trauzimmer und das Bürgermeisteramt. Für die neue Tourist Info ist exakt an der Schnittstelle von Neubau und Schloss ein repräsentativer Raum entstanden, dessen Rückwand die Stadtmauer bildet. (Brinja Goltz)
 

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