Bauen

Gold in der Kategorie Private Bauwerke ging an Schloss Geltofing. (Foto: Stefan Müller-Naumann)

20.09.2024

Würdigung herausragender Ingenieurleistungen

Bayerischer Denkmalpflegepreis 2024 verliehen

Sechs bayerische Baudenkmäler und ihre Bauherrschaften wurden gestern, 19. September 2024, mit dem Bayerischen Denkmalpflegepreis 2024 ausgezeichnet. Drei der prämierten Bauwerke stehen in Oberbayern, je eines in Oberfranken, Unterfranken und Niederbayern. Den Preis überreichte Norbert Gebbeken, Präsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau, gemeinsam mit dem bayerischen Bauminister Christian Bernreiter (CSU).

Sieger bei den öffentlichen Bauwerken sind die ehemalige Abteikirche St. Michael in Bamberg (Gold), die Grundschule an der Haimhauserstraße in München (Silber) und die Pfarrkirche St. Anton in Schweinfurt (Bronze).

Bei den privaten Denkmälern wurden das Schloss Geltolfing in Aiterhofen (Gold), die Historische Mühle in Unterammergau (Silber) und das Diringlo, ehemals Hof zum Hauser in Ohlstadt (Bronze) ausgezeichnet.

Die Bayerische Ingenieurekammer-Bau vergibt den Preis bereits zum neunten Mal gemeinsam mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege. 48 Bauwerke aus ganz Bayern wurden der Jury zur Prüfung vorgelegt. In den beiden Kategorien öffentliche und private Bauwerke wurde je einmal Gold, Silber und Bronze vergeben. Für die Gewinner der Kategorie „Private Bauwerke“ stellt die Bayerische Ingenieurekammer-Bau zusätzlich zur Auszeichnung ein Preisgeld von insgesamt 10 000 Euro bereit.

Ein besonderes Augenmerk bei der Vergabe des Preises gilt den herausragenden Leistungen der beteiligten Ingenieurbüros, die maßgeblich zum Erfolg der Instandsetzungen beigetragen haben.
Ressourcenschonendes Bauen par excellence

„Seit fast 20 Jahren genießt der Bayerische Denkmalpflegepreis großes Ansehen unter allen, die in Bayern in der Denkmalpflege aktiv sind. Der Erhalt historischer Bausubstanz ist Vorbild für den nachhaltigen Einsatz von Rohstoffen. Das ist ressourcenschonendes Bauen par excellence“, lobte Kammerpräsident Norbert Gebbeken. „Ein eindrucksvolles technisches Niveau, eine gelungene interdisziplinäre Zusammenar-beit aller Projektbeteiligten und der Erhalt von baulichem Kulturgut für nachfolgende Generationen – das macht den Bayerischen Denkmalpflegepreis aus. Bei der Auswahl der Preisträger stellen wir die kreative Ingenieurleistung im Mittelpunkt“, so Gebbeken weiter.

„Die ausgewählten Preisträgerinnen und Preisträger zeigen auch heuer wieder eindrucksvoll, wie intensiv sich viele Ingenieure, Architekten und Bauherren mit ihrem Wissen und ihren Fähigkeiten für die Baukultur und gerade auch die Denkmalpflege in Bayern einsetzen“, so Bauminister Bernreiter. „Ich bin der festen Überzeugung: Es lohnt sich. Unsere historischen Gebäude und Denkmäler sind es wert, für die Nachwelt erhalten zu werden. Ich danke allen, die sich genau dafür einsetzen, für ihr Engagement und ihre Leistungen.“

Kategorie Öffentliche Bauwerke:

Gold in dieser Kategorie ging, wie bereits erwähnt, an die ehemalige Abteikirche St. Michael in Bamberg (Oberfranken). In der Jurybegründung heißt es: „Der Instandsetzung des Tragwerks der ehemaligen Abteikirche St. Michael in Bamberg gingen beispielgebende Voruntersuchungen voran. Im Zuge von mehrjährigen Messun-gen wurden Schwankungen bei den Rissbreiten und den Verformungen erfasst. Auf dieser Grundlage wurde dann ein nachjustierbares Stahltragwerk entwickelt, das den Bestand sichert. Der Einsatz von Messtechnik und die umfangreichen Voruntersuchungen ermöglichten eine besonders wirtschaftliche und denkmalgerechte Instandsetzung des Tragwerks. Besonders hervorzuheben sind auch das interdisziplinäre Planungsteam und die eng getakteten Abstimmungsprozesse zwischen den einzelnen Disziplinen.“

Die Grundschule an der Haimhauserstraße in München wurde mit Silber prämiert. Im Zuge der Voruntersuchungen an der Grundschule wurden die ehemaligen Lüftungsschächte aus dem Jahr 1897 lokalisiert und dokumentiert. Es gelang anschließend, die Schächte in Stand zu setzen und dadurch das bauzeitliche freie Lüftungssystem wieder herzustellen. Auf den Einbau einer energie- und kostenintensiven raumlufttechnischen Anlage konnte somit verzichtet werden, hob das Preisgericht in seiner Begründung hervor. Bei der statischen Ertüchtigung der Decken erfolgte eine Reduzierung der Lasten durch Veränderungen im Bodenaufbau. Hierdurch konnte auf zusätzliche Tragsysteme verzichtet, die Sicherheit erhöht und die Substanz des Baudenkmals geschont werden. Insgesamt handelt es sich nach Ansicht der Jury um eine außerordentlich nachhaltige Instandsetzung des Denkmals.
Funktionierende Nachnutzungsräume

Mit Bronze ausgezeichnet wurde die Umgestaltung der Betonrahmen-Kirche St. Anton in Schweinfurt (Unterfranken). Die Umgestaltung der Betonrahmenkirche ist laut Preisgericht „einem massiven, gesellschaftlich motivierten Veränderungsdruck geschuldet“. Die Aufgabe bestand darin, funktionierende Nachnutzungsräume zu schaffen und trotzdem noch einen kleineren, aber schlüssigen Sakralbau zu erhalten.
Die zentrale Ingenieurleistung bestand für die Jury darin, das aus vielen Einzelteilen bestehende, rund 27 Tonnen schwere Fenster vorsichtig aus dem Bestand zu lösen und um 18 Meter zu verschieben, ohne dass die empfindlichen Scheiben oder die nur schwach bewehrten Rippen Schaden nehmen. Zudem ist nach Meinung der Jury das ursprüngliche Baudenkmal weiterhin ablesbar, ebenso wie die denkmalkonformen Veränderungen. „Dem kreativen Ansatz des Ingenieurteams ist es zu verdanken, dass dies gelungen ist.“

Kategorie Private Bauwerke:

Gold erhielt Schloss Geltofing in Aiterhofen (Niederbayern). Durch die genaue Kartierung des teilweise mit echtem Hausschwamm befallenen Dachwerks konnte das Schadensausmaß exakt eingegrenzt werden, so das Preisgericht. Dadurch war der Erhalt der Dachkonstruktion mit partieller Reparatur und Rückverformung möglich. Für die notwendigen Gründungsertüchtigungen wurden spezielle Fertigteil-Pfähle eingesetzt, die hydraulisch und damit erschütterungsfrei in den Untergrund vorgetrieben und jeweils verbunden wurden. Im Gegensatz zu herkömmlichen Gründungsertüchtigungen konnten hierdurch die Eingriffe in den Baugrund minimiert und ein besonders wirtschaftliches und substanzschonendes Verfahren eingesetzt werden, hob die Jury lobend hervor. „Hervorzuheben ist auch die äußerst gelungene Verspannung der stark geschädigten Gewölbe mithilfe von reversiblen Zuggliedern über den Gewölbeschalen.“

Die historische Mühle in Unterammergau (Oberbayern) wurde mit Silber ausgezeichnet. Aufgrund der vorliegenden Schäden an dem Baudenkmal musste die historische Mühle mit ihren Imperfektionen zunächst gesichert werden. Hierfür wurden Verankerungen und Stützkonstruktionen so bemessen und geplant, dass sie bei der späteren Instandsetzung nicht stören. Außerdem mussten bei der Planung und Umsetzung auch verschiedene Bauzustände berücksichtigt werden. Im Zuge der Instandsetzung musste laut Preisgericht auch die vertikale Lastableitung neu konzipiert werden. Hierfür wurden in Teilbereichen additive Stahltragwerke sichtbar vor die bestehende Wand gesetzt. Nach Abschluss der Instandsetzung wurden die Stützkonstruktionen weitgehend wieder zurückgenommen.

Bronze in dieser Kategorie ging an „Diringlo“ – ehemaliger Hof zum Hauser in Ohlstadt (Oberbayern). Bei dem Baudenkmal „Diringlo“ ergaben sich durch die Schäden im Bestand vielfältige statische Herausforderungen. Die Ingenieurleistungen beinhalteten laut Jury unter anderem Rückverankerungen von Wänden sowie Verspannungen von Teilen des Dachwerks. „Bei den Nachweisen und der Planung gelang es, die additiven Elemente entweder zu kaschieren oder aber durch den Einsatz sehr filigraner additiver Systeme diese zurückhaltend im Baudenkmal zu integrieren. Die Strukturen des Baudenkmals wurden dabei durch das additive Stahltragwerk kreativ aufgegriffen.“ (Friedrich H. Hettler)

 

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