Bauen

Das neue Haus der Wirtschaft der IHK Nürnberg für Mittelfranken. (Foto: Ralph Schweinfurth)

20.03.2020

Zeitgemäße Arbeitswelten

Das neue Haus der Wirtschaft der IHK Nürnberg für Mittelfranken

Das neue Haus der Wirtschaft der Industrie und Handelskammer (IHK) Nürnberg für Mittelfranken ist in den Jahren 2014 bis 2019 entstanden. Wegen der stark erneuerungsbedürftigen Bausubstanz des IHK-Gebäudes aus den Nachkriegsjahren wurde eine Generalsanierung mit Teilneubau durchgeführt. Die IHK-Vollversammlung hatte dieses Gesamtprojekt im Herbst 2013 nach einer eingehenden Standortanalyse beschlossen. Bei einem europaweiten Architektenwettbewerb gingen insgesamt 98 Bewerbungen ein. Den Architektenwettbewerb für den Neubau gewann schließlich der Entwurf des Architektenbüros Behles & Jochimsen aus Berlin, der sich in das Erscheinungsbild der Nürnberger Altstadt einfügt.

Für die Zeit der Bauarbeiten, die Mitte Mai 2014 begannen, zogen alle Geschäftsbereiche der IHK Nürnberg für Mittelfranken in das Ausweichquartier in der Nürnberger Ulmenstraße.

Bei dem Projekt ging es um mehr als eine bauliche Maßnahme: Ziel war es, die Organisation der Arbeit flexibler zu gestalten sowie den Kommunikationsfluss zu verbessern und dadurch eine bessere Zusammenarbeit zu erreichen. Das neue IHK-Gebäude bringt jetzt für die Kunden und die Mitarbeiter wesentliche Verbesserungen und ist im Betrieb deutlich kostengünstiger. Wichtige Aspekte der Baumaßnahme waren daher zeitgemäße Arbeitswelten, Energieeffizienz, Barrierefreiheit und Kundenorientierung.

Dem Gespräch mit den Kunden wird ein besonderes Augenmerk gewidmet. Der zu einem überdachten Atrium weiterentwickelte Innenhof der IHK wurde zur zentralen Kundenhalle mit einem zeitgemäßen Service-Zentrum und einer hohen Aufenthaltsqualität. Modern eingerichtete und ausgestattete Gesprächszonen, die sich an die Kundenhalle anschließen, ermöglichen eine deutlich verbesserte Betreuung in angenehmer Atmosphäre. Im neuen Gebäude gibt es zudem Räume für öffentliche Veranstaltungen, Gastronomie und Läden.

Teilabriss und Neubau

Die Wurzeln des traditionsreichen Standorts reichen bis in das Jahr 1560 zurück, als die neue Marktordnung erlassen wurde. Dieses Datum markiert die Geburtsstunde der kaufmännischen Selbstverwaltung in Nürnberg. Im Marktgewölbe am Hauptmarkt tagte damals der Handelsvorstand, der Vorläufer der IHK, die formell im Jahr 1843 durch König Ludwig I. von Bayern gegründet wurde. Im Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs wurde das Gebäude fast vollständig zerstört und daraufhin in den 1950er-Jahren als erstes Haus am Hauptmarkt wieder aufgebaut.

Der Gebäudekomplex zwischen dem Hauptmarkt und der Winklerstraße, der Waaggasse und dem Schulgässchen besteht aus vier Teilen, von denen zwei unter Denkmalschutz stehen (Haus A, C). Unmittelbar vor Baubeginn wurde das „Haus zum Savoyischen Kreuz“ erworben (E).

Um die gewachsenen Aufgaben der IHK und die gestiegenen Funktionsanforderungen ihrer Kunden weiterhin zu erfüllen, hat die IHK im Laufe der vergangenen Jahre umfangreiche Erhaltungsmaßnahmen durchgeführt. Trotz dieser Maßnahmen war das Gebäude durch einen hohen Erhaltungsaufwand und aufwendigen Sanierungsbedarf gekennzeichnet. Alleine die anstehenden notwendigen Arbeiten an den Einrichtungen der Informations- und Kommunikationstechnologie, der Heizung und dem Dach sowie die energetische Sanierung hätten geschätzte Kosten in Höhe von sechs bis acht Millionen Euro verursacht.

Weitere Maßnahmen wären bezüglich der Barrierefreiheit notwendig gewesen. Da einzelne Gebäudeteile nicht an den Aufzug angebunden waren, konnten diese praktisch nicht von gehbehinderten Kunden oder Mitarbeitern erreicht werden. Auch die Raumaufteilung und die ungünstigen Verbindungen zwischen den einzelnen Häusern war nicht mehr zeitgemäß. Dachschrägen im 4. Obergeschoss schränkten die Nutzung der dort befindlichen Räume stark ein. Bei Veranstaltungen war es schwierig, den der Öffentlichkeit zugänglichen Teil von den Arbeitsplätzen im Rest des Gebäudes abzutrennen. Diese Situation barg Sicherheitsrisiken und erheblichen Zusatzaufwand.

Vor diesem Hintergrund brachte die IHK beginnend im Jahr 2010 ein Gesamtkonzept für die Entwicklung ihres Gebäudes am Hauptmarkt auf den Weg. Nach der Erarbeitung von Werten und Zielen, die ein neues Haus der Wirtschaft erfüllen sollte, und der Prüfung verschiedener Standort-Szenarien wurde in der Vollversammlung der Beschluss zur Generalsanierung des derzeitigen Gebäudekomplexes gefasst, welche den Teilabriss und Neubau einzelner Gebäudeteile vorsah.

Bei den internen Funktionen der IHK wird großer Wert darauf gelegt, dass für alle Arbeitsbereiche und Abteilungen angemessene und individuelle Lösungen gefunden werden. Es wird ein modernes Bürokonzept mit großzügigen Open-Space-Bereichen umgesetzt, das ein attraktives Arbeitsumfeld schafft und für eine Steigerung der Arbeitseffizienz durch verbesserte Kooperations- und Kommunikationsmöglichkeiten sorgt. Faktoren wie Geräuschkulisse, arbeitsplatznahe Besprechungsmöglichkeiten, Rückzugsräume wurden berücksichtigt. In das Bürokonzept sowie die Gestaltung der Bürostrukturen wurden die Mitarbeiter von Beginn an einbezogen.

Offenheit und Modernität wurden auch in die Architektur übertragen: Eingebettet in die charakteristische Architektur der Stadt und des teils denkmalgeschützten IHK-Gebäudes wurde ein neuer städtebaulicher Akzent gesetzt. Insgesamt sind die geplanten Maßnahmen eine notwendige und Entwicklungsmöglichkeiten eröffnende Investition in den Werterhalt und in die Zukunftsfähigkeit des IHK-Standorts im Herzen der Stadt Nürnberg.

Bei den Bauarbeiten zum neuen Haus der Wirtschaft wurden 2015 unter den abgebrochenen Kellern an der Waaggasse die ältesten Siedlungsspuren Nürnbergs gefunden: Keramikscherben, die ungefähr aus dem Jahr 850 stammen. Damit ist die Stadt rund 200 Jahre älter als die erste urkundliche Erwähnung 1050. (FHH)

(Blick in das überdachte Atrium; offene Bürostrukturen und Kontaktzonen kennzeichnen den Neubau - Fotos: Behles & Jochimsen (2)/IHK, Kurt Fuchs)

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