Beruf & Karriere

Jeder vierte junge Mensch ist wegen Burnout und anderer psychischer Leiden krankgeschrieben. (Foto: Bilderbox)

27.10.2023

Junge Menschen leiden besonders

Immer mehr Beschäftigte in Bayern melden sich wegen psychischer Erkrankungen arbeitsunfähig

Die psychischen Leiden bei Beschäftigten in Bayern nehmen zu. Mindestens jede dritte Erwerbsperson (33 Prozent) ist von einer psychischen Diagnose betroffen. Bei rund 6 Prozent der Beschäftigten führt eine psychische Erkrankung zu einer Arbeitsunfähigkeit. Von den 7,8 Million Erwerbstätigen im Freistaat sind damit mittlerweile rund 470 000 mindestens einmal im Jahr wegen psychischer Leiden krankgeschrieben, wie Analysen auf Basis von Versichertendaten der Barmer ergeben haben.

„Wir beobachten diese Entwicklungen mit Sorge, und zwar auch mit Blick auf all diejenigen Erwerbstätigen, die diese Arbeitsausfälle abfedern müssen“, sagt deren Landesgeschäftsführer Alfred Kindshofer. Problematisch sei vor allem, dass psychisch bedingte Arbeitsunfähigkeiten in der Regel sehr lange dauern. Wichtig sei deshalb, Risiken zu identifizieren und präventiv entgegenzuwirken. Gefragt sei dabei die Gesellschaft als Ganzes, jede und jeder Einzelne, aber auch die Unternehmen.

Die Gruppe der affektiven Störung, wozu auch Depressionen zählen, führt in Bayern zu den meisten Fehltagen im Bereich der psychischen Erkrankungen. Im Freistaat sind aktuell 13,1 Prozent der erwerbstätigen Menschen davon betroffen. Den Auswertungen im aktuellen Gesundheitsreport zufolge dauert eine Krankschreibung aufgrund seelischer Leiden bei Bayerischen Beschäftigten im Schnitt sechs Wochen (46,8 Tage). Vergleichsweise wenige Betroffene verursachen also eine insgesamt sehr hohe Zahl an Fehltagen. „Deshalb ist es wichtig, die Risikofaktoren zu minimieren, Ursachen zu bekämpfen und Betroffenen bestmöglich zu helfen“, so Kindshofer weiter.

Psychische Erkrankungen müssen enttabuisiert werden

Laut Barmer Gesundheitsreport weisen Beschäftigte mit längerfristiger Tätigkeit an einem Arbeitsplatz und mit längerfristigem Aufenthalt an einem Wohnort die geringsten Risiken für psychische Erkrankungen auf. Beschäftigte in Arbeitnehmerüberlassung sind häufiger bedingt wegen psychischer Leiden krankgeschrieben als Beschäftigte in regulärer Anstellung. In unbefristeten Arbeitsverhältnissen ist die Quote geringer als bei befristeten Anstellungen.

„Jungen Menschen scheinen die multiplen Krisen der vergangenen Jahre besonders zuzusetzen“, sagt Kindshofer angesichts weiterer Auswertungen im Gesundheitsreport. Denn besonders in jungen Altersgruppen hat der Anteil jener zugenommen, die wegen psychischer Leiden krankgeschrieben waren. Jede vierte Erwerbsperson im Alter von 15 bis 29 Jahren (27 Prozent) war von einer psychischen Diagnose betroffen. Von 2017 bis 2021 stieg der Anteil der Betroffenen in dieser Altersgruppe um rund 7 Prozent. „Eine gesunde Psyche ist Grundstein für privaten und beruflichen Erfolg und nicht zuletzt Lebensqualität“, so Kindshofer.

„Warnsignale erkennen, Risiken minimieren“, laute daher die Devise bei psychischen Problemen. Denn diese hätten häufig einen langjährigen Vorlauf. „Das bietet die Chance, mit einfachen Mitteln effektiv entgegenzuwirken.“ Um das seelische Wohlbefinden zu fördern und mit Herausforderungen adäquat umzugehen, gebe es mittlerweile zahlreiche niederschwellige Unterstützungsangebote, beispielsweise in Form von Apps oder Gesundheitskursen, die Versicherte bei ihren Krankenkassen meist kostenlos nutzen können. Unternehmen werden zudem im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements individuell beraten und unterstützt, um ihre Beschäftigten passgenaue Angebote für die seelische Fitness zu machen.

Schaeffler mit Hauptsitz in Herzogenaurach ist eines der Unternehmen, mit denen die Barmer im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements kooperiert. Neben einer Vielzahl von Angeboten zur Förderung der körperlichen Gesundheit bietet Schaeffler seinen Mitarbeitenden Präventivmaßnahmen rund um das Thema mentale Gesundheit an. „Mit rund 83 000 Mitarbeitenden weltweit spiegelt die Schaeffler-Belegschaft den Querschnitt der Gesellschaft wider. Deshalb entwickeln wir auf Grundlage von Untersuchungen wie dem Barmer Gesundheitsreport zunehmend Maßnahmen zur Förderung der mentalen Gesundheit unserer Mitarbeitenden. Zum Beispiel Informationsveranstaltungen, die zur Enttabuisierung von psychischen Erkrankungen und erhöhten Achtsamkeit beitragen oder auch akute Hilfsangebote wie unsere Betriebliche Sozialberatung oder der Werksärztliche Dienst“, erläutert Anja Buschner, Spezialistin Betriebliches Gesundheitsmanagement bei Schaeffler. (Stefani Meyer-Maricevic)

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