Freizeit und Reise

Mit dem Floß unterwegs auf der Wilden Rodach. (Foto: Frankenwald Tourismus)

24.07.2018

Vier nasse Kilometer

Floßfahrt auf der Wilden Rodach: Aus Tradition wird ein Action-Erlebnis

Mit einem kräftigen „Platsch“ taucht das aus Baumstämmen mit Eisennägeln zusammen gehaltene Floß kurz hinter der Staustufe in die Wilde Rodach ein. Die rund 20 Gäste sitzen auf einem Holzbalken bis zur Hüfte im Wasser – wildes, freudvolles Johlen schallt durch das Rodach-Tal, während ganz vorne der Flößer Andreas Buckreus mit einem langen Flößerhaken das etwa 16 Meter lange Gefährt auf Kurs hält. Dass die Gäste nass werden, ist Teil des Spaßes, den eine Floßfahrt auf der Wilden Rodach macht. „Wer nicht nass wird, bekommt sein Geld zurück“, sagt Buckreus mit einem breiten Grinsen. Er ist der Vorsitzende der Flößergemeinschaft Wallenfels. Der über 200 Mitglieder starke Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Flößerei zu erhalten – und hat ganz nebenbei eine der beliebtesten Touristen-Attraktionen im Frankenwald geschaffen.

Buckreus und seine Mitstreiter führen die Tradition ihrer Vorfahren fort, denn im Frankenwald, einer der waldreichsten Regionen und 2017 zum Waldgebiet des Jahres erkoren, wird seit Jahrhunderten Holz abgebaut. „Mein Großvater und mein Vater waren noch als Flößer unterwegs“, berichtet Buckreus. Teilweise ging die Reise auf den Baumstämmen sogar über den Main und Rhein bis nach Holland. Tagelang waren sie unterwegs. Später übernahmen Lastwagen die Aufgabe, das Holz aus dem Frankenwald zu transportieren. Der heute 68-Jährige hatte bis zu seiner Rente eine auf den Holztransport spezialisierte Spedition.

„Wir wollen zeigen, wie die Menschen hier früher gelebt und gearbeitet haben“, sagt Buckreus über seine Motivation zur Flößerei – und über die Begeisterung der anderen Mitglieder in der Flößergemeinschaft. Die braucht es auch, denn „Flößerei ist Teamwork“. Insgesamt rund 40 Personen sind nötig, damit 15 Mal im Jahr von Mai bis September die 25 Floße mit bis zu 600 Passagieren zu Wasser gelassen und die rund vier Kilometer lange Strecke entlang gefahren werden können.

Jedes Floß braucht einen Flößer, der ganz vorne steht und Kurs hält. Entscheidend ist aber das rechtzeitige und eng vertaktete Öffnen der insgesamt sechs Stauwehre, die so schöne Namen wie „Brotzeitwehr“ oder „Speziwehr“ haben. „Wenn wir das nicht auf die Minute timen, bleiben die Floße stecken“, erläutert Buckreus. Denn sie schwimmen quasi auf einer Wasserwelle flussabwärts. Wird das Wehr geöffnet, schießen sie auf dem Wasserschwall hindurch und werden dabei bis zu 12 km/h schnell. „Aufgabe des Flößers ist es, das Floß in der Mitte des Flusses zu halten“, erklärt Buckreus. Dazu hat er einen Flößerhaken, mit dem er das Floß steuert und befreien kann, wenn es an Steinen hängen bleibt. „Man muss viel Erfahrung haben und manchmal ganz schön Kraft aufwenden.“

Insgesamt 35 Minuten dauert das feucht-fröhliche Erlebnis bis zum Flößerhaus in Wallenfels, wo sich die Besucher nach Erhalt des Flößerdiploms umziehen können. Die Flößer selbst treffen sich dann in ihrem eigenen Flößerkeller und genießen nach getaner Arbeit ein kühles Bier – ganz in der Tradition ihrer Vorfahren. Andreas Buckreus ist sich sicher, dass die Floßfahrt „einmalig in Deutschland“ ist. Wer nach der Fahrt – gut getrocknet und mit einer Brotzeit gestärkt – mehr über die Flößerei erfahren will, kann von ihm und seinen Kollegen viel über die Tradition und die harte Arbeit der Flößer erfahren oder dem historischen Flößermuseum in Unterrodach einen Besuch abstatten. (BSZ) (Infos unter: www.wallenfels.de)

(Insgesamt 25 Floße stehen zur Verfügung - Foto: Frankenwald Tourismus)

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