Freizeit und Reise

Hier wird ein "Coburger Rutscher" geformt. (Foto: Friedrich H. Hettler)

22.05.2023

Burgen, Bratwürste, Bier und Klöß

Coburg und die Ferienregion Coburg.Rennsteig: Grenzenlos fränkischer Urlaub

Idyllisch im Norden Bayerns in Oberfranken, genauer gesagt im Coburger Land, geht es mit Genuss ins Mittelalter. Dafür müssen Gäste nicht einmal in Archiven stöbern. Ein Bummel durch Coburgs fachwerkgesäumte Gassen und prächtige Plätze hinauf zur „Fränkischen Krone“, der weithin bekannten und mächtigen Veste, ersetzt öde Geschichtslektionen durch reales Erleben. Zudem weckt er den Appetit auf süße wie deftige und auf jeden Fall traditionsreiche oberfränkische Spezialitäten, die es hier an vielen Orten zu entdecken gibt. Damit kommt sogar der Gaumen in den Genuss einer ganz eigenen, leckeren Zeitreise.

Das rund 41 000 Einwohner zählende Coburg gilt als städtebauliches Schmuckkästchen mit hoher Lebensqualität und als wirtschaftliches Zentrum der Region. Das hat Tradition, denn die ehemalige Residenzstadt war über Jahrhunderte herzoglicher Herrschaftssitz und Treffpunkt des europäischen Hochadels. Die Coburger Herzöge, deren Herrschaft von 1353 bis 1918 andauerte, bescherten der Region durch ihre geschickte Heiratspolitik Einfluss in ganz Europa. Als prominentestes Paar sind hier Queen Victoria, Königin von Großbritannien und Irland, und ihr Prinzgemahl Albert von Sachsen-Coburg und Gotha zu nennen. Von diesem Glanz zeugen bis heute imposante Bauwerke: Schloss Callenberg, nordwestlich der Stadt gelegen und noch immer im Besitz der herzoglichen Familie, die Schlösser Ehrenburg und Rosenau sowie die stolz, hoch über der Stadt thronende Veste Coburg. Sie ist eine der größten und besterhaltenen mittelalterlichen Burganlagen Deutschlands.

Rauch hängt über dem Marktplatz von Coburg – aromatischer Rauch wohlgemerkt. Samstag ist in der oberfränkischen Hochschulstadt Markttag und Bratwurstbuden sind unter die Marktstände gemischt. Bis heute wird die typische Coburger Bratwurst über Kiefernzapfen gebraten – das qualmt und duftet wie in alten Zeiten.

Auch Luther war hier

Bis ins Mittelalter lässt sich Coburgs Stadtgeschichte zurückverfolgen. Ein Bummel durch die Altstadtgassen über Markt-, Schlossplatz und den Hofgarten hinauf zur „Fränkischen Krone“ gleicht einer Zeitreise. Mächtig thront die bekannte Veste über Stadt und Coburger Land. Mit ihren gewaltigen Mauern und Türmen gehört sie zu den größten Anlagen der Stauferzeit.

Sie beherbergt mit den Kunstsammlungen beeindruckende kunst- und kulturgeschichtliche Exponate, die einst von den Coburger Herzögen zusammengetragen wurden. Historische Gemälde, Kupferstiche, Skulpturen, Waffen, Kutschen oder Münzen sind in der Ausstellung ebenso zu finden wie eine bemerkenswerte Glassammlung, die auch das bedeutendste Stück der Kollektion beherbergt, das aus dem 11. Jahrhundert stammende Hedwigsglas, das sich einst im Besitz Martin Luthers befand und der auf der Veste im sogenannten Martin-Luther-Zimmer 1530 während des Augsburger Reichstags für sechs Monate hier lebte und unter anderem weiter an der Übersetzung der Bibel arbeitete.

Sehenswert ist aber auch Schloss Ehrenburg. Eindrucksvoll präsentiert sich das Schloss mit seiner neugotischen Außenfassade auf dem Coburger Schlossplatz. Die Ehrenburg gewährt einen Blick in die pompösen Wohn- und Schlafräumne des Coburger Adels. Im berühmten Riesensaal traf Königin Victoria zum ersten Mal den österreichischen Kaiser Franz Joseph. 

Apropos Wohnen: Wer in Coburg eine Unterkunft sucht ist im Hotel Villa Victoria bestens aufgehoben. Familie Sommer hat 2014 mit viel Liebe zum Detail und Leidenschaft das zweigeschossige Biedermeierhaus komplett renoviert. Neben der modernen und zeitgemäßen Ausstattung der Zimmer lag es den Besitzen besonders am Herzen, die „Schätze“ der Villa zu erhalten. So stammt der Stuck an der Decke des Frühstückraums, weite Teile des Parketts oder auch das Treppenhaus aus dem Erbauungsjahr 1835. Aber was das Beste ist, die Villa Victoria liegt inmitten der historischen Altstadt, nur drei Minuten vom Marktplatz entfernt.

Eingebettet in die Genussregion Oberfranken – berühmt für ihre enorme Dichte an Brauereien, Metzgereien und Bäckereien – spielen das kulinarische Handwerk und der Genuss auch im Coburger Alltag eine zentrale Rolle. Das zeigt sich in der lebhaften Gastro-Szene, die neben internationalen Genüssen auch moderne, von den aktuellen Trends inspirierte Küche bietet und gleichzeitig viel Regionales auf die Teller zaubert. Einkehren sollte man auf alle Fälle im Gasthaus Goldenes Kreuz. Hier, im ältesten Gasthaus Coburgs – erstmals 1508 urkundlich erwähnt –, lernt der Gast exzellente oberfränkische Küche kennen. Traditionelle Gerichte wie Braten mit einer besonderen Variante des Kartoffelkloßes, auch „Coburger Rutscher“ genannt, Bratwürste und fränkische Brotzeiten werden im Goldenes Kreuz aus frischen, in der Regel, heimischen Zutaten hergestellt. Zu verkosten gibt es den „Coburger Rutscher“ aber auch auf dem Coburger Klößmarkt.

Schmätzchen und Hof-Likör

Zum Nachtisch verführt dann ein „Schmätzchen“, eine Lebkuchenspezialität, die es seit dem 19. Jahrhundert nur in Coburg gibt. Kein Weg führt derweil an der Coburger Bratwurst vorbei. Mit deren Rezeptur nehmen es die Einheimischen sehr genau. Sogar ihre Länge ist festgelegt – 31 Zentimeter –, nachzuschauen auf dem Giebel des Rathauses, wo das „Bratwurstmännle“ steht. In seiner rechten Hand hält es einen Marschall-Stab, der als offizielles Bratwurstmaß gilt. Eine Legende zwar, denn tatsächlich ist es der Heilige Mauritius – Coburgs Stadtpatron und einst römischer Legionär und Märtyrer –, der dort oben wacht, aber die Coburger lieben nun mal ihre Bratwurst und damit auch ihr „Bratwurstmännle“.

Hochprozentiges gibt es in der Hof-Apotheke am Marktplatz. Hier stellt Apotheker Gernot Priesner in sorgfältiger Handarbeit ohne Maschinen nach traditionellem, streng geheimen Rezept aus 27 Kräutern den Coburger „Hof-Likör“ her (40 Volumen Prozent). Der Hof-Likör ist süß, aber kräftig und würzig im Geschmack.

Coburg hat aber auch zahlreiche, zum Teil hochkarätige Veranstaltungen zu bieten. Es gibt Konzerte von Klassik bis Pop, darunter der h HUK-Coburg open air sommer mit seinem außergewöhnlichen Ambiente auf dem Schlossplatz, saisonale Märkte mit Live-Musik und Kleinkunst und nicht zu vergessen: das größte Samba-Festival außerhalb Brasiliens. Jedes Jahr am zweiten ganzen Juli-Wochenende lockt das dreitägige, rhythmisch-bunte Spektakel hunderttausende Besucher in die Vestestadt. In diesen Reigen gesellen sich auch die weithin bekannte Coburger Museumsnacht, der stimmungsvolle Weihnachtsmarkt und die vielleicht größte Gourmetparty Nordbayerns, das Schlossplatzfest. Und wer es traditionell möchte, kann bei einer Nachtwächter-Tour die Stadt mit ihren dunklen Gassen kennenlernen.

Eine wichtige Rolle in Sachen Lebensqualität spielen auch die Coburger Parks und Gärten. Sie stammen ebenfalls aus der Herrschaftszeit der Herzöge und bieten reichlich Raum für Erholung und Naturgenuss. Zu ihnen zählen der weitläufige Hofgarten, der zu einem Spaziergang vom Schlossplatz bis hinauf zur Veste Coburg einlädt, oder der Rosengarten.

Zwischen endlosen Wäldern und Wiesen reihen sich märchenhafte Schlösser und imposante Burgen und prägen das Landschaftsbild von Coburg.Rennsteig. Rund 15 Kilometer von Coburg entfernt bietet die als „Fränkische Leuchte“ bekannte Veste Heldburg eindrucksvolle Weitblicke über den Thüringer Wald. Stolz und schön thront sie auf einem 400 Meter hohen Phonolit-Felsen: Eine beeindruckende und ebenso märchenhafte Erscheinung, die durch einen Großbrand im Jahr 1982 beinahe vernichtet worden wäre.

Früher hatte sie die Aufgabe, den fränkischen Nachbarburgen in Gefahrensituationen Feuerzeichen zu geben, was ihr vermutlich den heutigen Spitznamen eingebracht hat. Heute beherbergt sie das Deutsche Burgenmuseum: Ein absolutes Muss für jeden Burgenfreund, egal, ob begeisterter Laie oder passionierter Wissenschaftler. Wie sind Burgen entstanden? Wie veränderten sie sich im Laufe der Generationen? Im Deutschen Burgenmuseum lässt sich die Entwicklung, Funktion und Nutzung der Burgen vom Mittelalter bis in die heutige Zeit verfolgen.

Inmitten der malerischen Hügel des Coburger Landes hat sich das mittelalterliche Städtchen Seßlach das Beste aus längst vergangenen Zeiten erhalten. Umgeben von einer intakten Stadtmauer mit ihren drei Toren, ist die verwinkelte Altstadt ein seltenes Kleinod und so typisch für die virtuose Baukunst des Mittelalters. Ein Hauch Hollywood wehte im Frühjahr 2002 durch Seßlach, als der Historienfilm Luther entstand. Aber auch für den aus dem Jahr 2006 stammenden Film Der Räuber Hotzenplotz diente Seßlach als Kulisse. 

An den Wochenenden werden die drei Stadttore geschlossen und einer der bedeutendsten historischen Stadtkerne Deutschlands bleibt autofrei. Dann geht es nur noch zu Fuß durch das Städtchen – pures Mittelalterflair. Eine Ausnahme gibt es: Wenn das Bier des „Kommunbräu“ ausschankreif ist, dann heißt es: „Frei nur für Bierabholer“. Kaiser Ludwig hat Seßlach nicht nur zum Stadt-, sondern auch zum Braurecht verholfen. Das Bier sollte die zukünftig städtischen Ausgaben finanzieren. Hervorragend essen kann man in der kleinen Stadt im Pörtnerhof, einem feinen Lokal mit schönem Außenbereich.

Von beschaulich und malerisch bis geheimnisvoll und mystisch: Die abwechslungsreiche Landschaft und die zahlreichen regionalen Besonderheiten vereinen in der Urlaubsregion Coburg und Coburg.Rennsteig das Beste aus Franken und Thüringen. (Friedrich H. Hettler)
 

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