Freizeit und Reise

Blick in eine der wohl schönsten Buchhandlungen der Welt, die Livraria Lello. (Foto: Friedrich H. Hettler)

19.09.2019

Entdecken und genießen

Eine Tour durch Porto und das Douro-Tal

Seit knapp drei Wochen gibt es eine neue Direktverbindung vom Münchner Flughafen. Zielflughafen ist die nordportugiesische Metropole Porto. Am 1. September fand der Jungfernflug vom Airport der bayerischen Landeshauptstadt nach Porto statt.

Der Flug vom Flughafen Franz Josef Strauß wird jetzt einmal täglich zum Aeroporto Francisco Sá Carneiro durchgeführt. Die Maschinen von TAP Air Portugal verlassen die bayerische Metropole jeweils um 15.55 Uhr und landen um 17.45 Uhr in der nordportugiesischen Stadt. Der Rückflug startet um 11.30 Uhr in Porto und landet um 15.10 Uhr in München.

Für Porto bedeutet die neue Strecke die 19. Direktverbindung im europäischen Streckennetz.
Auch am Münchner Flughafen begrüßt man den Jungfernflug: „Wir freuen uns, dass TAP das Flugangebot von München aus in das Wirtschafts- und Kulturzentrum Nordportugals weiter ergänzt“, sagt Oliver Dersch, Vice President Traffic Development bei der Flughafen München GmbH.

Porto ist ein reizvolles touristisches Reiseziel mit einer charmanten Innenstadt, einem reichen Kulturangebot und einer sehenswerten Umgebung. Dazu gehört nicht nur eine wunderbare Küstenlandschaft mit hübschen Badeorten, sondern auch das Anbaugebiet für die weltberühmten Portweintrauben im Douro-Tal, das von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen wurde. Zugleich ist Porto auch die zweitgrößte Wirtschaftsmetropole Portugals und somit auch für viele Geschäftskunden attraktiv. Nicht zufällig sagt der portugiesische Volksmund: In Porto wird das Geld verdient, in Lissabon ausgegeben.
Imposante Treppe

Ein absolutes Highlight für Bücherfreunde ist der Besuch der Livraria Lello (deutsch: Buchhandlung Lello). Diese Buchhandlung zählt zu den schönsten Buchläden Europas und der Welt. Bereits beim Betreten des Ladens stellt sich ein Wow-Effekt ein. Links, rechts und auch im Gang Bücher zuhauff. Und dann die imposante, geschwungene Treppe in den ersten Stock. Fast könnte man meinen, man ist in der Bibliothek von Hogwarts und das Dreigestirn Harry Potter, Ron Weasley und Hermine Granger kommen gerade die Treppe runter.

Seine Bekanntheit verdankt der Buchladen gerade eben Joanne K. Rowling, der Autorin der Harry Potter Romane. Gerüchteweise wird Lello ein Einfluss auf die Harry-Potter-Romanwelt nachgesagt. Denn Rowling lebte Anfang der 1990er-Jahre einige Zeit als Englischlehrerin in Porto und soll sich auch in der Buchhandlung Lello aufgehalten haben und dort zu den schwingenden Treppen des Zauberinternats Hogwarts inspiriert worden sein.

1869 wurde im heutigen Gebäude in der Rua das Carmelitas Nr. 144 die Buchhandlung Livraria Chardron eröffnet. 1894 erstand José Pinto de Sousa Lello das Gebäude. Er importierte Bücher und unterhielt mit seinem Schwager David Lourenço Pereira bereits eine Buchhandlung in Porto. Nach dem Tod seines Schwagers gründete José Pinto de Sousa Lello zusammen mit seinem Bruder António Lello den Buchhandel und Verlag Lello & Irmão, Lda. Am 13. Januar 1906 eröffnete die Buchhandlung unter großer Beachtung der kulturell interessierten Kreise Portos.

Das Unternehmen ist heute Teil der neugegründeten Prólogo Livreiros, S.A, eines Buchhandels, dem auch ein Mitglied der Familie Lello angehört. 1995 wurde die Buchhandlung umfassend renoviert. Seit 2013 ist sie unter umfassenden Denkmalschutz gestellt.

2008 wählte die britische Zeitung The Guardian die schönsten Buchhandlungen der Welt und vergab der Buchhandlung Lello dabei den dritten Platz. Auch für den Lonely Planet ist Lello die schönste Buchhandlung Europas und die drittschönste der Welt.

Die Lello wird täglich von rund 4000 Besuchern geradezu gestürmt. „Wir standen kurz davor, keine Buchhandlung mehr zu sein, sondern zu einem schönen Denkmal zu werden – was wir ja auch sind, das die Menschen lediglich besuchen. Aber das ist nicht passiert. Heute verkaufen wir den Leuten, die hier reinkommen, einen Wertgutschein, den sie entweder wegwerfen oder in ein Buch investieren. Unser Ziel war es, jeden Besucher, auch die reinen Touristen, in einen Leser zu verwandeln“, erklärt Lello-Geschäftsführerin Aurora Pedro Pinto. Seit 2015 wird daher von Besuchern ein Eintrittsgeld von fünf Euro verlangt. Von den rund 4000 Tagesbesuchern kaufen etwa 1400 dann auch ein Buch.

Kein Holz, sondern Gips

Das Jugendstil-Gebäude mit seiner neogotischen Fassade wurde von Ingenieur Xavier Esteves geplant und errichtet. Der Bildhauer Romão Júnior schuf im Inneren Büsten bedeutender Schriftsteller, darunter Antero de Quental, Eça de Queiroz, Camilo Castelo Branco, Teófilo Braga, Tomás Ribeiro und Guerra Junqueiro. Ein besonderer Blickfang ist die geschwungene Holztreppe, die in die offen gestalteten oberen Etagen führt. Die Regale an den Wänden haben eine erhabene Holzoptik, sind aber aus Gips gefertigt, was mit bloßem Auge nicht erkennbar ist.

Die Buchhandlung bietet ein großes Angebot an klassischer portugiesischer Literatur, ein gut sortiertes politisches Segment und eine große Auswahl an Lyrik. Darüber hinaus gibt es einen eigenen Harry Potter Raum im hinteren Teil des Ladens, wo es neben den diversen Potter-Büchern und Marketingartikeln auch eine Kopie des sprechenden Huts und Harrys Zauberbesen gibt.

Die traditionelle Sechs-Brücken-Bootstour ist mehr als nur eine Bootsfahrt; es ist ein Erlebnis, das alle Besucher Portos ausprobieren sollten. Der Grund dafür ist sehr einfach: Die Schönheit, das Klima, das Gefühl, in der Mitte von zwei Städten zu sein, und natürlich der herrliche Blick auf die sechs Brücken, die Porto und Vila Nova de Gaia verbinden.

Die Königsbrücken Dom Luís I. und Maria Pia sind die bekanntesten. Seit 1991 verläuft die Eisenbahnstrecke Porto-Lissabon nicht mehr über die Ponte Maria Pia, sondern über die Ponte de Sao Joao des Ingenieurs Edgar Cardoso. Die Ponte do Freixo mit ihren Doppelträgern in zehn Metern Abstand ist die schnellste Autoverbindung nach Lissabon. Die Ponte da Arrábida, ebenfalls von Edgar Cardoso, war 1963 die größte Stahlbetonbrücke der Welt (270 Meter Spannweite). Sie ist die letzte Brücke über den Fluss Douro vor seiner Mündung in den Atlantik. Seit 2016 ist die Brücke auch für Besucher zugänglich.

Kulinarisch hat Porto natürlich auch einiges zu bieten. Etwas typisches neben dem weltbekannten Portwein ist die traditionelle Francesinha. Die herzhafte, kalorienschwere, aber sehr leckere Spezialität ist eine Verfeinerung des französischen Sandwichs Croque-Monsieur. Zwischen Toastscheiben kommen gekochter Schinken, frische Mortadella, gebratenes Rind- oder Schweinefleisch, manchmal auch Garnelen. Das Ganze wird im Ofen mit sehr viel Käse überbacken, der schmilzt und alles wie eine undurchsichtige, gelb glänzende Hülle umschließt. Der Clou aber ist die Soße. Ihr Rezept wird wie ein Geheimnis gehütet. Sie besteht aus Bier, Mehl, Milch, Tomaten oder Tomatenmark. Für die nötige Würze sorgen die kleine rote Chilischote Piri Piri, ein Schuss Portwein, etwas Gemüsebrühe und Lorbeerblätter. Dazu gibt es Fritten und Oliven und zur Krönung kommt, wenn man möchte, ein Spiegelei obendrauf. Schmeckt sehr gut. Na dann guten Appetit.

Natürlich hat die Region um Porto auch jede Menge Fisch und Meeresfrüchte auf dem Speiseplan. Ein Beispiel: Das Restaurant Os Lusíadas ist auf Fisch und Meeresfrüchte spezialisiert und bietet dank seiner privilegierten Lage in Matosinhos, einem der wichtigsten nationalen Fischereihäfen, hervorragende Qualität. Der Name Os Lusíadas ist inspiriert von dem gleichnamigen Meisterwerk von Luís de Camões, Portugals großem Nationaldichter. Dieses epische Gedicht aus dem 16. Jahrhundert beschreibt Vasco da Gamas Entdeckung des Seewegs nach Indien.

Bekannt ist Porto aber in erster Linie durch den berühmten Portwein, ein roter, seltener auch weißer Süßwein. Er stammt aus der Region Alto Douro im portugiesischen Douro-Tal. Namensgebend ist aber Porto, in die er traditionell nach seiner Produktion zwecks Reifung, Lagerung und internationalem Vertrieb von Peso da Régua aus über den Douro flussabwärts verschifft wurde.

Je nach Qualität und Anlagen wird er nach verschiedenen Verfahren ausgebaut, woraus sich unterschiedliche Stile, Reifegrade und Qualitätsstufen ergeben. Vintage Port wird dabei als höchstwertiger Portwein angesehen.

Besondere Aromatik

In einem herausragenden Jahrgang kann er einer der geschmacklich vielfältigsten und langlebigsten Weine der Welt sein. Durch einen langen Ausbau und anschließende Flaschenlagerung entwickelt er eine besondere Aromatik und Komplexität.

Nach der Handverlesung der Trauben werden diese zunächst wie bei jedem anderen Wein gepresst und der Most wird zur Gärung angesetzt. Der eigentliche Vorgang, der Wein zu Portwein macht, ist die Fortifizierung, also das Aufspriten des gärenden Mostes mit hochprozentigem Ethylalkohol. Hierbei wird die Gärung der Portweine – sowohl roter als weißer – durch Zugabe von rund 77-prozentigem Weindestillat gestoppt. Der gewünschte verbleibende Restzucker, also die Süße des Portweins, wird durch den Zeitpunkt des Stoppens bestimmt. Je weiter der Wein vergoren ist, desto weniger Weinbrand wird hinzugefügt. Portwein darf als Endprodukt einen Alkoholgehalt zwischen 19 und 22 Volumen-Prozent aufweisen. Durch den hohen Alkohol- und Zuckergehalt ist er lange lagerfähig.

Nach der Vinifizierung verbleibt der Wein normalerweise ein halbes Jahr im Douro-Tal und wird anschließend in die großen Portweinkellereien nach Vila Nova de Gaia, am Ufer des Douro gegenüber von Porto gelegen, gebracht, wo der eigentliche Reifungsprozess beginnt. Jeder Portwein lagert zunächst für mindestens zwei, maximal sechs Jahre im „großen Fass“ (Tanks aus Holz oder neuerdings auch rostfreiem Stahl, mit teilweise über 20 000 Litern Fassungsvermögen), in dem er in geringem Umfang mit Luft in Berührung kommt und langsam altert/reift.

Nach frühestens zwei Jahren wird eine erste Verkostung vorgenommen, um über die Qualität und die weitere Verwendung des Weins zu entscheiden, aus der sich die weitere Art der Reifung ableitet. Als Faustregel gilt: Je besser ein Jahrgang, umso mehr wird sich seine Qualität durch lange Lagerung, insbesondere Flaschenlagerung, verfeinern und verbessern.

Das Douro-Tal ist die erste zum Weinbau erschaffene Kulturlandschaft der Welt. Die wilden Hänge des Tals wurden durch die Arbeit von Generationen in Terrassen umgewandelt, auf denen Wein angepflanzt wird. Hier wachsen die berühmten Portweine, die hervorragenden DOC Douro-Weine, Schaumweine und Muskatweine. Die beeindruckende Weinregion Alto Douro wurde 2001 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.

Eines der Weingüter im Douro-Tal ist die Quinta Nova de Nossa Senhora do Carmo, rund 130 Kilometer von Porto entfernt. Dieses Landgut ist das erste Weinhotel in Portugal. Es entstand im Ergebnis des Umbaus eines alten Herrenhauses aus dem 18. Jahrhundert in vollkommener Harmonie mit der Natur auf dem 120 Hektar großen Gut der Familie Amorim. Das luxuriöse Haus eröffnete 2005 und verfügt lediglich über 11 Zimmer mit Panoramablick auf die Weinberge. Das Weingut produziert nicht nur hervorragende Weine, nein, man kann hier auch exzellent essen. Die Ruhe des über dem Douro gelegenen Guts lässt einen die Gaumenfreuden erst so richtig genießen. Die Quinta Nova de Nossa Senhora do Carmo ist ein wunderbarer Ort zum Entschleunigen, weg von der Hetze und dem Stress des Alltags.

Porto und das Douro-Tal sind auf alle Fälle zu jeder Jahreszeit eine Reise wert. Es gibt viel zu sehen, zu bestaunen und zu genießen. (Friedrich H. Hettler)

(Blick auf den Douro und Porto. Cable Car und die Sechs-Brückentour. Aufstieg zur Ponte da Arrábida. Die traditionelle Francesinha und das Douro-Tal - Fotos: Friedrich H. Hettler

Kommentare (0)

Es sind noch keine Kommentare vorhanden!
Die Frage der Woche
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2023

Nächster Erscheinungstermin:
29. November 2024

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 24.11.2023 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.