Freizeit und Reise

Wilder Bärlauch. (Foto: Pixabay)

04.04.2024

Erntefrisch auf den Tisch

In den Wäldern des Bayerischen Walds sprießt endlich wieder der Bärlauch

Endlich wieder Frühling. Im ARBERLAND beginnt nun die Hochsaison für Wander- und Radbegeisterte. Es sind aber auch die Highlight-Wochen des Jahres, an dem ambitionierte Wildgemüsesammler und Kulinarikfans ausschwärmen, um in den schattigen Wäldern des Bayerischen Walds den begehrten Bärlauch zu sammeln. Ideale Gelegenheit, einmal einen genauen Blick auf die Pflanze zu werfen und Wissenswertes und Überraschendes in einer Übersicht zusammenzustellen.

Frühling ist für Kulinarik-Freunde eine der schönsten Jahreszeiten: Zwischen März und Juni gibt es auf dem Wochenmarkt, im Hofladen oder Supermarkt wieder die saisonal begrenzten Produkte aus der Region wie Spargel, Erdbeeren oder Bärlauch. Die Bärlauch-Saison beginnt meist im April. Je nach Witterung sprießen die ersten grünen Blätter bereits im März in den Wäldern des Bayerischen Walds. Ungefähr ab Mai blüht der Bärlauch, der auch Wald- oder Wildknoblauch genannt wird - dann endet die Erntezeit, da die Blätter jetzt stark von ihrem Aroma verlieren. 

Bärlauch-Fest im Schloss Buchenau

Bärlauch-Fans haben diesen Termin längst im Kalender eingetragen: Am 5. Mai lädt der Förderkreis des Schloss Buchenau zu seinem Gartenmarkt mit Bärlauchfest ein. Bis zu 2500 Bärlauch-Begeisterte werden wieder erwartet – sie folgen dem typischen Knoblauch-Geruch des Wildgemüses und „pilgern“ dafür in den Ortsteil der Gemeinde Lindberg im ARBERLAND. Die Kulisse für das Frühlingsfest könnte nicht schöner sein: Das hübsche Anwesen des ehemaligen Gutsherrn und bekannten Glashüttenbesitzers Ferdinand von Poschinger aus dem Jahr 1840 liegt mitten in einem 150 Jahre alten englischen Landschaftsgarten. Im Frühling wächst hier großflächig Bärlauch, der dann in der Schlossküche von Ehrenamtlichen für das Fest zu Pesto verarbeitet wird. Für bis zu 800 Gläser der feinen Gemüsecreme reicht es, die dann auf dem Bärlauchfest zum Verkauf angeboten werden. Appetit und Freude wecken natürlich auch die zahlreichen anderen Stände im Schlossgarten, an denen die Gäste Handwerkskunst bestaunen, ausgewählte Bärlauch-Spezialitäten probieren oder sich für zuhause mit regionalen Schmankerln eindecken können. Überall gibt es Bärlauch-Gerichte wie Bärlauch-Pasta, Bärlauch-Suppe, Bauernbrot mit Bärlauchaufstrich, Bratwurst mit Bärlauch oder Hosenknöpfle mit Bärlauchtunke, einem typischen Gericht aus der Region. 

Frisch aus der Schlossküche

Hosenknöpfle sind ein traditionelles Essen aus dem Bayerischen Wald – sie ähneln den Schupfnudeln. Die Zwieslerin Claudia Paternoster bereitet die beliebte Spezialität auf dem Bärlauchfest zu. „Claudia ist die Meisterin des Kartoffelteigs“, weiß Roman Eder, Vorsitzender des Fördervereins Schloss Buchenau, der in der Schlossküche bei der Zubereitung der Speisen mithilft und -kocht: „Aus kalten, geriebenen oder durchgedrehten Kartoffeln, Mehl, Salz, Eiern und Majoran bereitet sie einen Kartoffelteig und formt daraus die fingerdicken, langen Striezel. Diese werden in zwei Zentimeter lange Stückchen geschnitten, die Hosenknöpfle, die dann in der Pfanne mit Butterschmalz rundum braun gebraten werden. Sehr köstlich.“ Auf dem Bärlauchfest serviert man die Hosenknöpfle statt mit Sauerkraut und Apfelmus traditionsgemäß mit einer Bärlauchtunke – einer kalten, cremigen Sauce aus Schmand, Sauerrahm, Quark und Bärlauch.

Bärlauch wirkt

Heidi Kraus-Mühlbauer aus der ARBERLAND-Gemeinde Bayerisch Eisenstein kennt sich als Kräuterpädagogin auch mit Bärlauch bestens aus: „Bärlauch schmeckt nicht nur gut, die Pflanze hat auch wichtige Eigenschaften für unseren Körper. Er wirkt reinigend, harntreibend, blutdrucksenkend und antiseptisch. Dem schwefeligen ätherischen Öl wird nachgesagt, für die Vorbeugung von Gefäßverkalkungen verantwortlich zu sein. Außerdem soll Bärlauch Fäulnisbakterien im Darm entgegenwirken“, weiß die Expertin und empfiehlt: “Bei Krankheit oder Vorbelastungen sollte man immer einen Arzt fragen, da Bärlauch blutverdünnend wirken kann“. Um den Körper frühjahrsfit zu machen, empfiehlt die Kräuterpädagogin eine Bärlauchtinktur. Sie soll den Darm reinigen und bringt Herz-Kreislauf-System in Schwung. 

Das „Kulinarische Schaufenster“ 

Über 250 selbst hergestellte Produkte aus dem ARBERLAND gibt´s im „Kulinarischen Schaufenster“, dem gesellig-kulinarischen Info-Treffpunkt und urigem Schmankerlladen in Zwiesel. Wer ein Souvenir oder liebevolle, regionale Spezialitäten sucht, wird hier fündig. „Im Frühling sind Bärlauch-Produkte aus der Region der Renner“, weiß Fabian Hollerung, Leiter des Kulinarischen Schaufensters. „Ich persönlich verschenke zum Beispiel gerne den Bärlauchdip der Imkerei Muhr, der prima zur Verfeinerung von Salat oder Gemüse passt. Ich empfehle aber auch die köstliche Bärlauch-Butter der ButterBoyz oder das würzige Bärlauchpesto des Hubertus-Stüberl in Kirchdorf, die wir je nach Verfügbarkeit im Frühjahr im Sortiment führen. Schon schade, dass Bärlauch nur saisonal angeboten wird – aber so steigt die Vorfreude, wenn es ihn dann endlich wieder frisch gibt.“ 

Auf Kräutertour 

Elke Kropf ist eine von mehreren Expertinnen, die geführte Kräuterwanderungen durchs ARBERLAND anbieten. Sie kennt jedes Kraut ihrer Region, der Panoramaregion „Patersdorfer Berge“ mit Namen. Mit ihren Gästen geht sie oft auf dem Naturlehrpfad Panoramablick, an dessen Wegesrand nicht nur eine Vielzahl besonderer Pflanzen wachsen, sondern von dem man – wie der Name schon vermuten lässt – in gut 800 Meter Höhe einen grandiosen Ausblick über den Bayerischen Wald hat. Der Weg führt auch über die Wiesen des Berggasthofs Zottling, dessen Besitzerin Monika Schweizer auf naturnahe Bewirtschaftung achtet. So gedeihen hier viele interessante Wildpflanzen. 

Im Frühjahr wachsen hier unter anderwem Huflattich, Pestwurz und Knoblauchrauke, aber auch Lerchensporn, Scharbockskraut, Gundermann, Lungenkraut, Giersch, Nelkenwurz oder Schöllkraut. Im Sommer findet man zum Beispiel die Vogelmiere, Schafgarbe, Spitzwegerich, Breitwegerich, Wiesenbärenklau, Springkraut und natürlich die Blutwurz. „Bärlauch wächst ausschließlich auf basischen Böden – also nie unter Fichten“, weiß Elke Kropf. „Beim Bärlauch-Pflücken sollte man unbedingt darauf achten, dass man ihn nicht verwechselt – beispielsweise mit Maiglöckchen oder Aronstab.“ Wer auf einer geführten Kräuterwanderung mehr über die Flora des ARBERLANDs erfahren möchte, meldet sich am besten zu einer der geführten Touren an (https://wandern.arberland-bayerischer-wald.de/besondere-wanderungen-im-arberland/150/645/22275). 

Achtung

Vorsicht - Bärlauch ist leicht, wie bereits kurz erwähnt, mit Maiglöckchen, Herbstzeitlosen und Aronstab zu verwechseln, die teilweise sogar giftig sind. Um zu erkennen, ob es sich tatsächlich um Bärlauch handelt, kann der Reibetrick hilfreich sein. Steigt beim Zerreiben der Blätter der charakteristische Knoblauchduft in die Nase, handelt es sich mit aller Wahrscheinlichkeit um Bärlauch. Auch optisch gibt es einige Unterscheidungsmerkmale: Bärlauch ist auf der Unterseite des Blatts mattgrün, hat einen dünnen Blattstiel und wächst einzeln aus dem Boden. Maiglöckchen dagegen wachsen paarweise am Stängel, ihre Blätter glänzen an der Unterseite, die Blätter der Herbstzeitlosen sogar auf Ober- und Unterseite. Aronstab wächst zwar an ähnlichen Standorten und zur selben Zeit wie Bärlauch, unterscheidet sich aber deutlich durch seine eher pfeilförmige Blattform mit unregelmäßig geformten Blattnerven.

Legendär 

Schon die Namensgebung zeigt, welche Kraft dieser Wildpflanze zugeschrieben wird. Die Pflanze trägt den Namen des Bären – das Seelentier und Fruchtbarkeitssymbol der Germanen. Der Bär war ein Frühlingsbringer, die Kraft des Winters war mit seinem Erscheinen gebrochen. Bärlauch war schon früher wegen seiner gesundheitsfördernden und kräftespenden Wirkung gefragt. Die Germanen schworen auf die Bärenkräfte, die die Pflanze ihnen verlieh und Energie nach langen Wintern spendete. Das mag wohl an dem hohen Vitamin C- und B6-Gehalt liegen, der nach dem Winter die Frühjahrsmüdigkeit vertreiben kann. Bei den Römern war der Bärlauch der Göttin Ceres geweiht. Sie mischten den frisch gepressten Saft mit Koriander, um damit einen Liebestrank herzustellen und die männliche Potenz zu stärken. Auch Karl der Große wusste die heilsamen Eigenschaften des Bärlauchs zu schätzen und ließ das Wildgemüse in seinen kaiserlichen Gärten anpflanzen.

Wer Bärlauch im Frühjahr nicht selbst sammeln möchte, wird während der Saison auch auf Wochenmärkten und in Gemüseläden des ARBERLANDs fündig. Das Kraut am besten sofort verarbeiten, denn gekühlt hält Bärlauch nur etwa ein bis zwei Tage. Zum Lagern in feuchtes Küchenpapier wickeln und im Gemüsefach des Kühlschranks aufbewahren. Wer Lust hat, im Garten selbst Bärlauch anzubauen – gute Idee: Das würzige Kraut wächst problemlos, liebt schattige, feuchte Standorte und breit sich dort meist schnell aus – das nächste Pesto ist gesichert. (BSZ)

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