Das Trentino liegt im mittleren Nordosten Italiens und bildet von der Salurner Klause im Norden bis etwa 15 Kilometer vor die Veroneser Klause im Süden einen Teil der Brennerachse. Im Norden grenzt es an Südtirol, im Osten, Südosten und Süden an die venetischen Provinzen Belluno, Vicenza und Verona sowie im Westen und
äußersten Nordwesten an die lombardischen Provinzen Brescia und Sondrio. Westlich von Rovereto hat das Trentino Zugang zum Nordufer des Gardasees, den es sich mit den Provinzen Verona und Brescia teilt. Darüber hinaus hat es Anteil am Welterbe Dolomiten.
Weite Teile des Trentino werden von einer bewaldeten Gebirgslandschaft eingenommen, wobei die Gipfel – mit Ausnahme im Süden des Landes – in der Regel jenseits der Baumgrenze liegen. Die Hochebenen hingegen werden als ausgedehnte Weideflächen für Almwirtschaften genutzt. Zudem gibt es im Trentino einige Seen eiszeitlichen Ursprungs, die über die gesamte Provinz verstreut in verschiedenste Lagen eingebettet sind. Annähernd 300 sind es – etwa zehn Prozent aller Seen des gesamten Alpenraums.
Der Naturraum des Trentino lässt sich grob in fünf Talsysteme unterteilen, deren Bäche teilweise verschiedenen Flusssystemen angehören, und die unterschiedlich komplex mit ihren jeweiligen Seiten- und Nebentälern verflochten sind. Das Etschtal bildet dabei so etwas wie das zentrale Rückgrat.
Größere Ortschaften und die Städte sind entlang der Täler konzentriert, wobei das Etschtal mit Abstand am dichtesten besiedelt und entsprechend bebaut ist. Auf eine hohe Bevölkerungsdichte kommen auch das untere Sarcatal, in dem die Orte Riva del Garda, Arco und Torbole zu einem beinahe durchweg urbanisierten Raum zusammengewachsen sind.
Unser Kurztripp ins Trentino beginnt in Rovereto. Der Name Rovereto bezieht sich auf einen Eichenwald (lateinisch roboretum). Mit italienisch rovere ist im engeren botanischen Sinn die Traubeneiche gemeint, die auch im Wappen der Stadt zu sehen ist.
Im Ersten Weltkrieg wurde Rovereto stark zerstört
In der frühen Neuzeit gehörte Rovereto zunächst zum Hochstift Trient. 1416 fiel die Stadt unter venezianischen Einfluss. Die Republik Venedig konnte sich fast 100 Jahre in Rovereto behaupten. 1509 gelangte sie nach der Niederlage Venedigs bei Agnadello in die Hände von Kaiser Maximilian I. und wurde der Grafschaft Tirol angegliedert. Maximilian I. war es auch, der Rovereto am 3. November 1510 die Stadtrechte verlieh.
Im 16. Jahrhundert war es der aus Venetien stammende Girolamo Savioli, der den Seidenbau in Rovereto einführte. Dieser erfuhr im 18. Jahrhundert seine wirtschaftliche Blütezeit, während dieser Rovereto Station vieler Reisender war, darunter Wolfgang Amadeus Mozart, der Weihnachten 1769 hier seine erste beiden Konzerte auf seiner ersten Italienreise gab. 1789 war es dann Johann Wolfgang von Goethe, der auf seiner italienischen Reise in Rovereto kurz Station machte, bevor er zum Gardasee weiter reiste.
Nach der Niederlage der Österreicher gegen Napoleon Bonaparte kam die Stadt 1805 an das Königreich Bayern, musste aber schon 1810 an das napoleonische Königreich Italien abgetreten werden. Auf dem Wiener Kongress 1815 wurde das heutige Trentino mit Rovereto wieder offiziell ein Teil Tirols und damit Österreichs.
Mit dem Kriegseintritt Italiens in den Ersten Weltkrieg am 24. Mai 1915 wurde die Stadt und die Umgebung von Rovereto zeitweise zum Schauplatz schwerer Kämpfe, insbesondere im Mai 1916 während der österreichisch-ungarischen Südtiroloffensive. Die gesamte Zivilbevölkerung wurde dabei bereits in den ersten Kriegsmonaten zum Teil in Flüchtlingslagern in Ober- und Niederösterreich evakuiert. Politisch verdächtige Personen, die man für italienfreundlich hielt kamen in das Internierungslager Katzenau. Die Stadt selbst, bereits vor dem Krieg Garnisonsstadt musste den Militärs überlassen werden. Während des Kriegs wurde sie zum Ziel der italienischen Artillerie und dabei schwer in Mitleidenschaft gezogen. Was die Granaten nicht zerstörten, wurde zum Ziel von Plünderungen, sodass nach Kriegsende viele Einwohner vor dem Nichts standen. Am 3. November 1918 zogen die ersten italienischen Truppen in die Stadt ein.
Heute erinnern zahlreiche Monumente wie das Kriegsmuseum, die Gefallenenglocke oder das Beinhaus Castel Dante an diese Ereignisse. Nicht umsonst trägt Rovereto auch den Titel Città della Pace („Stadt des Friedens“).
Sehenswert in der Stadt sind unter anderem die Erzpfarrkirche San Marco, das Museo Storico Italiano della Guerra, das größte historische Kriegsmuseum in Italien und für Liebhaber moderner und zeitgenössischer Kunst das Museo d’arte moderna e contemporanea di Trento e Rovereto (MART).
Der nächste Tag beginnt mit einem Spaziergang in Riva del Garda. Von der Piazza Garibaldi ausgehend schlendern wir durch die Straßen und Gassen Rivas bis wir zur kleinen, aber bezaubernden Piazza Marocco kommen und die gleichnamige Straße hinunter zur Piazza III Novembre mit dem 34 Meter hohen Torre Apponale, einem Wahrzeichen der Stadt, gehen. Hier befand sich früher der alte Hafen Rivas. Der Platz ist der pulsierende Mittelpunkt der Altstadt mit dem Rathaus und einigen Patrizierhäusern. Die aus der Scaliger-Epoche stammenden Arkaden boten einst Platz für Märkte und Handel.
Über der Stadt befindet sich die 1507 von den Venetianern errichtete Bastion – daneben wird gerade ein Aussichtslokal gebaut. Während die Bastion mühelos zu erreichen ist, ist der Weg zur weit höher gelegenen Capanna Santa Barbara wesentlich beschwerlicher. An Rivas Westufer des Gardasees befindet sich noch das Centrale idroelettrica di Riva del Garda. Dieses imposante Bauwerk aus der 1920er-Jahren, diente zum Auffangen des Bergwassers vom Ledrosee gebaut. Das Wasser floss über Aquädukte und in die Felswände eingegrabene Wasserläufe ins Tal hinunter. Das Ziel war, saubere Energie herzustellen.
Nach diesem kleinen Stadtrundgang begeben wir uns aufs Wasser. Mit dem Boot geht es über den Gardasee vorbei an Limone am Westufer Richtung Malcesine am Ostufer. Geprägt ist das Bild durch den historischen Ortskern mit seinen vielen engen Gassen und der von weither sichtbaren Skaligerburg. Diese steht auf einem Felsvorsprung direkt am Ufer des Sees und gewährt vom Turm aus einen Blick über den Ort und den See. Die alte Kernburg mit Palas und Bergfried wurde durch die Scaliger errichtet. Im untersten Hof steht der „Palazzo Inferiore“, den Venedig 1620 für seine Garnison errichten ließ.
Auch Goethe machte 1786 während seiner berühmten „Italienischen Reise“ Station in Malcesine. Dabei wurde er kurz wegen Spionageverdachts festgehalten, als er beim Zeichnen der Skaligerburg beobachtet wurde. Dennoch zeigte er sich in seinen Tagebuchaufzeichnungen fasziniert von dem Ort und seinen Menschen. Eine Büste in der Burg und zwei Gedenktafeln, die am Hotel San Marco in unmittelbarer Nähe zum Hafen und in der Via Posterna unterhalb der Burg angebracht sind, erinnern an seinen Besuch.
Nach den beiden Ortsbesichtigungen und der Schifffahrt steht am frühen Nachmittag eine kleine E-Bike-Tour, ausgehend von Arco, auf dem Sarca-Radweg nach Dro beziehungsweise Pietramurata und wieder zurück nach Arco auf unserem Programm.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde Arco, das etwa fünf Kilometer nördlich des Gardasees liegt, zum Wintersitz des österreichischen Kaiserhofs. In dieser Zeit entstanden dort zahlreiche Jugendstilvillen von adligen und bürgerlichen Familien. Das bauliche Gesamtbild ist auch heute noch erhalten. In den Parkanlagen verfügt Arco über ein bedeutendes Arboretum, das auch Mammutbäume beherbergt. Ab Frühling wird die Stadt jedes Jahr von zahlreichen Touristen bevölkert. Die größte Gruppe machen dabei die Kletterer und Mountainbiker aus.
Sehenswert sind das Casinò Municipale, die Stiftskirche Santa Maria Assunta, diverse Palazzi sowie die Burg oberhalb der Stadt, die auch 1495 von Albrecht Dürer gezeichnet wurde.
Unbedingt probieren:
Carne Salada
Noch bis zum 6. Januar 2020 kann man in Arco über den traditionellen Weihnachtsmarkt schlendern. Die Gebäudefassaden im Ort werden mehrmals am Tag, zu festgelegten Zeiten, mithilfe einer speziellen Technik, dem sogenannten Video-Mapping, beleuchtet. So bekommen Besucher einen Einblick in die Meilensteine der Geschichte der Stadt und ihrer Burg und werden von der Schönheit der Bilder und den graphischen Computereffekten in Staunen versetzt.
An unserem Abreisetag streifen wir noch kurz durch Trento (deutsch: Trient), das von den Römern gegründet wurde. Bekannt ist Trient insbesondere als Stadt des Konzils (1545 bis 1563). Aus dieser Zeit stammen einige Gebäude, die noch heute das Bild und die Kultur der Stadt prägen.
Es ist nicht schwierig, die blühende kulturelle Periode wiederzuerkennen. Während unseres Spaziergangs durch das Stadtzentrum brauchten wir nur etwas den Blick heben, um die kostbaren Bauwerke der Renaissance bewundern zu können. Besonders sehenswert sind der Palazzo Thun und der Palazzo Geremia, heute Sitz der Stadtgemeinde, der Palazzo Alberti Colico und am Domplatz die herrlichen Rella-Häuser.
Nicht entgehen lassen sollte man sich aber auch die Kathedrale von San Vigilio und das Castello del Buonconsiglio. Diese Festung ist der größte und wichtigste Monumentalkomplex der Region Trentino-Südtirol. Das Castello setzt sich aus Gebäuden verschiedener Epochen zusammen und beherbergt zahlreiche Kunstsammlungen und archäologische Sammlungen.
Absolut in der Gegenwart verortet ist dagegen das Museum für Wissenschaft – MUSE. Die sechs Stockwerke des von Renzo Piano entworfenen Museums sind der Wissenschaft, Natur, Artenvielfalt, Innovation und Technologie gewidmet. Dank interaktiver Ausstellungen und einer multisensorischen Umgebung erklärt das MUSE die Wunder der alpinen Lebensräume und der Natur. Darüber hinaus befasst sich das Museum mit Themen globaler Relevanz wie zum Beispiel nachhaltige Entwicklung und Umweltschutz.
Dank der abwechslungsreichen Landschaft ist die Gegend des Garda Trentino ein hervorragender Standort für zahlreiche Aktivitäten in der Natur. Segeln, Windsurfen, Mountainbiken, Klettern, Trekking, Canyoning, im Winter Skifahren und vieles mehr sind hier möglich. Ein wahres Paradies für Liebhaber von Sportarten im Freien in einer einzigartigen und außergewöhnlichen Umgebung zwischen See und Bergen.
Wer in der Gegend ist, sollte – kulinarisch gesehen – zumindest einmal auch die regionale Spezialität des Garda Trentino probieren: Carne Salada. Das Salzfleisch wird aus der Rindernuss geschnitten und nach einem Rezept aus dem Mittelalter zur Haltbarmachung einem bestimmten Prozess unterzogen. Als Vorspeise wird es wie ein Carpaccio serviert, hauchdünn geschnitten und mit Zitrone sowie Olivenöl angerichtet. Die optimale warme Zubereitung erreicht man, indem das Salzfleisch einige Sekunden in einer heißen Pfanne angebraten wird und schließlich mit Bohnen serviert.
Das Garda Trentino mit seinem einzigartigen Charakter ist auf alle Fälle zu jeder Jahreszeit eine Reise wert.
Das Bus- und Reiseunternehmen Geldhauser – Die Münchner Busreisen (www.geldhauser.de) bietet für den Sommer 2020 diverse Reisen an den Gardasee beziehungsweise ins Trentino an wie zum Beispiel „Gardasee – de Luxe“, „Gartenkultur am Gardasee. Ein Hauch aus Duft & Farben“ oder E-Biken am Gardasee.
(Friedrich H. Hettler)
(Der Gardasee ist ein Dorado für Segler und Windsurfer. Der Torre Apponale in Riva und der Blick auf Limone. Die Bation in Riva und die Burgen in Arco, Trient und Malcesine - Fotos: Friedrich H. Hettler)
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