Das oberfränkische Kronach ist eine Stadt mit einer über 1000-jährigen Geschichte und darüber hinaus die Vaterstadt Lucas Cranach des Älteren (1472 bis 1553). 1003 hatte Markgraf Hetzilo von Schweinfurt seine Burg Crana auf der Flucht vor dem Landesherren, dem Staufer-Kaiser Heinrich II., selbst abgebrannt. 1122 kam die Gegend dann in den Besitz des Hochstifts Bamberg, zu dem man bis ins Jahr 1803 gehörte. Mit dem Reichsdeputationshauptschluss wurde Kronach dann jedoch bayerisch.
In seiner gesamten Geschichte wurden Kronach und seine Festung Rosenberg von keinem Gegner erobert. Vielmehr hielt man über die Jahrhunderte hinweg als nördlicher Außenposten des Hochstifts Bamberg allen Angriffen stand – sogar den Angriffen und der Belagerung durch die Schweden während des Dreißigjährigen Kriegs.
Hoch über der Altstadt thront die Festung Rosenberg. Mit 23,6 Hektarn gilt die Festung als eine der größten Befestigungsanlagen Deutschlands. Das Festungspentagon mit seinen fünf mächtigen Bastionen umschließt bis heute den über Jahrhunderte entstandenen Komplex aus Mauer-, Graben-, Gebäude- und Toranlagen vollständig. Deutlich ablesbar sind die verschiedenen Bauphasen, die vom mittelalterlichen Bergfried über den Ausbau des 15. und 16. Jahrhunderts zum Renaissanceschloss bis hin zu der beeindruckenden steinernen Bastion des fränkischen Barock reichen.
1867 endete die militärische Nutzung der Festung Rosenberg und die Stadt Kronach erwarb 1888 die Anlage. Sie ist seitdem in städtischem Besitz. Sehr interessant ist die Erkundung des ausgedehnten unterirdischen Gangsystems der Festung. Darüber hinaus kann die Festung Rosenberg mit einer besonderen Geschichte aufwarten. Während des Ersten Weltkriegs diente Rosenberg als Offiziers-Gefangenenlager, in dem unter anderem auch der spätere französische Staatspräsident Charles de Gaulle einsaß und wiederholt ausbrach. Nach dem Zweiten Weltkrieg fanden zahlreiche Flüchtlinge in der Festung zeitweilig Unterkunft; später richtete man im Alten Zeughaus und im Kommandantenbau feste Wohnungen ein, die zum

Teil noch in den 1970er Jahren bestanden. Bemerkenswert ist auch die hohe Population an Turmfalken, die in der Festung nisten.
Mit der Fränkischen Galerie, einem Zweigmuseum des Bayerischen Nationalmuseums, in dem fränkische Kunstwerke aus dem Mittelalter und der Renaissance gezeigt werden – unter anderem von Kronachs berühmtesten Sohn, Lucas Cranach d. Ä. und Tilman Riemenschneider –, einem Sonderausstellungsbereich zur Geschichte fränkischer Festungen und anderen Einrichtungen hat sich die Festung Rosenberg inzwischen zu einem kulturellen Zentrum für die ganze Region entwickelt.
Von der Festung runter geht es in die „Obere Stadt“. So nennen die Kronacher die auf einem Bergsporn gelegene historische Altstadt. Als Ensemble-Denkmal, das von einer noch vollständig erhaltenen Stadtmauer umgeben ist, bezaubert sie durch ihren spätmittelalterlichen Charakter. Liebevoll restaurierte Häuser, Brunnen, Wappen und Figuren prägen das Bild ebenso wie verträumte Gassen, Plätze und Winkel.
Die gotische Stadtpfarrkirche St. Johannes zum Beispiel, bietet an der Nordseite das wohl schönste fränkische Kirchenportal dieser Zeit. Besonders beachtenswert ist die Figur des Johannes, die 1498 datierte Arbeit eines unbekannten Meisters. Das historische Rathaus, 1583 erbaut, ist mit seinem Festsaal und der ehemaligen Markthalle sowohl Anziehungspunkt für architekturhistorisch Interessierte, als auch für kulturell Begeisterte durch die hier stattfindenden Veranstaltungen.
Ob man die Stufen in der engen Pottu-Gasse zur Oberen Stadt hinaufsteigt oder durch die „Wolfsschlucht“ an der Stadtmauer entlang zur Festung wandert, vom Marienplatz aus den Rosenturm oder den von J. M. Küchel erbauten barocken Pfarrhof bewundert, ob man sich die Klosterkirche oder das von Dientzenhofer errichtete städtische Spital mit der gotischen Spitalkirche ansieht – ein Rundgang durch das malerische Kronach ist alle Mal ein Erlebnis und lohnt sich.
„Kronach leuchtet“ – Spielwiese für Lichtkünstler
Ein besonderes Highlight im Veranstaltungskalender der Stadt ist Kronach leuchtet. Heuer bereits zum zehnten Mal, verwandelt sich die architektonisch sehenswerte Altstadt für zehn Tage in eine beeindruckende Bühne der Lichtkunst. Viele Tausend Besucher flanieren dann durch das nächtlich illuminierte Stadt und lassen sich vom verzaubern. Initiator des Festivals ist der regionale Förderverein „Kronach Creativ“, der die Menschen für die Schönheit atmosphärischer Architekturbeleuchtung begeistern will. Dabei werden jedes Jahr neue Schwerpunkte für die Lichtkunst gesetzt, sodass Kronach leuchtet in Bezug auf die Beleuchtung immer etwas Neues bietet.
Das Festival kann man daher auch als Spielwiese für Lichtkünstler bezeichnen. Kleine Gassen, Innenhöfe, Plätze und unterirdische Gänge bieten viel Raum für Video- und Laserprojektionen, Lichtobjekte und -kunstwerke. So kommen Jahr für Jahr Studenten für Lichtdesign aus der ganzen Welt nach Kronach und inszenieren innerhalb eines Workshops unter Anleitung bekannter Lichtdesigner verschiedene Bereiche der mittelalterlichen Altstadt und der Festung Rosenberg.
Kulturelle Vielfalt wird in Kronach groß geschrieben. Neben Kronach leuchtet gibt es auf der Festung Rosenberg unter anderem die Faust-Festspiele, das Musikfestival Die Festung rockt! und alle zwei Jahre die Crana Historica. Dieses Festival der Geschichte versetzt den Besucher zurück in längst vergangene Zeiten. Erwähnt werden muss auch das Kronacher Freischießen, ein Schützenfest, das auf das Jahr 1588 zurückgeht und heute das schönste Volksfest des Frankenwalds ist.
Anlässlich des 500. Geburtstags von Lucas Cranach dem Jüngeren präsentiert sich Kronach in diesem Jahr ganz als die „Stadt des Vaters“, das heißt, Besucher können in das Stadtleben eintauchen und historische Gemälde aus neuer Perspektive erleben. In der Oberen Stadt erwartet die Besucher eine besondere Interpretation von Lucas Cranachs Alterswerk Der Jungbrunnen. Mit viel Liebe zum Detail finden sich in den Fenstern der mittelalterlichen Häuser verschiedene Teilproduktionen des bekannten Gemäldes aus dem Jahre 1546. An insgesamt 17 Stellen entdecken Interessierte so ausgewählte Motive wie etwa eine festlich gedeckte Tafel zwischen den Fensterläden des Gasthauses „Zum Scharfen Eck“ oder den plätschernden Jungbrunnen im Rathaus-Fenster.
In seinem Jungbrunnen thematisierte der aus Kronach stammende Meister den uralten Traum der Menschen vom ewigen Leben und ewiger Jugend in leuchtenden Farben. Während von der einen Seite die Alten und Kranken, durchweg Frauen, von ihren Ehemännern und Angehörigen zum zentral dargestellten Brunnen getragen werden müssen, entsteigen sie auf der anderen Seite jung, schön und gesundet dem Wasserbecken. Neu eingekleidet verlieren sie sich dort in Festen, Tänzen und dem Verliebtsein. Der Brunnen selbst entspringt aus einer von den Liebesgöttern Venus und deren Sohn Amor bekrönten Säule und ist ein versteckter Hinweis auf die verjüngende Kraft der Liebe. Eine interessante Methode, Besuchern ein Gemälde näher zu bringen.
Nur einige Kilometer westlich von Kronach befindet sich das Wasserschloss Mitwitz, das man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte, wenn man schon mal in der Gegend ist. Das Wasserschloss Mitwitz ist neben Mespelbrunn das bedeutendste Wasserschloss Frankens. Es liegt wie ein verwunschenes Märchenschloss zwischen den beiden Flüssen Steinach und Föritz. Zusammen mit dem äußeren und dem inneren Schlossgraben vermittelt diese Lage heute noch die hervorragende Verteidigungsposition,

der dieses Schloss seine Gründung verdankt. Ursprünglich waren noch weitere und größere Wasserflächen vorhanden, die jedoch im 19. Jahrhundert, als das Schloss den ausschließlichen Charakter eines adeligen Wohnsitzes annahm, in einen Park umgewandelt wurden.
Die jetzigen drei Teiche und der äußere Schlossgraben bilden auch gegenwärtig noch ein zusammenhängendes Wassersystem. So wird das Wasser aus der Föritz im Norden in den äußeren Schlossgraben sowie in den so genannten Amphibienteich geleitet, von wo aus es in den inneren Schlossgraben und über einen Verbindungsgraben in den äußeren Schlossteich mit Abfluss in die tiefer gelegene Steinach läuft.
Von einem Schloss wurde erst um 1396 gesprochen, als Georg IV. von Schaumberg einen Lehensvertrag mit der Bamberger Kirche abschloss. Damals bestand der Bau aus den beiden ältesten erhaltenen Teilen: den beiden Untergeschossen des Ostflügels mit dem nördlichen Eckturm. Von 1575 bis 1922 war das Schloss im Besitz des fränkischen Geschlechts von Würtzburg, das es von 1596 bis 1598 in seiner heutigen Form ausbauen ließ. Baupläne und Ausführung deuten auf Daniel Engelhardt hin.
Um die Mitte des 18. Jahrhunderts erfolgte eine statische Teilsicherung des Gebäudes, an der Balthasar Neumann beteiligt war. Aus dieser Zeit stammt der größte Teil der Innenausstattung des 2. Obergeschosses im Ostflügel, die aus wertvollen Leinwandtapeten, Gemälden, Möbeln und Stuckdekorationen besteht. 100 Jahre später wurden die Obergeschosse des Ostflügels renoviert und mit einer aufwendigen Innenausstattung versehen.
Nach dem Verlust seiner Verteidigungsaufgabe bis in die Zeit des Ersten Weltkriegs, diente das Schloss als Wohnschloss. Seitdem stand es bis auf eine kurze Unterbrechung während des Zweiten Weltkriegs, in dem es die Frankfurter Stadtbibliothek beherbergte, ungenutzt. Zu den damaligen Mitarbeitern dieser Bibliothek gehörte die Sängerin Anneliese Rothenberger.
Prunkstück der gesamten Anlage ist der „Weiße Saal“. Die Decke ist mit reichen Rocaillestuck verziert, in deren Eckfeldern bischöfliche und ritterliche Insignien zu sehen sind. In der Mitte zeigt der Deckenspiegel ein Ölgemälde von 1700 mit den sich küssenden Pax und Justitia. Dem Stuckkamin gegenüber hängt ein großes Gemälde, das Johann Karl von Würtzburg in seiner Eigenschaft als Generalissimus der Republik Venedig zeigt. Dies verdeutlichen auch die vier Supraporten mit Motiven der Lagunenstadt.
Das Wasserschloss Mitwitz ist seit 1922 im Besitz der Familie von Cramer-Klett, mit der der Landkreis Kronach seit 1976 ein 99-jähriges Nutzungsrecht zur Revitalisierung des historischen Orts vereinbart hat. Heute finden im Schloss vielfältige Aktivitäten statt, wie Konzerte, Symposien, Seminare und Ausstellungen. (
Friedrich H. Hettler)
Abbildungen (Fotos: Friedrich H. Hettler)
Lichtinstallationen im Rahmen von „Kronach leuchtet“ – die „Lucas-Cranach-Galerie“ in der Amtsgerichtstraße.
Das Wasserschloss Mitwitz.
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