Freizeit und Reise

Die Altstadt von Albi mit der Kathedrale Sainte Cécile. (Foto: Schwarz)

28.07.2015

Unterwegs im Färberwald

Streifzüge im goldenen Dreieck zwischen Toulouse, Albi und Carcasonne

Am Fuß der Pyrenäen gelegen wird die Region zwischen Toulouse – Albi – Carcasonne gern als das goldene Dreieck bezeichnet. Im 15. Jahrhundert kam man hier zu großem Ansehen und Wohlstand, was in erster Linie dem „Färberwald“ zu verdanken war. Aus der Farbe Pastel (der okzitanische Name für die Pflanze Waid) wird eine blaue Tinktur gewonnen die vielseitig verwendbar ist, und vornehmlich zum Färben von Stoffen verwendet wird, aber auch in der Kosmetik und der Medizin zum Einsatz kommt. Erst als Indigo aus Amerika eingeführt wurde, verlor Pastel seine Monopolstellung.
Kultureller Mittelpunkt der Region ist die alte Bischofsstadt Albi. Vom Pont Vieux, der alten Brücke über den Tarn, hat man einen atemberaubenden Blick auf die gesamte Altstadt, die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Die mächtige Kathedrale Sainte Cécile zeugt von der großen Bedeutung der Kirche im Mittelalter. Im 13. Jahrhundert formierte sich im Süden Frankreichs die Spaltbewegung der Katharer. Simon de Montfort wurde vom Papst beauftragt, die Häretiker zu bekämpfen und ging mit dem Albigenser Kreuzzug in die Geschichte ein.
Der ehemalige Bischofspalast, das Palais de la Berbie, beherbergt die weltweit bedeutendste Sammlung der Werke von Henri de Toulouse-Lautrec, der in Albi geboren wurde. Hier kann man die vielseitigen Facetten und die Entwicklung dieses Künstlers bestaunen, der infolge einer Knochenerbkrankheit nur 36 Jahre alt wurde, aber in seiner kurzen Schaffenszeit unglaublich produktiv war. Vor allem durch seine Bilder aus dem Pariser Milieu der Bohéme und des Montmartre gelangte er zu Weltruhm.
Nach dem kulturellen Streifzug freut man sich auch wieder auf Erholung und Entspannung pur. Hier gibt es in der Region Tarn unzählige Möglichkeiten. So bietet unter anderem das Chateau de Salettes, das einst zum Besitz der Familie Toulouse-Lautrec gehörte, Übernachtung auf gehobenem Niveau. Zum Schloss gehört immer noch ein traditionelles Weingut, und vom Schwimmbad aus genießt man einen herrlichen Blick auf die umgebenden Weinberge, eine wahrhaft bukolische Landschaft. Das dazu gehörende Restaurant wurde mit einem Michelin Stern ausgezeichnet.
Wer es etwas rustikaler liebt, sollte auf keinen Fall den okzitanischen Markt von Lavaur versäumen. Von unzähligen Käsesorten über rosa Knoblauch zu einer riesigen Auswahl an regionalem Obst und Gemüse über Meeresfrüchte etc. findet man hier alles was das Herz beziehungsweise der Magen begehrt. Für Franzosen ist es eine Selbstverständlichkeit, täglich frisch auf dem Markt einzukaufen. Hier treffen wir auch wieder auf die Spuren des Albigenser Kreuzzugs. Die damalige Schlossherrin von Lavaur, Dame Guiraude de Laurac, war zwar auch katholisch, galt aber als tolerant gegenüber den Katharern. Im Rahmen der Inquisition wurde sie lebendig in den Schlossbrunnen geworfen und gleichzeitig 400 Häretiker auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Solche Geschichten und Inschriften findet man in Lavaur zweisprachig – okzitanisch wird inzwischen auch wieder in der Grundschule gelehrt. Aber auch aus der Neuzeit bietet die Region viel Sehenswertes. In Toulouse zeigt das Aeroscopia, ein aeronautisches Museum, vom ersten motorisierten Flugdrachen über die legendäre Concorde bis zum neuesten Airbus-Modell für Schwertransporte alles Wissenswerte zum Thema Luftfahrt.
Eine technische Meisterleistung gibt es auch im Süden der Region Tarn zu bewundern. Der berühmte Baumeister Vauban (Erbauer unzähliger Zitadellen und Festungsanlagen) hat nahe Les Cammazes im 17. Jahrhundert mit dem Bau des Canal du Midi begonnen, und durch die Überwindung einer Wasserscheide eine Verbindung zwischen Mittelmeer und Atlantik ermöglicht. Auch dieses Projekt wurde zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt. Und zu guter Letzt noch ein besonderer Tipp zur stilvollen Übernachtung. In der Abbaye Sorèze ganz in der Nähe wurde in einer alten Klosteranlage ein Hotel der Extra-Klasse eingerichtet. Ganz im Stil der Paradores in Spanien gibt es hier modernen Komfort in historischem Gemäuer. (Margareta Schwarz) (Boutique für Pastellkleidung; Blick über die Weinberge von Chateau de Salettes und das Aeroscopia in Toulouse - Fotos: Margareta Schwarz)

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