Freizeit und Reise

Der Schneeberg. (Foto: Wieneralpen, Gerald Demolsky)

04.07.2022

Wanderlust und Gipfelglück

Bergerlebnisse in Niederösterreich - knackige Touren, urige Hütten, atemberaubende Ausblicke

Knackige Touren, urige Hütten, atemberaubende Ausblicke! Mit seinen prächtigen Berg- und Hügellandschaften ist Niederösterreich der perfekte Ort für unvergessliche Gipfeltreffen und ein paar Tage Auszeit über den Dingen.

Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen, schrieb Naturliebhaber Johann Wolfgang von Goethe in sein Reisetagebuch. Wandern ist wie eine Meditation, bei der man ein Bein vor das andere setzt, weiß die moderne Achtsamkeitsforschung. Ain´t no Mountain high enough, schmetterte Soullegende Diana Ross. Recht haben sie alle. Denn wenn unten im Tal der Alltag tobt, tut es manchmal gut, das Leben von einer höheren Ebene aus zu betrachten. Majestätische Berge und liebliche Täler. Schroffe Felswände und sanfte Hügel. Raufmaschieren und runterkommen. Sportliche Bergfexe, gemütliche Genusswandererer und Gipfelstürmer, die gerne ganz früh aus den Federn steigen, um schon beim Frühstückskaffee den Sonnenaufgang am Berg zu genießen – in Niederösterreich kommen sie alle gleichermaßen auf ihre Kosten. Den würzigen Duft der Almkräuter in der Nase, von ferne Kuhglockengebimmel, unterm blauen Himmel mit der Seele baumeln. So fühlt sich Kurzurlaub am Berg in Österreichs größtem Bundesland an. Also: Auffi auf´n Berg!

Reichenau an der Rax: Hüttengaudi am Hochplateau

Schon seit 1926 lassen sich Ausflügler und Sommerfrischler aus dem nahen Wien bequem per Gondel auf das Karstplateu der Rax in rund 1600 Metern Seehöhe schaukeln. Die Rax-Seilbahn war damit Österreichs erste Seilschwebebahn. Heute dauert die Bergfahrt hinauf vom historischen Kurort Reichenau an der Rax gerade einmal 8 Minuten. Oben angekommen warten ein grandioses Panorama über die Wiener Alpen, duftende Latschenfelder und die Qual der Wahl in Sachen Einkehr, denn die Hüttendichte am zweithöchsten Berg Niederösterreichs kann sich sehen lassen. Auf einer zweitägigen Wanderung über das Raxplateau sollte man auf jeden Fall in der einen oder anderen einkehren, etwa im bald 130 Jahre alten Ottohaus, wo schon Sigmund Freud während seiner Sommeraufenthalte in Reichenau den Blick auf das beeindruckende Felstörl genoss. Nach dem Mittagessen – der Holzfällerbraten ist legendär – lohnt ein Besuch des 4000 Quadratmeter großen Alpengartens unterhalb des Ottohauses, um Akelei, Enzian und Trollblumen zu bewundern.

Ötscher und Gemeindealpe: Schroffe Schluchten, wilde Wasser

Im Laufe von Jahrtausenden formte das wilde Wasser von Ötscherbach und Erlauf, das sich seinen Weg durch den Stein bahnte, eine archaische Felslandschaft am Fuße des knapp 1900 Meter hohen Ötschers: die Ötschergräben. Im Naturpark Ötscher-Tormäuer lässt sich das imposante Schluchtensystem gemeinsam mit ausgebildeten Naturvermittlern entdecken, zum Beispiel bei einer frühmorgendlichen Tour mit Heribert Pfeffer, dem urigen Holzknecht, Jäger und Pilgerbegleiter. Während sich noch die letzten Nebelschwaden heben und die Vögel ihr Morgenkonzert anstimmen, taucht die aufgehende Sonne die Felswände in sanfte Rot- und Orangetöne. Am imposanten Mirafall stürzt das Wasser tosend in die Tiefe – ein magischer Augenblick, für den sich das frühe Aufstehen schon gelohnt hat. Am Nachbarberg des Ötschers, der Gemeindealpe, finden Genusswanderer einen herrlichen Rundwanderweg, der vom Erlaufsee hinauf zum imposanten Gipfelkreuz und wieder hinunter nach Mitterbach führt. Mutige sausen die 4,5 Kilometer lange Schotterstrecke zurück ins Tal mit dem Mountaincart. Wer auf den Adrenalinkick lieber verzichtet, unternimmt eine idyllische Fahrt mit der Mariazellerbahn, der längsten Schmalspurbahn Österreich, die gemächlich von der Landeshauptstadt St. Pölten durch das malerische Pielachtal und den Naturpark Ötscher-Tormäuer ins Mariazellerland tuckert.

Wanderfreuden für Große und Kleine im Wechselland

Nur rund eine Stunde von Wien entfernt und doch entrückt vom Lärm und Stress der Stadt, ist das Wechselland das perfekte Ziel für eine kurze Alltagsflucht. Die gute Erreichbarkeit und die einfachen Wanderwege machen die Region zum idealen Ausflugsziel für die ganze Familie – zum Beispiel auf eine der vielen Almen, die hier Schwaigen heißen. Gute zwei Stunden marschiert man hinauf zur urigen Herrgottschnitzerhütte am rund 1300 Meter hohen Kampstein. Für die hungrigen Wanderer zaubert Hüttenwirtin Maria in ihrer Küche deftige Schmankerl, wie Grammelknödel und Buchteln mit Vanillesauce. Wer über Nacht bleiben mag, quartiert sich in einem von Marias gemütlichen Gästezimmern ein und genießt in den kariert bezogenen Betten die himmlische Stille am Berg. Ein Tipp für heiße Sommertage ist die Herrmannshöhle in Kirchberg am Wechsel. Hier ist es das ganze Jahr über angenehm kühl, allerdings teilt man das erfrischende Refugium mit fliegenden Mitbewohnern: Gleich 8 verschieden Fledermausarten leben in Niederösterreichs größter Tropfsteinhöhle, die 4 Kilometer lang ist und sich über mehrere Etagen erstreckt. Tierisch geht es auch auf Coronas Ameisenpfad zu: Auf 15 lehrreichen Stationen lernen Kids spielerisch, was die winzigen Waldbewohner so wertvoll für die Natur macht. 

Ybbstal: Urwaldwandern, Sternderlschauen und ein Besuch beim brüllenden Stier

Durch dichte Rotbuchenwälder stapfen die Wanderer im Wildnisgebiet Dürrenstein. Das Schutzgebiet im westlichen Niederösterreich bewahrt den größten Urwaldrest des Alpenbogens und ist Forschungsstation, Informationsdrehscheibe und Naturerholungsraum in einem. Das weitläufige Waldgebiet ist Heimat für zahlreiche Pflanzen- und Tierarten und wurde 2017 zum UNESCO Weltnaturerbe erklärt. Wer ein wenig Glück hat, kann Gemsen, Rothirsche, Bergmolche oder einen seltenen Weißrückenspecht aus nächster Nähe beobachten. Für den Aufstieg vom smaragdgrünen Lunzer See hinauf auf den Dürrnstein braucht man ein gute Kondition und festes Schuhwerk. Doch die Mühe lohnt: Der Weg führt vorbei am imposanten Ludwigfall, dessen Wasser auf einer Höhe von 60 Metern mit Getöse in die Tiefe stürzt, am „Brüllenden Stier“, wo ein unterirdischer Wasserfall rauscht und am „Großen Schneeloch“, einer riesigen Schachtdoline. Das kunstvolle Töpperkreuz oben auf dem 1.878 Meter hohen Dürnsteingipfel ist der perfekte Hintergrund für ein Selfie. Übernachtungstipp für Romantiker: Am Himmel oberhalb der Ybbstalerhütte, inmitten des Urwalds gewissermaßen, funkeln Nachts tausende von Sternen, denn das Wildnisgebiet ist eine der der am wenigsten mit Lichtsmog belasteten Regionen Österreichs.

Schneeberg und hohe Wand: Skywalk, Lamas, Salamander

Mit guter Ausrüstung, entsprechender Fitness und ausreichend Zeit kann man den Schneeberg per pedes erklimmen – muss man aber nicht. Denn schon seit dem Jahr 1897 dampft eine Zahnradbahn von Puchberg am Schneeberg hinauf auf den höchsten Berg Niederösterreichs. Rund 40 Minuten benötigt der Salamander – so heißt die Schneebergbahn wegen ihrer markanten grün-gelben Markierung – hinauf zum Bergbahnhof Hochschneeberg auf 1.800 Meter Seehöhe. Wobei man bei der Haltestelle Baumgartner unbedingt einen Zwischenstopp einplanen sollte, um die wunderbar flaumigen Schneebergbuchteln zu verkosten. Vom Elisabethkircherl, gleich bei der Bergstation, eröffnet sich ein atemberaubendes Panorama auf die umliegende Bergwelt. Im nahen Naturpark auf dem karstigen Hochplateau der Hohen Wand sind alle glücklich: Kleine Wanderer toben auf dem Abenteuerspielplatz oder finden im Streichelzoo flauschige neue Freunde. Besonders beliebt: Wanderungen mit den freundlichen Lamas. Schwindelfreie wagen sich auf den Skywalk, der ganze 8 Meter über die Felskante hinausragt – atemberaubende 150 Meter geht es hier in die Tiefe. Vom 18 Meter hohen Aussichtsturm reicht der Blick bei klarem Wetter bis zum Neusiedlersee. (BSZ)

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