Kommunales

Im Rathaus von Kempten hat man jetzt gut lachen. (Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand)

30.12.2019

Wie Kempten schuldenfrei wurde

Ganz entsprechend dem Klischee von der schwäbischen Sparsamkeit hat sich die Allgäuer Kommune in den vergangenen Jahren verhalten.

Der Kuchen mit einer schwarzen Null obendrauf ist schon verputzt. Bei der letzten Stadtratsitzung in Kempten gab es einen Grund zum Feiern: Die Stadt mit rund 70 000 Einwohnern hat es geschafft, zum Jahresende schuldenfrei zu werden - und ist somit eine der ersten kreisfreien Städte in Bayern in dieser Größenordnung ohne Schulden. "Das ist natürlich ein besonderer Moment, denn seit 2002 haben wir kontinuierlich den Schuldenberg abgetragen", sagt Oberbürgermeister Thomas Kiechle (CSU).

Damals lag der Schuldenberg bei etwa 41,4 Millionen Euro. Seither hat sich die Stadt verhalten wie es der sprichwörtlichen schwäbischen Sparsamkeit entspricht: Geld zusammengehalten und nur für das Nötigste ausgegeben. Jährlich konnten somit durchschnittlich 2,4 Millionen Euro getilgt werden. Die Parkgebühren wurden erhöht, keine Kredite mehr aufgenommen und die Grundsteuer angehoben.

"Das Geheimrezept ist nicht nachlassende Disziplin"


Das Geheimrezept sei aber die nicht nachlassende Disziplin gewesen, sagt Kiechle, der seit 2014 OB ist: "Das wirft man der Politik oft vor, in kurzen Zeitabständen zur nächsten Wahl zu blicken." Bei diesem Vorhaben sei man sich aber parteiübergreifend einig gewesen. "Auch Jahre, die wirtschaftlich nicht so gut waren, wie es im Moment mit den hohen Gewerbesteuern ist, haben wir durchgehalten." Mit seinen Stadträten verfolgte Kiechle, wie ein Countdown den Schuldenstand der Stadt herunterzählte. Auch die Bürger konnten das auf der Stadt-Homepage bis zur Null mitverfolgen.

Kempten zählte laut einer Erhebung des Landesamtes für Statistik, die auf Daten von 2018 beruht und sich auf den Kernhaushalt bezieht, zu den am niedrigsten verschuldeten kreisfreien Städten in Bayern: Die Pro-Kopf-Verschuldung von Kredit- und Wertpapierschulden der Stadt lag bei 24 Euro. Im Vergleich: Mit 2792 Euro weist Nürnberg die höchste Pro-Kopf-Verschuldung auf, gefolgt von Passau mit 2747 Euro.

Die Investitionen sind so hoch wie nie zuvor


Das Besondere in Kempten: Die Investitionen lagen mit 40,1 Millionen Euro im Jahr 2019 so hoch wie nie zuvor im städtischen Kernhaushalt. Auch für das neue Jahr steht der Stadt ein Investitionsrekord zur Verfügung: 41,2 Millionen Euro. Allerdings bringe ein solches Volumen die Verwaltung an ihre Grenzen, meint Kiechle. Daher gelte es Prioritäten zu setzen. Kempten möchte sich Projekten widmen, die in einer wachsenden Stadt drängend sind: "Wir schaffen im Moment zusätzliche 500 Kindergarten- und 170 Krippenplätze. Zudem bauen wir eine neue Grundschule. Auch in Wohnraumschaffung wird investiert."

Vor 20 Jahren sorgte der Bürgermeister im schwäbischen Gersthofen (Landkreis Augsburg) für Aufmerksamkeit: Weil die Gewerbeeinnahmen sprudelten, so dass die 20 000-Einwohner-Stadt einen Überschuss erwirtschaften konnte, verschenkte das Rathaus Geld. Jeder Bürger, der sich meldete, erhielt 100 Mark (etwa 50 Euro) bar auf die Hand. (Carolin Gißibl, dpa)

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