Kommunales

Viele Dächer in Untersteinach wurden von Tief Fabienne beschädigt. Der erste schwere Herbststurm in diesem Jahr hat in Bayern für Verwüstung gesorgt. (Foto: dpa)

28.09.2018

Bereits jetzt zu 48 Prozent energieautark

10 Jahre Klimaallianz Bamberg: Bis zum Jahr 2035 wollen sich Stadt und Landkreis komplett aus selbst erzeugtem, regenerativem Strom versorgen

Ein halbes Jahr lang Sommer und dann diese Woche ein abruptes Ende mit einem Todesopfer in Ebrach (Landkreis Bamberg) und einer Windhose im oberfränkischen Ortsteil Untersteinach der Marktgemeinde Burgwindheim (Landkreis Bamberg), die dort erheblichen Sachschaden anrichtete. So präsentierte sich der Klimawandel in diesem Jahr.

Gerade weil sich die Wetterverhältnisse nachhaltig ändern, haben Stadt und Landkreis Bamberg bereits vor 10 Jahren die Klimaallianz Bamberg ins Leben gerufen. Bis zum Jahr 2035 soll die Region komplett energieautark sein. Jetzt feierte die Klimaallianz ihr 10-jähriges Bestehen und kann schon auf beachtliche Erfolge blicken.

Stadt und Landkreis Bamberg sind vorbildlich

So betonte Bayerns Finanz-, Heimat- und Landesentwicklungsstaatssekretär Hans Reichhart (CSU), dass das Engagement der Region Bamberg vorbildlich sei. Schon jetzt betrage der Anteil erneuerbarer Energien in Stadt und Landkreis Bamberg 48 Prozent. „Hier in der Region hat man die Herausforderungen des Klimawandels schon seit Langem angenommen“, betonte der Staatssekretär. Er verwies darauf, dass im Zuge des Klimawandels vier von fünf bayerischen Gletschern verschwinden werden. Damit möglichst viel Kohlendioxid (CO2), das als Treibhausgas maßgeblich für die globale Erwärmung verantwortlich ist, gebunden bleibt, ist es der Staatsregierung ein besonderes Anliegen, die Moore im Freistaat zu schützen. Denn diese seien ein idealer CO2-Speicher.

Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) und Bambergs Landrat Johann Kalb (CSU) waren sichtlich stolz auf die Arbeit der Klimaallianz und lobten deren Hauptprotagonisten: Robert Martin, Geschäftsführer der Klima- und Energieagentur Bamberg sowie Klimaschutzbeauftragter des Landkreises Bamberg, und Günter Reinke, Klimaschutzbeauftragter der Stadt Bamberg.

Diese hatten in den vergangenen 10 Jahren ein umfangreiches Programm für die Region auf den Weg gebracht. So wurden zum Beispiel die 36 Gemeinden sowie die kommunalen und privaten Unternehmen in eine strategische Klimaschutzpolitik integriert. Auch eine neutrale und produktunabhängige Energieberatung wurde aufgebaut. Umwelterziehung und Umweltbildung gehören inzwischen zum Standard in den Schulen der Region. Auch ein E-Carsharing mit 14 E-Autos wurde aufgebaut, um die Bevölkerung an das Thema E-Mobilität heranzuführen.

Diverse Ehrungen

All diese Anstrengungen wurden bereits mit diversen Ehrungen belohnt. So erhielt die Klimaallianz Bamberg 2009 den E.ON Bayern Umweltpreis, 2010 die Auszeichnung „Energie-Kommune August 2010“, 2015 die Auszeichnung „Gestalter der Energiewende“ von der bayerischen Staatsregierung und 2016 den Bayerischen Energiepreis. „Jetzt haben wir es unter 130 Bewerbern in die Endrunde der letzten fünf für die Auszeichnung Beste Energiekommune des Jahrzehnts geschafft“, berichtete Landrat Kalb. In den nächsten Jahren will man laut Kalb in der Region Bamberg ein Klimaanpassungskonzept, einen Energieleitfaden für kleine und mittlere Brauereien sowie einen Ökostromtarif für alle auf den Weg bringen.

Sichtlich beeindruckt vom Engagement der Region Bamberg zeigte sich Wissenschaftler Stefan Rahmstorf. Der Professor für die Physik der Ozeane an der Universität Potsdam hielt im Rahmen der Festveranstaltung zu 10 Jahre Klimaallianz Bamberg einen ziemlich ernüchternden Vortrag über die Klimaerwärmung. Er erklärte sehr anschaulich, wie die diversen Mechanismen funktionieren und zur globalen Heißzeit beitragen. So würden sich die Weltmeere weiter erwärmen und zusammen mit der Eisschmelze von Gletschern und Polkappen zu einem Anstieg des Meeresspiegels führen. Durch die geringeren Temperaturunterschiede zwischen Nordpol und Äquator würden die Westwinde weniger stark wehen als bisher. Das führe dann zu einer Verfestigung von Wetterlagen wie im Sommer 2018, als sich das enorme Hochdruckgebiet über Mitteleuropa kaum wegpusten ließ.

Positivbeispiel Großbritannien

Damit der CO2-Ausstoß deutlich reduziert und die Erderwärmung auf das Ziel von plus zwei Grad, wie es im Klimavertrag von Paris 2015 vereinbart wurde, fixiert werden kann, müssten die öffentlichen Fördergelder für fossile Energien bis 2020 komplett abgeschafft werden. „Diese werden bisher pro Jahr weltweit mit 500 bis 600 Milliarden US-Dollar subventioniert“, so Rahmstorf, der auch Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat Globale Umweltveränderungen ist. Er verwies auf das Positivbeispiel Großbritannien, das die Kohleverstromung nahezu abgeschafft hat. Grund hierfür sei die Einführung von CO2-Abgaben gewesen. Mit 30 Euro pro Tonne CO2 sei es wirtschaftlich nicht mehr interessant gewesen, Kohle als Primärenergie für die Stromerzeugung einzusetzen.

Rahmstorf forderte darum die beiden noch verbliebenen großen Kohleverstromer Deutschland und Polen auf, sich dem britischen Vorbild anzuschließen. Außerdem dürfe ab 2030 kein Auto mehr mit Verbrennungsmotor zugelassen werden und der Anteil regenerativer Erzeugungsa/nlagen an der Stromproduktion müsste sich alle fünf bis sieben Jahre verdoppeln. Dann hätte man im Jahr 2040 eine komplett regenerative Energieversorung in Deutschland. (Ralph Schweinfurth)

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