Kommunales

Das digitale Parken funktioniert relativ simpel. Bei der Ein- und Ausfahrt werden die Autonummern gescannt und registriert. (Foto: Weindl)

24.09.2021

Bezahlparken ohne Schranke

Ein neues Digitalsystem in der Chiemsee-Gemeinde Breitbrunn hilft Staus zu reduzieren und die Einnahmen zu erhöhen

Das Strandbad Breitbrunn (Landkreis Rosenheim) am nordwestlichen Chiemseeufer gehört zu den besonders attraktiven und begehrten Plätzen: grüne Liegewiesen, die sanft zum Ufer abfallen, ein kleines Lokal mit guter italienischer und thailändischer Küche, dazu ein Blick Richtung Sassau und Schafwaschener Bucht und hinüber Richtung Herrenchiemsee.

Das hat gerade in Zeiten des boomenden Ausflugsverkehrs in den oberbayerischen Urlaubsorten Konsequenzen für die Verkehrssituation. Überfüllte Parkplätze und Staus auf der schmalen Zufahrtsstraße gehörten im Sommer zum Alltag. Da kam diese Investition gerade recht, freut sich der Breitbrunner Bürgermeister Anton Baumgartner (Unabhängige Wählergemeinschaft Breitbrunn).

Der Parkplatz am Strandbad – der der dem Finanzministerium unterstellten bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung gehört und von der Gemeinde Breitbrunn gepachtet ist – wurde vor wenigen Wochen digitalisiert. Erste augenscheinliche Veränderung ist das Fehlen von Schranken. Dafür stehen nahe der Einfahrt zwei schlanke Säulen mit einem Scanner und zwei Infotafeln. Weiter hinten baut sich ein leuchtend roter Kassenautomat auf.

Das digitale Parken funktioniert relativ simpel. Bei der Einfahrt werden die Autonummern gescannt und registriert. Selbiges geschieht auch bei der Ausfahrt. Bezahlen können die parkenden Besucher*innen entweder per App oder ganz konventionell am Kassenautomaten bar oder mit Karte. Die dazu passende App kommt von dem Unternehmen Parkster. Die Parkgebühr beträgt derzeit drei Euro pro Tag.
Das System hat nicht nur den Vorteil, dass mangels Schranke Staus spürbar reduziert werden. Früher war für das Kassieren auch ein Parkwächter erforderlich, der natürlich auch bezahlt werden musste. Dessen Einsatz war auch nur dann gerechtfertigt, wenn das Wetter gut und der Besuchsverkehr umfangreich war. Ansonsten blieb der Parkplatz offen und gratis für die Gäste. Nun wird jeder Parkende registriert – egal ob Haupt- oder Nebensaison, tagsüber oder während der Nacht, bei Schön- oder Schlechtwetter.

Nutzung hat in den letzten Jahren erheblich zugenommen


„Die Nutzung des Parkplatzes hat ja in den letzten Jahren erheblich zugenommen, sind vor allem Radfahrer am See praktisch das ganze Jahr über unterwegs, die hier die Autos parken“, erklärt Anton Baumgartner. Dazu kommen Spaziergänger*innen und Gäste des Lokals. Entwickelt hat das System das Münchner Start-up-Unternehmen Peter Park System GmbH, zu dessen Zielgruppen Kommunen, Parkplatzbetreiber, Krankenhäuser und Hospitality-Unternehmen gehören. Nach der Einführung in Breitbrunn haben andere Kommunen Interesse angemeldet, unter anderem wird in Traunstein eine Tiefgarage am Bahnhof gerade umgerüstet.

Sehr zufrieden ist auch der Wirt des Lokals, der auch für den Betrieb des Parksystems zuständig ist. „Das System wurde an einem Tag installiert, braucht nur Strom und einen Internetanschluss.“

Die Investitionskosten liegen bei einem mittleren fünfstelligen Betrag. Schnell gelegt haben sich offensichtlich auch anfängliche Umstellungsprobleme. Die meisten Gäste waren daran gewöhnt, dass es Schranken und andere organisatorische Strukturen gibt. Einfach reinfahren, parken und dennoch zahlen – das ist eine noch etwas unkonventionelle Kombination. Mittlerweile gibt es kaum noch Nachfragen, auch wenn manche Autoinsassen dann doch fragend den Blick streifen lassen, bis sie die Infotafel entdecken.

Wirt hofft auch auf eine zügige Amortisation seiner Kosten

Eine anfängliche Hoffnung, dass man hier einfach ohne Bezahlung wieder rausfahren kann, hat sich weitgehend gelegt. Nach dem Abgleich der registrierten Autonummern erhält ein spezielles Dienstleistungsunternehmen die Kennzeichen, deren Fahrzeughalter über das Kraftfahrtbundesamt ermittelt werden und eine Gebühr von 35 Euro in Rechnung gestellt bekommen.

Mit der lückenlosen Erschließung der Parkgebühren hofft der Wirt auch auf eine zügige Amortisation seiner Kosten. Dafür spricht auch, dass das Lokal bei den Einheimischen eine gefragte Adresse ist. Für die Menschen aus der Umgebung hat er spezielle Dauertarife aufgelegt. Das wollte auch eine Frau mit Zweitwohnsitz in Breitbrunn, die versehentlich eine falsche Autonummer angegeben hatte und deshalb acht Strafzettel kassierte. Deutlich zurückgegangen ist laut Wirt auch die Zahl der nächtlichen Liebeshungrigen, die einen Platz für ein Schäferstündchen suchen. Bei denen kommt das Wissen, dass die Autonummer registriert wird, nicht ganz so gut an. Nicht jeder ist da wohl mit dem eigenen Partner da. (Georg Weindl)

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