Kommunales

Manche Regionen werden von der Telekom gleich mehrfach, andere dagegen gar nicht ans Glasfasernetz angeschlossen - weil es sich für das Unternehmen schlicht nicht rechnet. (Foto: dpa/Stefan Sauer)

23.05.2023

Wer gräbt, verliert

Umfrage des Verbands kommunaler Unternehmen: Strategischer Überbau hemmt Glasfaserausbau

Viele Menschen in Bayern warten noch auf ihren Anschluss ans schnelle Internet. Als eine Ursache gilt der sogenannte strategische Überbau von Glasfasernetzen durch die Telekom. Das führt dazu, dass manche Gebiete doppelt und sogar noch häufiger, andere jedoch gar nicht ans Glasfasernetz angeschlossen werden. Diese Überbaupraxis hatten Branchenverbände zuletzt in einem Brandbrief an Bundesdigitalminister Volker Wissing (FDP) kritisiert.

Wie groß das Problem für den flächendeckenden Ausbau der Glasfasernetze ist, zeigt eine Branchenumfrage des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU) unter seinen Mitgliedsunternehmen: Aktuell droht mehr als 60 Prozent der kommunalen Telekommunikationsunternehmen ein Überbau ihrer Glasfasernetze durch Wettbewerber beziehungsweise ist ein solcher Überbau bereits erfolgt. Ausgerechnet die Telekom überbaut häufig. Postleitzahlangaben zeigen, dass es sich um ein bundesweites Problem in Deutschland handelt.

„Das ist ein Weckruf an die Bundesregierung. Sie muss handeln, damit sich die digitale Spaltung nicht weiter vertieft: Sollte ein Verbot schädlichen Überbaus nicht in Betracht kommen, sollte der Bund als Anteilseigner der Telekom sein Mitspracherecht nutzen, um strategischen Überbau zu verhindern. Überbau gefährdet doch nicht nur den Business Case der Wettbewerber, sondern auch das Ziel der Bundesregierung, bis 2030 in Deutschland flächendeckend Glasfaser auszubauen“, so VKU-Chef Ingbert Liebing.

 

Fast zwei Drittel der kommunalen IT-Firmen betroffen
 

Bei 62 Prozent der kommunalen Telekommunikationsunternehmen droht ein Überbau ihrer Glasfasernetze durch Wettbewerber oder ist ein Überbau bereits erfolgt. 65 Prozent geben an, dass der Überbau sich in der Bauphase des eigenen Glasfasernetzes abzeichnet bzw. der Überbau genau dann erfolgt. Überbau findet insofern vor allem in der frühen Phase statt. Je weiter der Netzausbau bereits fortgeschritten ist, desto seltener wird überbaut. Liebing: „Offenkundig ist Überbau strategisch motiviert. Diese Gefahr schwebt wie ein Damoklesschwert über jedem neuen Ausbauvorhaben und ist eine Drohung: Wer gräbt, verliert. Das hemmt die Bereitschaft, zu investieren – von einer desaströsen Fehlallokation begrenzter Ressourcen in einer Volkswirtschaft, wie Tiefbaukapazitäten und Fachkräften, mal abgesehen. Unterm Strich bremst strategischer Überbau den flächendeckenden Ausbau der Glasfasernetze.“

Dabei können Wettbewerber sich gegen ein Entgelt auf das vorhandene Glasfasernetz eines Betreibers schalten. Insgesamt bieten 89 Prozent der kommunalen Unternehmen bereits Open Access auf ihren Netzen an beziehungsweise planen dies. Vor zwei Jahren waren es noch 79 Prozent. „Open Access hat längst den Siegeszug angetreten. Technisch gibt es also keinen Grund, ein eigenes Netz dorthin zu bauen, wo andere bereits ein Glasfasernetz zur Verfügung stellen. Sinnvoller wäre es, all die Kapazitäten und Ressourcen in die Gebiete zu lenken, die noch immer auf ihren Anschluss ans schnelle Internet warten“, so Ingbert Liebing. (BSZ)

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