Kommunales

Ein Grundschullehrerin arbeitet mit einem Tablet an der Tafel. Doch nicht jede(r) ihrer Kolleg*innen wird in den Genuss eines solchen Geräts kommen. (Foto: dpa/Julian Stratenschulte)

11.02.2021

Keine Laptops, nur Lederhosen

Für Lehrer*innen-Tablets stellt die Staatsregierung so wenig Geld zur Verfügung, dass laut Städtetag ein Drittel der Pädagogen leer ausgehen wird

Immer wieder betont die bayerische Staatsregierung, wie wichtig die Digitalisierung der Schulen für die Zukunft des Freistaats ist, gerade jetzt in Pandemie-Zeiten. Doch wenn es um konkrete Maßnahmen geht, gerieren sich die schwarz- orange Koalitionäre als Pfennigfuchser. Aktuelles Beispiel sind die Lehrer-Tablets.

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben den Digitalisierungsbedarf der Schulen verstärkt in den Fokus gerückt. Unterricht findet derzeit hauptsächlich im Homeschooling statt. Ein vernünftiges Tablet sollte dabei für Lehrer eine Selbstverständlichkeit sein. Und die Kommunen haben sich auch bereit erklärt, im Auftrag des Freistaats die Geräte für die Pädagogen anzuschaffen.

Doch das entsprechende Programm reicht jedoch nur für knapp zwei Drittel der Lehrer; der Anschaffungspreis für ein Lehrer-Laptop ist auf 750 Euro gedeckelt. „Dies erscheint vielen Lehrkräften und IT-Fachleuten zu niedrig“, berichtet der Vorsitzende des Bayerischen Städtetags, der Straubinger Oberbürgermeister Markus Pannermayr (CSU): „Das Kultusministerium hat hohe Erwartungen geweckt.

Allerdings sorgen die Fakten bei Schulleitungen und Lehrerschaft für Ernüchterung.“ Laut Berechnungen des Städtetags wären zwischen 120 000 und 140 000 mobile Endgeräte notwendig, um alle Lehrer*innen in Bayern vernünftig auszustatten. Doch nach aktuellem Finanzierungsstand reicht das Geld wohl nur für 92 000 Geräte; ein Drittel der Pädagogen ginge leer aus. Also keine Laptops, nur Lederhosen – um eine beliebte Eigenwerbung der CSU zu zitieren.

„Es fehlt ein landesweites pädagogisches Gesamtkonzept“

Doch die mobilen Endgeräte sind nur ein Aspekt der schulischen Digitalisierung. Eine weitere wichtige Voraussetzung für ihr Gelingen ist der Ausbau der Systembetreuung. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte im Juli vergangenen Jahres zu einem „Schul-Digitalisierungsgipfel geladen. Mit dabei: die kommunalen Spitzenverbände sowie Vertreter von Eltern-, Schüler- und Lehrerschaft. Das Versprechen: 155,6 Millionen Euro sollte den Kommunen bis einschließlich 2024 zur Verfügung gestellt werden. Und für die Jahre ab 2025 hatte der Freistaat seine Absicht erklärt, die Hälfte der Kosten für die Systembetreuung zu übernehmen.

„Doch seit dem Sommer hat das Kultusministerium noch immer keinen Entwurf für die Umsetzung der Kostenbeteiligung des Freistaats an der Systembetreuung vorgelegt“, klagt Pannermayr. Und bei der vom Freistaat im Juli 2020 ebenfalls zugesagten BayernCloud Schule gab es laut dem Städtetagschef bisher auch nur „wolkige Ankündigungen“. Grundsätzlich fehle es bei der Schul-Digitalisierung auch an einem „landesweiten pädagogischen Gesamtkonzept“

Kein Verständnis für den schmalen Tablet-Etat hat Matthias Fischbach, der bildungspolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion. „Wir haben einen Nachtragshaushalt von 20 Milliarden Euro. Wenn da nicht mal ein Prozent für die Digitalisierung der Schulen zur Verfügung gestellt wird, dann setzt die Staatsregierung hier falsche Prioritäten“, kritisiert der Liberale gegenüber der Staatszeitung. Die Schuld daran dürfe man aber inzwischen nicht mehr allein Kultusminister Michael Piazolo (FW) anlasten. „Dazu mischt sich der Ministerpräsident schon seit längerem viel zu stark in die Bildungspolitik ein“, findet Fischbach

Simone Fleischmann, die Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV) verweist gegenüber der Staatszeitung darauf, dass es wie so häufig regionale Unterschiede gibt – „je nachdem, wie gut die Schulleitung mit der Kommunalverwaltung zusammenarbeitet. „Die Fördermittel abzurufen ist ja ein bürokratischer Wahnsinn.“ Außerdem, fügt Fleischmann hinzu, gäbe es „weitere Baustellen“: So seien auch bei den von ihrem Verband lange angemahnten Dienst-Tablets noch Fragen des Datenschutzes ungeklärt. (André Paul)

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