Kaum eine Kommune im Freistaat, die aktuell nicht genau auf ihren Haushalt achten muss. Groß ist da vielerorts die Versuchung, bei der Verkehrswende zu sparen. Im Landkreis München hat man sich dagegen entschieden. Der Landkreis hat bereits heute eines der besten Busnetze im Freistaat, nun will man sich zu einem der Vorreiter in Sachen Elektromobilität aufschwingen. Zum 1. Juli 2025 werden die MVV-Regionalbuslinien 222, 224 und 270 vollständig auf den Betrieb mit emissionsfreien Batteriebussen umgestellt. „Damit werden insgesamt 20 neue, umweltfreundliche Busse in den Betrieb aufgenommen, die ausschließlich mit grünem Strom betrieben werden“, teilt das Landratsamt mit.
Den Angaben zufolge könnten durch die Umrüstung der drei Linien jährlich mehr als 1500 Tonnen Kohlendioxid eingespart werden. Hinzu kommt eine Verringerung des Lärmpegels. Ziel des Landkreises sei es, Schritt für Schritt alle MVV-Buslinien auf alternative Antriebe umzustellen. „Die Umstellung der drei Regionalbuslinien auf emissionsfreie Antriebe ist ein weiterer Meilenstein in unseren Bemühungen, den Landkreis nachhaltig und zukunftsfähig zu gestalten“, sagt Münchens Landrat Christoph Göbel der BSZ. Für den CSU-Politiker ist klar: „Mit den neuen E-Bussen leisten wir nicht nur einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz, sondern verbessern auch die Lebensqualität der Menschen in unseren Gemeinden erheblich.“
Neue Ladestationen
Auch zwei neue Ladestationen sollen für die Busse gebaut werden. Dort soll es dann die Möglichkeit geben, die Fahrzeuge während der Pause der Fahrer aufzuladen. Die Gesamtkosten für den Ausbau sollen sich den Angaben zufolge voraussichtlich auf rund 1,1 Millionen Euro belaufen. Der Landkreis München fährt bereits länger einen E-Mobilitäts-freundlichen Kurs: Im Dezember 2019 ging in Unterföhring die erste vollelektrisch betriebene Regionalbuslinie im gesamten Liniengebiet des Münchner Verkehrsverbunds (MVV) in Betrieb. Der MVV erstreckt sich über erhebliche Teile Oberbayerns. Und mit der Regionalbuslinie 261 pendelt seit diesem Frühjahr bereits eine zweite abgasfreie Linie zwischen der U-Bahn-Station Fürstenried West und Neuried im Landkreis München.
Andreas Barth, Sprecher von Pro Bahn Bayern, lobt das Engagement des Landkreises: „Schön, dass München hier voranschreitet.“ Im September beginnen die für den Betrieb der E-Busse nötigen Bauarbeiten am S-Bahnhof Höllriegelskreuth. „Gut, dass dieser wichtige Umsteigebahnhof endlich ausgebaut wird,“ sagt Barth der Staatszeitung.
Der Landkreis München ist allerdings nicht der einzige Landkreis, der seine E-Busflotte ausbaut: Seit Ende Januar rollen 16 Elektrobusse durch Kempten im Allgäu, bis Ende des Jahres sollen es 27 sein. Die Stadtwerke München (SWM) haben gerade erst 13 neue Elektro-Solobusse für das Netz der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) in der Landeshauptstadt Betrieb genommen. Und Augsburg hat zuletzt angekündigt, beim Betrieb seiner Busse von Biogas auf Strom umzusteigen.
2022 hat der Freistaat seine Busförderung neu ausgerichtet. Seitdem bekommen Elektrobusse eine höhere und vorrangigere Förderung. Für die E-Busse waren allein im vergangenen Jahr 38 Millionen Euro an Förderung vorgesehen, für die Ladeinfrastruktur der Betriebshöfe rund 57 Millionen Euro. Der Grund: Bayern will bis 2040 klimaneutral sein. Ministerpräsident Markus Söder schwärmte bereits im vergangenen Jahr, die neuen Klimabusse vereinten „Fahrgenuss und Ökologie“. Der Freistaat will nach Angaben der Staatsregierung eine Milliarde Euro investieren, um das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen.
Zu teuer für Kommunen
Pro Bahn fordert den Bund auf, mehr Fördergelder in den Ausbau des E-Busnetzes zu investieren. „Vielen Kommunen ist der Ausbau einfach noch immer zu teuer“, sagt Barth. Doch er sieht auch den Freistaat in der verkehrspolitischen Pflicht. Das Land müsse den Kommunen generell mehr Mittel zum Ausbau des Nahverkehrs zuweisen – sei dies für Straßenbahnen oder Busse. „Und der ÖPNV muss eine Pflichtausgabe werden, damit bei steigenden kommunalen Ausgaben und wegbrechenden Einnahmen nicht sofort das Busnetz zusammengestrichen wird“, so Barth. Denn aktuell würden viele Kommunen den Rotstift ausgerechnet beim für die Bürger*innen und die Klimawende so wichtigen ÖPNV ansetzen. (T. Lill)
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