Kommunales

Während im (Vor)alpenland in vielen überlaufenen Destinationen die Einwohner genervt sind von den Touristen, gibt es anderen Regionen in Oberbayern, wo man sich über ein Mehr an Urlaubern durchaus freuen würde: beispielsweise in der Inn-Salzach-Region, zu deren Sehenswürdigkeiten die Burganlage von Burghausen gehört. (Foto: dpa/Heine Heiner)

25.08.2020

Dramatische Bilanz von Dehoga und Tourismusverband

Fast jedem zweiten Hotel- und Gastrobetrieb im Bezirk droht das coronabedingte Aus

Die Horrorbotschaft kam fast beiläufig. Etwa 40 Prozent der Häuser, so schätzte Jutta Griess, die oberbayerische Bezirksvorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga, könnte Gefahr laufen, Corona nicht zu überleben. Gemeinsam mit dem CSU-Landtagsabgeordneten Klaus Stöttner, seines Zeichens auch Präsident des Tourismusverbands Oberbayern-München (TOM), präsentierte sie eine aktuelle Bilanz unter dem etwas artifiziellen Titel "Die ungeahnte Bedeutung des Tourismus für Oberbayern im Lichte der Krise".

Der Wirtschaftszweig ist in Bayerns größtem Bezirk von immenser Bedeutung und um das zu untermauern ließen Stöttner und Griess ein wahres Feuerwerk an Zahlen auf ihre Zuhörer herunterprasseln. 190 000 Menschen leben in Oberbayern mit seinen 4,6 Millionen Einwohnern direkt oder indirekt vom Tourismus. Nur mal so zum Vergleich: Die BMW Group beschäftigt weltweit etwa 110 000 Mitarbeiter.

2,4 Milliarden Euro Verlust von März bis Mai dieses Jahres

Von März bis Mai machte der Tourismus in Oberbayern nach den Angaben der beiden Funktionäre etwa 2,4 Milliarden Euro Verlust. Damit ging eine rund zehn Jahre währende Erfolgsepoche zu Ende. Denn von 2009 bis 2019 waren die Zahl der Übernachtungen um 17 Prozent und der Umsatz um 21 Prozent gestiegen. Besonders betroffen vom Einbruch seien die durch Investmentgesellschaften betriebenen Geschäftshotels in München, hieß es, denen fehlen die Messen und Kongresse - was bis zu 70 Prozent weniger Gäste bedeute. Etwas besser schaue es für Familienbetriebe auf dem Land aus, die eher auf klassische Urlauber setzen.

Allerdings gibt es auch da Ausnahmen von der Regel. In Pfaffenhofen a. d. Ilm kündigte das ebenfalls stark von Geschäftsreisenden frequentierte Vier-Sterne-Hotel "Moosburger Hof" an, schließen zu müssen. Wobei Stöttner und Griess der Corona-Krise auch eine positive Initialzündung attestieren: die Notwendigkeit, umzustrukturieren, moderner zu werden. Der ewige Konkurrent Österreich war hier schon länger ein gutes Stück voraus. Gleichzeitig versucht man aber auch, ein Image wie das der Halligalli-Destinantion Ischgl abzuwehren.

Häufig ist oberbayerischer Tourismus immer noch gleich (Vor)alpenland

So wie bayerischer Tourismus außerhalb des Freistaats gern mit Oberbayern gleichgesetzt wird - vielleicht mit der Ausnahme des Allgäus - so präsentiert sich oberbayerischer Fremdenverkehr vorrangig als solcher des (Vor)alpenlands.Hier kocht inzwischen der Unmut der Bevölkerung über die nicht zuletzt durch Corona stark angestiegene Zahl an Tagestouristen hoch. In Kochel und Garmisch-Partenkirchen gab es Demos gegen die Urlauber, mit Wucher-Parkpreise von 25 Euro sollen vor allem die Pkw-Reisenden verjagt werden.

Seitens TOM und Dehoga will man dem mit einem besseren Verkehrskonzept entgegen wirken. Auf den ÖPNV, speziell den Busverkehr, vertrauen die beiden Funktionäre da freilich weniger. Ihnen schwebt eher eine Zusammenarbeit mit örtlichen Taxiunternehmen vor. Diese sollen die Gäste in Sammeltransporten an den Bahnhöfen abholen und zu ihren Unterkünften oder sonstigen Reisezielen transportieren.

Die Region 10 rund um Ingolstadt etwa fand bei der TOM-Veranstaltung kaum eine Erwähnung. Immerhin bekam Ernst Raspl, Besitzer des Hotels "Traumschmiede" in Unterneukirchen bei Altötting die Chance, für sein Haus beziehungsweise die noch vergleichsweise wenig frequentierte Inn-Salzach-Region zu werben. "Hier kann man 15 Minuten auf dem Radweg fahren ohne einen anderen Menschen zu treffen", lockt Raspl Interessenten. (André Paul)

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