Kommunales

Die Reichweite von Elektroautos ist noch sehr begrenzt. (Foto: BSZ)

07.02.2014

E-Cars brausen durch E-Streets

Stadtplaner entwickeln Mobilitäts-Szenarien für Cities von morgen

Positive Perspektiven für Stadtentwicklung und Automobilindustrie zeichnen derzeit Pioniere der Elektromobilität in Deutschland: Mobiles Internet, technische Finessen im Fahrzeugbau und eine neuartige Mobilitätskultur könnten gemeinsam mit innovativen Stadtplanern die Metropolen der Zukunft erschaffen. „Der klassische Automobil-Markt in Europa geht zurück“, sagt Sebastian Seelig vom Planungsbüro Buro Happold. „Aber das Bedürfnis nach pragmatischem Bewegen in den Innenstädten steigt.“ Vor allem jüngere Menschen setzen verstärkt auf Leihwägen. Teilen statt zu Besitzen ist in Ballungszentren inzwischen in. „Heute liegen wir schon bei 45 000 Nutzern in Deutschland“, sagt Seelig und sieht hier die Chance für elektrisch angetriebene Fahrzeuge: „E-Autos werden auf diese Weise für viele Menschen zum ersten Mal erfahrbar.“
In Berlin, Stuttgart und Ulm haben sich bereits E-Carsharing-Systeme etabliert. Hier können Nutzer Elektroautos spontan an bestimmten Standorten anmieten und wieder abgeben. Wichtig sei dabei ein gesamtheitliches Konzept, dass diese Systeme eng mit dem öffentlichen Nahverkehr vernetzt, erklärt Seelig im Oskar- von-Miller-Forum in München. Die Bildungsinitiative der bayerischen Bauwirtschaft soll Architekten mit Technikern und Ingenieuren zusammenbringen. Konsequent umgesetzt, könnte das elektrische Carsharing die Verkehrssysteme dann maßgeblich verändern und die Qualität der Straßenräume verbessern, schwärmt der Stadt- und Regionalplaner in seinem Vortrag.
Anhand von Überlegungen zu Berlin zeigt er auf, wie urbane Mobilität „gemeinschaftlich – intelligent – elektrisch“ organisiert werden könnte. Strukturen mit mehreren Lebens- und Arbeitszentren und die Bevölkerungsdichte in einigen Vierteln eröffneten in der Hauptstadt gestalterisches Potenzial. Seelig geht davon aus, dass ein Car-Sharing-Fahrzeug vier bis zehn herkömmliche Fahrzeuge ersetzt. Die reduzierte Stellplatzanzahl könnte neue verkehrsberuhigte Zonen oder gar reine E-Streets ermöglichen. In einer Pilotstudie zu einem Wohngebiet am Prenzlauer Berg löst Seelig sogar die herkömmliche Trennung von Bürgersteigen und Fahrbahn auf. Das Betanken der Fahrzeuge in nachhaltig ausbalancierten Stromnetzen, so genannten Smart Grids, könnte ihre Energieversorgung zusätzlich effizienter machen.

Ladestecker noch nicht einheitlich genormt


Doch bis zu einer Realisierung dieser Vision 2030 müssten noch viele Probleme beseitigt werden. Ladestecker etwa sind noch immer nicht einheitlich genormt. Eine Zerstückelung des europäischen Markts mit verschiedenen Standards droht. „Da müssen sich die Hersteller öffnen“, gibt Seelig zu. Momentan variieren Anschlüsse und Ladezeiten noch stark, die Reichweite von Fahrzeugen ist begrenzt. Selbst wenn sich dies in naher Zukunft ändert, müssen die Auswirkungen der Produktion von E-Autos, aber auch von Photovoltaikanlagen und anderen Stromlieferanten in die Statistik einberechnet werden, fordern Kritiker. Schließlich soll die Energie für den Antrieb der E-Fahrzeuge nicht auf Basis von Kohle oder Kernkraft anstatt aus Erdöl erzeugt werden.
In Bayern tüfteln derweil auch Audi, BMW, DriveNow, General Electric und die Stadtwerke München gemeinsam mit den Stadtwerken Leipzig, den Dresdner Verkehrsbetrieben, öffentlichen Institutionen und Leihfahrzeug-Flottenbetreibern an Konzepten für eine urbane Elektromobilität. Die Erarbeitung eines Praxisleitfadens „Elektromobilität im öffentlichen Raum“ ist Teil der Initiative der Bundesregierung „Schaufenster Elektromobilität“. Letzten Endes bleibt die Frage, wie alternativ die Mobilität der Zukunft tatsächlich sein kann, dann auch eine politische. Zumindest solange beim Thema Energiewende in der schwarz-roten Koalition noch nicht abschließend geklärt ist, woher der Wind weht. (Andreas Schneider)

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