Kommunales

Auch in der Gemeinde Oberwössen im Landkreis Traunstein ist es wieder soweit. (Foto: dpa/Lino Mirgeler)

19.04.2022

Endlich wieder frische Maibäume

Die Stämme halten nur ein paar Jahre und wegen Corona wurden seit 2020 nur wenige neue aufgestellt. Dieses Jahr soll das anders sein.

In vielen Dörfern gibt es bis zum 1. Mai schlaflose Nächte. Erstmals nach zweijähriger Corona-Pause werden in größerem Umfang neue Maibäume aufgestellt. Das bedeutet: Nachtwachen. Denn der nächtliche Maibaum-Diebstahl gehört zum Brauchtum.

Tagsüber wird an den neuen Stämmen gearbeitet. Die Rinde wird entfernt, es wird gehobelt, teils grundiert und weiß-blau gestrichen. In vielen Orten Bayerns laufen - wie in Baden-Württemberg, im Rheinland und auch im Norden - letzte Vorbereitungen für das Fest.
2020 hatten viele Orte das Aufstellen neuer Bäume und die zugehörige Feier abgesagt. Zum traditionsgerechten Aufstellen mit Muskelkraft sind an die 50 Helfer oder mehr nötig - das war in Zeiten von Kontaktbeschränkungen und hohem Ansteckungsrisiko keine Option.

Viele Orte blieben seitdem maibaumfrei. "Mit Wehmut" habe vor zwei Jahren der Burschenverein im Münchner Stadtteil Harlaching seinen Baum gekappt, sagt der Vize-Vorsitzende Stefan Ullmann. Während nun endlich an dem neuen Stamm gearbeitet wird, liegt der alte zerteilt daneben - er soll versteigert werden. Manche nehmen die Maibaum-Reste als Hackstock, andere schneiden daraus Brotzeitbrettchen. In der Regel stehen die Bäume etwa drei bis fünf Jahre. Danach könnten sie nicht mehr sicher sein, auch am Maibaum nagt der Zahn der Zeit. Ein Alu-Maibaum - das soll es bereits geben - ist für Ullmann keine Alternative. Das scheine dann wohl eher wie ein Telefonmast.

 

Kleiner Höhepunkt im Dorfleben


Der nächtliche Maibaum-Diebstahl ist, so selten er glückt, ein kleiner Höhepunkt im Dorfleben. Er bringt als Lösegeld Bier, Schnaps und Brotzeit. Moderne Technik macht indes auch vor altem Brauch nicht halt. Dass manche zu Videokameras oder Infrarotmeldern greifen, die ein Signal aufs Handy senden, und so vielleicht gar im Homeoffice wachen, ist für Oberbayerns Bezirksheimatpfleger Norbert Göttler nicht im Sinne der Tradition. "Das gemeinsame Bewachen des Maibaums hat ja auch eine Funktion, nämlich dass es Gemeinschaft bildet."

Göttler sieht auch kritisch, wenn Dörfer plötzlich mehrere Maibäume haben. Der Maibaum und das gemeinsame Aufstellen solle einen und ein Zeichen von Gemeinschaft setzen, gerade nach der Corona-Zeit mit viel Rückzug eine Chance. "Ich sehe eine Gefahr der Verbiedermeierung. Man zieht sich ins Private zurück, und ins Fernsehzimmer." (dpa)

 

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