Kommunales

Modern und ökologisch zugleich ist der Klerus künftig unterwegs: die neue Audi-Flotte des Bistums mit CNG-Antrieb. (Foto: E.B.)

11.09.2020

"Gas-Fahrzeuge am klimafreundlichsten"

Warum das Bistum Eichstätt keine E-Autos anschafft

Wenn es darum geht, den Individualverkehr klimafreundlicher zu machen, hat die Politik nur eine Antwort: das Elektro-Auto. Das Bistum Eichstätt hat dennoch und ganz bewusst seinen Fuhrpark komplett auf Erdgas-Autos umgerüstet – eine bemerkenswerte Entscheidung.

Ein bisschen aufgeregt sind die zwei Dutzend Mitarbeiter des Bistums Eichstätt an diesem Vormittag im Audi-Forum in Ingolstadt schon. Auch Fabian Gentner, Mitarbeiter in der Pressestelle des Bistums, ist gespannt, als er die Papiere seines neuen Dienstwagens, einem Audi A3 g-tron in Empfang nimmt: „Ich bin noch nie ein Gasauto gefahren und bin neugierig, ob es anders ist.“

Mehr als zwanzig Autos vom Modell A3 übernimmt das Bistum Eichstätt an diesem Vormittag. Alle haben einen CNG-Antrieb. CNG steht für compressed natural gas, was meist etwas ungenau mit Erdgas übersetzt wird. Aufgrund der Leasingkonditionen senken die neuen Dienstautos die jährlichen Fuhrparkkosten um immerhin zehn Prozent. Doch das ist eher ein Nebenaspekt. Entscheidend war für die Verantwortlichen, dass sie mit den CNG-Fahrzeugen vom ersten Kilometer an Umwelt und Klima schützen. Denn die Gasautos produzieren keinen Feinstaub, keinen Ruß und fast keine Stickoxide, und auch ihr CO2-Ausstoß ist deutlich geringer als bei Benzinern oder Dieseln.

Biomethan aus heimischen Reststoffen

Das Bistum hat sich im Vorfeld natürlich auch eingehend mit dem batterieelektrischen Antrieb auseinandergesetzt. Schließlich verfügt der Fuhrpark bereits über ein Elektroauto. Aus ökologischen und sozialen Gründen kommt kein weiteres dazu. Die Batterieherstellung sei problematisch, denn dafür würden Lithium und Kobalt benötigt, deren Abbau mit einem hohen Wasserverbrauch und starken sozialen und gesundheitlichen Problemen und Risiken für die Arbeiter in den Minen einhergehe. „Mit Erdgas,“ sagt Richard Ulrich, der Beauftragte für Umweltmanagement des Bistums, „haben wir eine gute Alternative in der jetzigen Zeit, um wirklich CO2 zu sparen, und wir müssen nicht wie bei der Elektromobilität auf Rohstoffe aus anderen Ländern setzen.“

Erdgas-Autos könnten dagegen mit Biomethan aus heimischen Reststoffen und damit praktisch klimaneutral fahren, erläutert Reinhard Otten, beim Ingolstädter Premiumhersteller zuständig für nachhaltige Produktentwicklung: „Da ist übrigens noch Riesenpotenzial drin, man könnte mehrere Millionen Fahrzeuge mit diesem Reststoff Biomethan in Deutschland betanken und versorgen. Das ist eine Option auf die wir achten sollten.“

Die Bundesregierung achtet da allerdings gar nicht darauf. Mit dem jüngsten Corona-Konjunkturpaket fördert sie wie schon in der Vergangenheit ausschließlich die Elektromobilität. Um so bemerkenswerter ist die Entscheidung des Bistums Eichstätt, das ganz bewusst auf die Zuschüsse verzichtet.

"Wie ein normales Auto"

Aber offensichtlich passen Elektroautos, die ja auf Grund des immer noch hohen Kohlstromanteils auch im Betrieb alles andere als klimaneutral sind, nicht zu den Zielen, die sich die Diözese verordnet hat. Mit der Klimaoffensive 2030 plus will das Bistum seine Treibhausgase so schnell und so umfassend wie nur irgend möglich mindern. Und da seien CNG-Autos derzeit die beste Lösung.

Bistums-Sprecher Fabian Gentner hat inzwischen seine erste Dienstfahrt hinter sich. Sein Eindruck nach 30 Kilometern: „Der fährt sich wie ein ganz normales Auto.“ Und einen ordentlichen Abzug habe er auch, das hat der 29-Jährige auf der Landstraße gleich mal ausprobiert. Vermisst er seinen alten Diesel? „Nein, überhaupt nicht“, sagt Gentner. Und so hat sich der junge Mann mit dem für ihn bis vor drei Stunden noch völlig unbekannten CNG-Antrieb schnell angefreundet. Ab sofort ist er jetzt wie alle anderen Mitarbeiter*innen in der Diözese auf seinen Dienstfahrten ein aktiver Klimaschützer.

Man könnte auch sagen: Das Bistum Eichstätt predigt nicht nur am Sonntag die Bewahrung der Schöpfung, sondern lebt das auch im Alltag. (Christoph Arnowski)

Kommentare (2)

  1. Ecknacher am 13.09.2020
    Das Bistum Eichstätt wählt damit die zur Zeit klimafreundlichste Möglichkeit ihre Dienstwägen zu betreiben. Das Biogas dafür wird hauptsächlich aus biogenen Reststoffen wie Stroh erzeugt und auch bereits teilweise aus Power to gas Anlagen mit Überschussstrom von PV und Windkraftanlagen.
    Mehr Nachhaltigkeit geht nur noch, wenn man das Autofahren so weit wie möglich ganz vermeiden würde.
    Der Elektroantrieb wird sicher in näherer Zukunft eine weitere Alternative sein, wenn die entsprechenden Rahmenbedingungen: Verfügbarkeit von grünem Strom zu jeder Zeit durch Speicherung, Verfügbarkeit von flächendeckender Ladeinfrastruktur, Verfügbarkeit von Batterien ohne extrem viele Umweltschäden zu verursachen, Verfügbarkeit von Reichweite ..... geschaffen und vorhanden sind. Durch die massive politische Unterstützung der E-Mobilität wird sich da in den nächsten Jahren sehr viel bewegen. Leider besitzt das Biogas aus Reststoffen keinerlei politische Lobby obwohl es perfekt in den künftigen Antriebsmix passt und auch für die nächsten Jahre die klimafreundlichere Alternative wäre....
  2. HeinziW am 11.09.2020
    Warum schafft die Diözese nicht einfach so viel Solarstrom- oder Windkraftanlagen selbst an, um eine E-Auto-Flotte mit Ökostrom zu betreiben?
    Erdgas ist fast genauso schädlich - manche Studien sprechen sogar von höheren Umweltschäden als Kohle - wie andere Energie-"Bodenschätze". Das blenden offenbar die Audi-GEblendeten in Eichstätt aus.
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