"Ich glaube nicht, dass Landshut mehr als 80 000 Menschen aufnehmen kann", warnt der scheidene OB Hans Rampf (CSU). Zuletzt zogen jährlich rund 1000 neue Bürger in die Stadt - die Marke wäre also schon in zehn Jahren erreicht. (Foto: dpa)
Die beiden größten und wichtigsten Städte Niederbayerns, Landshut und Passau, legen bei der Einwohnerzahl weiter zu: Während die Bezirkshaupstadt nun die Marke von 70 000 Einwohnern knackte, kann die Drei-Flüsse-Stadt künftig wieder mehr als 50 000 Bürger auf ihrem Territorium verzeichnen.
Wobei der scheidende Landshuter Oberbürgermeister Hans Rampf (CSU) nicht eben glücklich ist über die Entwicklung: Zuletzt kamen nämlich jedes Jahr mehr als 1000 neue Bürger in die Stadt. Damit übertrifft Landshut alle früheren Prognosen. Diese waren davon ausgegangen, dass die Stadt im Jahr 2030 nur 68 000 Einwohner hat. "Ich glaube nicht, dass die Stadt nicht mehr als 80 000 Menschen aufnehmen kann", sagt Rampf, der die Verwaltungsführung Anfang nächsten Jahres an seinen bereits gewählten Nachfolger, den FDP-Politiker Alexander Putz, abgeben wird. "Schon jetzt wird der Wohnraum knapp und die Mieten steigen. Gleichzeitig muss Landshut für Kindergarten- und Grundschulplätze sorgen", warnt der OB.
Sehr gute Zugverbindung nach München
Passau hatte die 50 000er Marke zwar schon zum 31.12.2015 mit damals knapp 50 600 Bürgern geknackt, aber erst jetzt gab das Bayerische Landesamt für Statistik die Daten offiziell an Oberbürgermeister Jürgen Dupper (SPD) weiter. Bei der letzten Erhebung im Jahr 2013 hatte Passau noch 48 000 Einwohner. Anders als Landshut, dass momentan die höchste jemals gemessene Einwohnerzahl seiner Geschichte aufweist, schwankt diese in Passau. In der Vergangenheit waren es durchaus schon mal mehr als 50 000 Bürger.
Den Boom in Landshut führen Experten zum einen auf die gute wirtschaftliche Entwicklung im nördlichen Niederbayern zurück - zum anderen aber auch auf das aus allen Nähten platzende München. Viele Menschen, die neu einen Job in der Landeshaupstadt gefunden haben, müssen inzwischen weiter rausziehen, um noch halbwegs bezahlbare Mieten zu finden. Da die Zugverbindung von München nach Landshut fast stündlich erfolgt und auch weniger als eine Stunde dauert, entscheiden sich viel Neu-Bayern für einen Wohnsitz in der Niederbayern-Metropole.
In Passau wiederum wächst zum einen die Zahl an Studenten an der Universität, zum anderen drängen Arbeitskräfte aus dem nahen, derzeit wirtschaftlich schwächelnden Österreich verstärkt nach Bayern. Und auch Rentner aus anderen Teilen Deutschlands haben die reizvolle Landschaft zwischen Donau und Bayerwald für sich entdeckt, verlegen ihren Altersruhesitz in den äußersten Südosten des Freistaats.
"Maßnahmenpaket zur Gewinnung neuer Einwohner"
Und die Stadtverwaltung hat auch ihr Scherflein dazu beigetragen: "Es freut mich sehr, dass die Stadt Passau wieder die 50 000-Einwohnermarke überschritten hat. Die frühzeitige Beschäftigung mit den Auswirkungen des demographischen Wandels sowie das erarbeitete Maßnahmenpaket zur Gewinnung neuer Einwohner für die Stadt Passau haben somit Früchte getragen und uns zum gewünschten Ziel geführt", meint OB Dupper.
Besagtes Maßnahmenpaket beinhaltet beispielsweise neue Projekte im Geschosswohnungsbau und die Ausweisung von neuem Bauland oder auch das gewaltig angereicherte Angebot der Stadt bei der Kinderbetreuung tragen nun offenbar erste Früchte. "Sie stehen weiterhin auf unserer Agenda, um diese positive Entwicklung auch künftig beizubehalten", so Dupper.
Auch Aschaffenburg nähert sich der Marke
Der Bürger-Boom in Niederbayern könnte auch die Größen-Reihenfolge der bayerischen Städte mittelfristig verschieben. Noch ist, hinter Bamberg, Bayreuth die zehntgrößte Kommune des Freistaats. In der oberfränkischen Bezirkshauptstadt wohnen nach letzter Messung rund 72 000 Menschen - allerdings mit eher stagnierender Tendenz. Gut möglich also, dass das derzeit noch auf Platz 11 rangierende Landshut noch vor Ablauf des Jahrzehnts an Bayreuth vorbei in die Top Ten des Freistaats aufsteigt.
Die nächste Stadt in Bayern, die die 70 000er Marke knackt, könnte übrigens Aschaffenburg sein. Zum Stichtag 31.12.2015 lebten in der nordwestlichsten Stadt des Freistaats 69 000 Menschen - Tendenz zwar langsam, aber eben kontinuierlich steigend. (André Paul)
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