Kommunales

In vielen kleineren Kommunen kann man immer noch – zumindest für eine begrenzte Zeit – kostenfrei parken. Großstädte dagegen greifen Pkw-Fahrenden immer dreister in die Tasche. Derweil setzt sich immer mehr der digitale Parkschein durch. (Foto: Christ)

24.03.2023

Kostenfalle Parken

Viele bayerische Großstädte haben die Gebühren drastisch angehoben – der ländliche Raum aber tickt autofreundlicher

Die Gelder fließen reichlich und füllen die kommunalen Kassen: Parken ist in Bayern vielerorts teurer geworden. Die Stadt Würzburg zum Beispiel erhöhte die Parkgebühren im Juni 2022. In Aschaffenburg wurde das Parken zum 1. Februar 2023 teurer. Ingolstadt wird die Gebühren voraussichtlich im Herbst dieses Jahres erhöhen. Und der Münchner Stadtrat hatte auf Initiative der Grünen ebenfalls Mitte des Jahres 2022 eine saftige Erhöhung beschlossen: Seit Ende letzten Jahres kostet eine Stunde 2 Euro, das Tagesticket 11 Euro. Zuvor kostete die Stunde 1 Euro.

Durch Parkgebühren, sollte man denken, könne eine Kommune den ruhenden Verkehr geschickt managen. Je mehr Geld die Autofahrenden zahlen müssen, umso geringer sollte die Parkplatznachfrage sein. Doch dem ist nicht so, heißt es aus der Landeshauptstadt; die Realität deckt sich nicht mit der autofeindlichen Ideologie der grünen Vizerathauschefin Katrin Habenschaden. „Das Baureferat konnte bislang keine Auswirkungen auf das Parkverhalten feststellen, die Parkplätze sind weiterhin gut belegt“, so Christina Warta, Pressesprecherin des Münchner Mobilitätsreferats. Für eine Evaluation des Parkverhaltens und einer möglichen Verhaltensänderung aufgrund von Preiserhöhungen sei der Zeitraum der Umsetzung aber wohl auch noch zu kurz.

Ob Bürger*innen, die bisher Auto fuhren, wegen der hohen Parkgebühren nun lieber in den Bus steigen, ist auch in Ingolstadt unbekannt. „Mangels vorliegender valider Daten lässt sich hierzu nichts sagen“, so Pressesprecher Michael Klarner. In Ingolstadt kostet das Parken auf der Straße aktuell je angefangener halben Stunde 75 Cent. Im Außenbereich kann bis zu einer Höchstdauer von 5 Stunden geparkt werden: „Die Gebühren hierfür betragen je angefangener halben Stunde 35 Cent“, berichtet Klarner. In der innerstädtischen Tiefgarage kostet das Parken aktuell von der 31. Minute an 2 Euro in der Stunde. Der Tagespreis beträgt 11 Euro.

 

Spürbarer Umstieg auf Busse nicht feststellbar


Doch eine Erhöhung der Parkgebühren kann sich empfindlich auf die Kundschaft im innerstädtischen Einzelhandel auswirken. Das meint Volker Wedde, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbands Unterfranken. „Gebührenerhöhungen haben eine Signalwirkung, die von den Menschen emotional wahrgenommen wird“, erklärt der Betriebswirt. Zwar seien die Parkgebühren nicht das alleinige Kriterium, warum man eine City besucht. Doch der Wunsch nach kostengünstigen Parkplätzen beim Innenstadtbesuch stehe bei der Hälfte der Befragten an erster Stelle.

Wer seinen Heimatort im ländlichen Raum hat, dort vorwiegend einkauft und Dienstleistungen in Anspruch nimmt, kommt in puncto Parkgebühren meist besser weg als Bewohnende von Metropolen: Es kostet wenig oder nichts, sein Auto in Kleinstädten abzustellen. Im oberfränkischen Ludwigsstadt zum Beispiel werden keine Gebühren erhoben. „Die Parkraumbewirtschaftung erfolgt lediglich durch Ausweisung von Kurzparkzonen im Stadtkern“, erläutert Geschäftsstellenleiter Frank Ziener. Innerhalb von maximal 5 Gehminuten gebe es ausreichend Parkplätze. „Allerdings ist die Bereitschaft, einen Parkplatz etwas weiter weg vom Ziel zu nutzen, praktisch nicht vorhanden.“

In Eibelstadt (Landkreis Würzburg), wo es ebenfalls keine Parkgebühren gibt, hat man erst jüngst ein großes Problem gelöst: Das 3000 Bewohnende zählende Städtchen war im Ortskern völlig zugeparkt. Die Situation entspannte sich laut Bürgermeister Markus Schenk (CSU) durch ein neues Verkehrsentwicklungskonzept. Dessen erste Stufe wurde im April 2022 umgesetzt: „Seither ist für die Bewohner und Besucher im Altort wieder Platz zum Parken vorhanden.“ Als Nächstes sollen naturnah gestaltete Parkplätze geschaffen werden. Einwohner*innen haben die Möglichkeit, einen Bewohnerparkausweis zu erwerben, der kostet für zwei Jahre 40 Euro.

 

"Wollen bei Kurrzeit keine Steine in den Weg legen"


Auch in Neustadt bei Coburg will man Autofahrenden, die nur kurz ihr Gefährt abstellen möchten, um etwas zu erledigen, keine Steine in den Weg legen. „Im gesamten Stadtgebiet gibt es keine gebührenpflichtigen Parkplätze“, berichtet Detlef Heerlein vom Referat für Sicherheit und Ordnung. Der ruhende Verkehr werde mit einem Mix aus gebührenfreien Kurz- und Dauerparkplätzen geregelt. Parkdruck gebe es kaum: „Wobei in unserer Kleinstadt schon von Parkproblemen geredet wird, wenn erst 50 Meter entfernt der nächste freie Parkplatz vorhanden ist.“

Selbst Bürger*innen, die wöchentlich ein Fitnessstudio aufsuchen, wollen Parkplätze direkt vor der Haustür, meint Einzelhandelslobbyist Volker Wedde. Potenzielle Kundschaft, die davon ausgeht, dass sie sowieso keinen Parkplatz in der Nähe ihrer gewünschten Einkaufsorte findet oder dass das Parken zu viel kostet, bliebe der Innenstadt fern. Im Übrigen sei es „höchst unglücklich“, so Wedde, dass größere Städte gerade jetzt die Parkgebühren erhöhen, leide der Handel doch noch immer unter den Auswirkungen von Corona und der aktuellen Energiekrise.

 

München will private Pkw langfristig ganz eliminieren


Dass das Auto ein unentbehrliches Fortbewegungsmittel für die meisten Menschen ist, liegt sicherlich auch an mangelnden Alternativen. In vielen Städten wird versucht, diese Alternativen zu schaffen. „Unser Mobilitätsreferat plant für dieses Jahr die Einrichtung von rund 60 Mobilitätspunkten“, erläutert Christina Warta aus München. An diesen Punkten sollen Sharing-Angebote gebündelt werden. Das betrifft nicht nur Autos, sondern auch E-Tretroller, E-Roller und Fahrräder. Bis zum Jahr 2026 sollen 200 Mobilitätspunkte entstehen. Das Management des öffentlichen Straßenraums und die Shared Mobility seien zwei wichtige Parts der Mobilitätsstrategie 2035 der Landeshauptstadt.

In Sachen Verkehrswende gibt es in München kein Zurück mehr. In naher Zukunft soll das eigene Auto der Vergangenheit angehören. „Das private Kfz, das 23 Stunden am Tag steht – und wenn es bewegt wird, im Durchschnitt mit 1,1 Personen besetzt ist –, ist das ineffizienteste Verkehrsmittel und nimmt besonders viel Raum ein“, befindet Christina Warta. Ein einziges Car-sharing-Auto könne bis zu 20 private Pkw ersetzen: „Der Raum, der dadurch frei wird, kann anderweitig genutzt werden.“ (Pat Christ)

 

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