Kommunales

Noch spielen E-Autos auf Deutschlands Straßen kaum eine Rolle – selbst in den Städten. (Foto: dpa/Roland Weihrauch)

18.04.2019

Kostenlos parken

Immer mehr Städte in Bayern fördern Elektro-Autos durch gebührenfreie Stellplätze – auch das Netz an Ladestationen wächst

Die Luftverschmutzung durch Benzin- und Dieselautos gefährdet die Gesundheit vieler Menschen – und verstärkt den Treibhauseffekt. Dennoch sind Fahrzeuge ohne Verbrennungsmotor im Freistaat noch immer die Ausnahme. Manche Kommunen steuern jedoch gegen: In rund einem Dutzend bayerischer Städte können Besitzer von Elektroautos gebührenfrei parken. Zudem steigt die Zahl der Ladestationen. 

Von überschwänglicher Begeisterung lässt sich noch nicht sprechen: Bayerns Bürger lassen sich eher zögernd auf Elektromobilität ein. So waren Anfang vergangenen Jahres von den im Freistaat gemeldeten gut 7,8 Millionen Pkw gerade einmal rund 13 000 Elektroautos. Um die Menschen im südlichsten Bundesland zu ermuntern, sich vielleicht doch ein E-Auto anzuschaffen, bauen zahlreiche Kommunen im Freistaat die Ladeinfrastruktur aus. Außerdem wird versucht, durch Sonderrechte Anreize zu schaffen. So haben inzwischen rund ein Dutzend Städte in Bayern gebührenfreies Parken für Elektrofahrzeuge eingeführt.

Zahl der E-Autos in München verdoppelt

Bayreuth ist eine von ihnen. Bereits seit November 2015 können reine Elektrofahrzeuge innerhalb der Höchstparkdauer an öffentlichen Straßen kostenfrei parken. Zu Jahresbeginn trat eine neue Regelung in Kraft, die das freie Parken von allen Kraftfahrzeugen mit E-Kennzeichen erlaubt. 512 in Bayreuth zugelassene Fahrzeuge haben aktuell ein solches Kennzeichen. Elektro- und Hybrid-Elektrofahrzeuge machen damit ziemlich genau 1 Prozent an der Gesamtzahl aller zugelassenen Autos aus.

Bayreuths Stadträte standen zum größten Teil hinter der Entscheidung, E-Autos kostenlos parken zu lassen. „Es gab aber auch kritische Stimmen aus der Bevölkerung, außerdem wurde vereinzelt der umweltpolitische Nutzen der Maßnahme angezweifelt“, räumt Pressesprecher Joachim Oppold ein. Für die Stadt bleibe „alternative Mobilität“ dessen ungeachtet ein „Zukunftsthema“. So soll das Netz an derzeit 20 öffentlichen und privaten Ladesäulen weiter ausgebaut werden. „Als eine der ersten Städte in der Metropolregion Nürnberg hat Bayreuth zudem eine Wasserstoff-Tankstelle bekommen“, berichtet der Sprecher.

In der Landeshauptstadt soll das „Integrierte Handlungsprogramm zur Förderung der Elektromobiltät in München (IHFEM)“ dafür sorgen, dass sich mehr Menschen ein E-Auto zulegen. Offenbar mit Erfolg: Mehr als 3130 Pkw mit Elektroantrieb sind in der Isar-metropole inzwischen zugelassen. Das sind fast doppelt so viele wie noch vor zwei Jahren, wobei der Anteil am Gesamtbestand dennoch lediglich einem halben Prozent entspricht.

In München können Autofahrer, die mit Elektrofahrzeugen unterwegs sind, an 350 öffentlichen Ladesäulen tanken. Bis Ende 2019 soll es 550 öffentliche Ladesäulen mit 1100 Ladepunkten im Stadtgebiet geben. Befristet bis 2020 dürfen außerdem in allen von der Stadt bewirtschafteten Gebieten Elektrofahrzeuge mit E-Kennzeichen nach dem Elektromobilitätsgesetz zwei Stunden lang kostenlos parken.

Eine unbegrenzte Gebührenbefreiung existiert allerdings nicht. Dies würde laut dem Münchner Referat für Gesundheit und Umwelt die Nachfrage nach Stellplätzen erhöhen und auf diese Weise verkehrsplanerischen und umweltpolitischen Leitlinien entgegenwirken. Die aktuelle Gebührenermäßigung ist bis Ende 2020 befristet. Danach entscheidet der Stadtrat über das weitere Vorgehen.

Die Landeshauptstadt verfolgt das ehrgeizige Ziel, nahezu den gesamten motorisierten Verkehr in München auf emissionsfreie Antriebe umzustellen. Nur so kann der Beschluss des Stadtrats, München bis 2050 klimaneutral zu stellen, realisiert werden. Umwelt- und Gesundheitsreferentin Stephanie Jacobs verspricht sich durch mehr Elektromobiltät aber nicht nur einen maßgeblichen Beitrag für den Klimaschutz und die Luftreinhaltung. „In einer Stadt, in der etwa 80 Prozent der Verkehrswege auf eine Höchstgeschwindigkeit von 30 Kilometer pro Stunde limitiert sind, wird eine Zunahme an E-Pkw zu einer deutlichen Reduzierung der Lärmbelastung führen“, sagt sie.

Auch in Ingolstadt gibt es vielfältige Initiativen, um Elektromobilität zu unterstützen. Verschiedene Parkplätze, etwa die an der Technikerschule, bei den Stadtwerken und am Klinikum, können während des Ladevorgangs kostenlos genutzt werden. „Dabei gilt eine Höchstparkdauer, um Missbrauch zu vermeiden“, sagt Sprecher Michael Klarner. E-Ladeplätze innerhalb von Tiefgaragen und bewirtschafteten Parkplätzen bleiben weiterhin kostenpflichtig. Es gibt auch kritische Stimmen. Die Stadtwerke Ingolstadt tun viel, um E-Mobilität zu bewerben – etwa auf Flyern, auf der Webseite, mit PR-Artikeln und bei Messeauftritten.

1458 Elektroautos sind inzwischen in der Audi-Stadt zugelassen. Die Fahrer finden an 64 Ladepunkten der Stadtwerke Auftankmöglichkeiten. Das Thema „Elektromobilität“ wird allerdings nicht ungeteilt positiv gesehen. „In der öffentlichen Diskussion gibt es Stimmen, die auf die Problematik des Rohstoffverbrauchs und der Entsorgung von Batterien hinweisen“, bestätigt Klarner. Deshalb beschäftige man sich derzeit mit weiteren Varianten der Elektromobilität, etwa mit jener des Wasserstoffantriebs.

In Weiden in der Oberpfalz weist das Zeichen „Elektrofahrzeuge frei“ auf dem Großparkplatz in der City darauf hin, dass geparkt werden kann, ohne zu löhnen. Im Herbst 2015 wurde dieses Privileg für Fahrer von E-Autos eingeführt. „Damit soll ein Beitrag geleistet werden, um den Anteil elektrisch betriebener Fahrzeuge zu erhöhen“, erläutert Sprecher Norbert Schmieglitz. Dass der Stadt dadurch Gebühren in nennenswerter Höhe entgehen, lasse sich nicht feststellen. Dazu, so Schmieglitz, seien noch immer zu wenige Fahrzeuge mit Elektroantrieb zugelassen. 56 sind es aktuell.

Ob allein das Angebot eines kostenlosen Parkens zu einem Push führen wird, scheint fraglich. Schmieglitz: „Aus unserer Sicht mag für einen Kfz-Halter die Gebührenfreiheit für E-Autos ein angenehmer Nebeneffekt sein.“ Allein deshalb werde er sich jedoch sicher kein E-Auto kaufen.

Gebührenfrei auf
der Fürther Freiheit

„Bei uns in Fürth ist die Elektromobilität auf dem Vormarsch“, freut sich Pressesprecherin Susanne Kramer. Es werde auch „in großem Umfang“ in die Ladeinfrastruktur investiert: „Bei der Auslastung der einzelnen Ladesäulen ist allerdings noch Luft nach oben.“ Um das Laden zu Hause zu vereinfachen, arbeitet der LadeverbundPlus, in dem verschiedene Stadtwerke kooperieren, an Konzepten für Eigentümergemeinschaften. Seit wenigen Wochen können Autofahrer, die mit Elektrofahrzeugen unterwegs sind, auf der Fürther Freiheit auf gekennzeichneten Plätzen bis zu zwei Stunden gebührenfrei parken. Die Regelung gilt montags bis freitags von 8 bis 20 Uhr sowie samstags von 8 bis 14 Uhr. „Auch dadurch wollen wir E-Mobilität fördern“, so Kramer. Welche Einnahmen der Stadt dadurch entgehen, könne noch nicht gesagt werden.

Die kommunalen Unternehmen in Fürth setzen ihrerseits sichtbare Signale für E-Mobilität. „Der Einsatz von E-Bussen im ÖPNV wird in den kommenden Jahren kontinuierlich gesteigert“, so Kramer. Zum ersten Elektrobus Fürths kämen bis 2021 noch weitere hinzu: „Diese Planungen sind bei den hohen Anschaffungskosten allerdings von einem positiven Förderbescheid abhängig.“ Für den Radverkehr seien E-Bike Ladestationen im Fürther Stadtgebiet geplant. (Pat Christ)

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