Kommunales

Mitglieder des Heimat- und Volkstrachtenvereins Neunhof e. V. aus Nürnberg laufen beim „Tag der Franken“ 2017 in Erlangen in mittelfränkischen Trachten durch den Schlossgarten. Das immaterielle Kulturerbe soll in Schulstunden vermittelt werden, fordern die Initiatoren. (Foto: dpa/Daniel Karmann)

22.01.2021

Landesverein fordert Heimatoffensive für Bayern

Vorschläge für neue Schwerpunkte der Landespolitik im Jahr 2021

Der Bayerische Landesverein für Heimatpflege schlägt eine „Heimatoffensive für Bayern“ im neuen Jahr vor.

„Die Pandemie zeigt uns allen, dass wir Menschen nicht alles planen und kontrollieren können. Die Achtung vor der Schöpfung und das Anerkennen der Grenzen des Wachstums sollte daher im kommenden Jahr zu neuen Schwerpunkten der Landespolitik führen“, so der Vorsitzende des Landesvereins, der niederbayerische Bezirkstagspräsident Olaf Heinrich zum Jahreswechsel. Konkret benennt er gemeinsam mit Günter Dippold, dem stellvertretenden Vorsitzenden und oberfränkischen Bezirksheimatpfleger, drei Handlungsfelder, in denen die Landespolitik gefordert ist.

Seit Jahren werde zu Recht über die Notwendigkeit diskutiert, den „Flächenverbrauch“ zu reduzieren. Auch im Jahr 2020 wurden in Bayern täglich mehr als zehn Hektar pro Tag aus der land- oder forstwirtschaftlichen Nutzung genommen um Straßen und Siedlungsflächen zu errichten. „Wir fordern ein neues Raumordnungsgesetz, in dem klare Vorgaben für das Flächensparen gemacht werden“, so Dippold.

Verweis auf Vorbild Oberösterreich


Er verweist darauf, dass in Oberösterreich im Dezember 2020 ein neues Raumordnungsgesetz beschlossen wurde, das für Lebensmitteleinzelhändler zwei neue Vorgaben enthält: Sie müssen bei Neubauten von Lebensmittelgeschäften über 800 Quadratmeter den Großteil der Parkplätze unter dem Neubau errichten, und die Gebäude müssen zwingend mindestens dreistöckig gebaut werden. „Mit solchen Vorgaben setzt Oberösterreich ein klares Zeichen für den Erhalt der Kulturlandschaft und für die Begrenzung des Neubaus von großen eingeschossigen Hallen, wie sie in Bayern mehr und mehr das Bild des Landes dominieren“, unterstreicht Heinrich.

Durch den schleichenden Funktionsverlust der Ortskerne in kleinen und mittleren Orten verlieren die ländlichen Räume in Bayern ihr Gesicht. „Der Markt- oder Stadtplatz ist die Visitenkarte eines Ortes. Wenn hier historische Gebäude ungenutzt bleiben, Geschäfte und Gastronomiebetriebe schließen, dann führt dies zu einem großen Imageverlust für den betroffenen Ort“, argumentiert Heinrich, der selbst Bürgermeister einer Kleinstadt im Bayerischen Wald ist. Vor diesem Hintergrund fordert er drei Maßnahmen zum Erhalt lebendiger Ortszentren:

Drei Maßnahmen zum Erhalt lebendiger Ortszentren


1. Die von der CDU/CSU-Bundestagsfraktion angestoßene Debatte über eine Paketsteuer müsse intensiv weitergeführt werden. Der immer weiter zunehmende Online-Handel führe zum Verlust von Arbeits- und Ausbildungsplätzen vor Ort, zu immer mehr Verkehr durch Paketdienste und oftmals zu einer Ausbeutung der Mitarbeiter*innen seitens der großen Internetkonzerne. Der gesellschaftliche Mehrwert des stationären Einzelhandels als Versorger und als Kommunikationspunkt vor Ort müsse deutlich mehr gewürdigt werden. Die beiden Vorsitzenden fordern daher für 2021 Entscheidungen über verpflichtende Gebühren für die Rücksendung von Waren, eine Paketsteuer oder eine Erleichterung bei der Mehrwertsteuer für Waren, die im stationären Einzelhandel gekauft werden.

2. Die Ausweisung von städtebaulichen Sanierungsgebieten nach Paragraf 136 Abs. 1 Baugesetzbuch solle deutlich erleichtert und durch die jeweiligen Bezirksregierungen offensiv unterstützt werden. „Sonderabschreibungen für Investitionen im Ortskern auch von kleinen und mittelgroßen Orten sind ein geeignetes Mittel, das die Menschen aus der Region dazu motiviert, vor Ort zu investieren. Gerade in der aktuellen Niedrigzinsphase können dadurch Finanzmittel in die ländlichen Räume gelenkt werden“, so Günter Dippold.

3. Die beiden Vorsitzenden des Landesvereins schlagen weiterhin vor, im Bayerischen Wohnungsbauförderprogramm einen Förderbonus für „neue Sozialwohnungen in alten Mauern“ einzuführen. „Der Freistaat Bayern fördert seit Jahren mit erheblichen Mitteln den Neubau von Sozialwohnungen. Gleichzeitig stehen in vielen Kernorten historische Häuser leer. Wir schlagen daher vor, die Revitalisierung von bestehenden Wohnflächen in Sanierungsgebieten mit einem Sonderbonus zu unterstützen“, so Olaf Heinrich.

Aktuell erhalten Kommunen bei Neubauten oder Sanierungen bestehender Gebäude 30 Prozent Zuschuss, wenn dadurch neue Sozialwohnungen entstehen. „Die Innenstädte Bayerns bekommen aber auch dadurch mehr Leben, dass die Wohnnutzung zunimmt. Wir schlagen daher vor, die Schaffung von Sozialwohnungen in leerstehenden Gebäuden in Sanierungsgebieten mit 40 Prozent zu bezuschussen. Der Bonus von zehn Prozent wird dazu beitragen, dass bestehende Bausubstanz revitalisiert wird. Dies führt zu einer Belebung der Ortskerne und reduziert den Flächenverbrauch“, argumentiert Heinrich.

Schüler sollen mit Trachtlern und Handwerkern reden


In Zeiten der pandemischen Einschränkungen setzten die Schulen mehr und mehr auf die digitale Vermittlung von Lehrinhalten. Diese Entwicklung könne das Kultusministerium nutzen, um die Vermittlung von immateriellen Kulturgütern zu forcieren und das Vereinsleben vor Ort zu unterstützen. „Wir schlagen vor, dass im Jahr 2021 jedem Schüler die Möglichkeit eröffnet wird, mit einem Vertreter eines regionalen Trachtenvereins oder eines ortsspezifischen Handwerksberufs, mit einem Volksmusiker oder einem Heimatpfleger eine Schulstunde zu Themen des immateriellen Kulturerbes zu erleben“, so Dippold.

Dies könne nicht nur eine willkommene Abwechslung während des Homeschoolings sein, es biete auch den engagierten Ehrenamtlichen in allen Regionen Bayerns die Möglichkeit, junge Menschen direkt zu erreichen und sie für die Anliegen der Heimatpflege zu begeistern. „Dies ist gerade jetzt wichtig, weil viele Vereine massiv darunter leiden, dass alle traditionellen Veranstaltungen aktuell untersagt sind“, unterstreicht Olaf Heinrich. (Daniela Sandner)

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