Kommunales

Gerd Lohwasser ist im Alter von 74 Jahren plötzlich und unerwartet verstorben. (Foto: Greiner)

08.01.2016

Liberal und fähig zum Kompromiss

Ex-Bezirkstagspräsident Gerd Lohwasser verstorben

Der von Innenminister Joachim Herrmann (CSU) als „einer der herausragenden Kommunalpolitiker in Bayern“ geadelte langjährige Erlanger Bürgermeister und mittelfränkische Bezirkstagspräsident Gerd Lohwasser ist am Dienstag, 5. Januar 2016, im Alter von 74 Jahren plötzlich und unerwartet verstorben.

Nicht weniger als 39 Jahre lang gehörte Lohwasser dem Erlanger Stadtrat an, von 1987 bis 2011 war er Bürgermeister mit den von ihm verantworteten Schwerpunkten Schule, Sport und Katastrophenschutz, 13 Jahre lang stand er als Präsident an der Spitze des mittelfränkischen Bezirkstags – Stationen einer beispielhaften politischen Leidenschaft. Dort, wo er sich hingestellt sah, hat der gebürtige Karlsbader diplomatisches Geschick und Fingerspitzengefühl, aber auch mit anerkannter Autorität die notwendige Durchsetzungskraft bewiesen. Er setzte seine Kompromissfähigkeit, Toleranz und Liberalität ein, um Brücken zwischen den politischen Lagern zu schlagen, ohne dabei das eigene CSU-geprägte Weltbild zu verlassen. Solcherart ausgestattet, gelang es ihm, auch heftige Auseinandersetzungen zu befrieden.

Bezirkstag kam durch Querelen ins Gerede


Dies kam ihm besonders in seiner Zeit ab 1990 als Chef des Bezirkstags Mittelfranken zugute – einem Gremium, das vor ihm eher durch zahlreiche Querelen ins Gerede gekommen war. Er arbeitete dabei als Dienstvorgesetzter von rund 3000 Beschäftigten – in drei Bezirkskliniken mit insgesamt 1500 Betten, in der Bezirkstagsverwaltung in Ansbach und weiteren 14 Einrichtungen – mit einem Gesamtetat von damals rund einer Milliarde DM.

In Erlangens CSU-Stadtratsfraktion, die er neun Jahre lang als Vorsitzender leitete, für die er auch zwei Mal als Kandidat bei den Oberbürgermeisterwahlen 1978 und 1984 gegen den jeweils siegreichen SPD-Bewerber Dietmar Hahlweg antrat, galt der einstige leichtathletische Jugendrekordsprinter als wichtiger Drahtzieher und Vordenker, der Schule und Sport politisch einen hohen Stellenwert zu schaffen verstand. Lohwasser hielt unnachgiebig am Prinzip Sparen fest und versuchte gegen viele Widerstände, die Stellenstruktur im Rathaus abzuspecken.

„Motor der Erlanger Bildungsoffensive“


Der gelernte Lehrer hat ebenso in seinem Beruf Maßstäbe gesetzt. Er war Schulrektor, ab 1984 dann Schulrat in Nürnberg-Nord und – parallel zu seinem Bürgermeisteramt – Stadtschulrat, später Schulreferent in Erlangen als „Motor der Erlanger Bildungsoffensive“. Lohwasser galt aber auch als glühender Verfechter des Medizinstandorts Erlangen, was er mit der Gründung eines zahlreiche Organisationen umfassenden Vereins „Medizin und Gesundheit“ verfestigte. Und sein ungebrochener Wille zur Völkerverständigung manifestiert sich in seinem persönlichen Einsatz für vielfältige Partnerschaften – auf Bezirksebene mit dem französischen Limousine und dem polnischen Danzig, auf städtischer Basis mit Rennes in der Bretagne, dem österreichischen Umhausen und den italienischen Kommunen Venzone und Cumiana. Lohwasser wurde mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, dem Bayerischen Verdienstorden und dem Goldenen Ehrenring der Stadt Erlangen ausgezeichnet.
(Udo B. Greiner)

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