Kommunales

Ein Mitarbeiter eines Lebensmittelgeschäfts bedient in der Gemüseabteilung eine Kundin und trägt eine Maske als Mund- und Nasenschutz. (Foto: dpa/Tobias Hase)

22.04.2020

"Man atmet schwerer"

Auf den Straßen in Rosenheim ist die Maske schon fast Alltag, vor den Läden mahnen Aushänge: Betreten nur mit Mundschutz. Stadt und Landkreis sind bei der Maskenpflicht Vorreiter in Bayern.

Mit dem Fleischerbeil klopft Hubert Lohberger den Nagel für den Aushang in den Rahmen seiner Ladentüre. "Wir bitten unsere Kunden, unbedingt einen Mund-Nasenschutz anzulegen", ist darauf zu lesen. Lohberger, Inhaber der gleichnamigen Metzgerei in Rosenheim, trägt am Mittwochmorgen selbst einen rot-weiß-karierten Mundschutz.

Ladeninhaber, aber auch Kunden haben schnell reagiert: Keine 24 Stunden zuvor, am Mittag des Vortages, haben Landratsamt Rosenheim und Stadt die Maskenpflicht in Läden und im Nahverkehr verkündet. Die Kommunalbehörden machen damit als erste in Bayern von einer Ermächtigung Gebrauch, die Ministerpräsident Markus Söder (CSU) zu Wochenbeginn angekündigt hatte. Demnach können sogenannte Corona-Hotspots, also Regionen mit besonders hohen Infektionszahlen, eine Maskenpflicht verhängen.

"Wir haben das um halb zwei Uhr mittags erfahren und mussten schauen, wie wir es bis früh um vier Uhr hinbekommen", sagt die Inhaberin einer Bäckerei. "Aber es ist in Ordnung." Sie bietet Masken für Kunden an, die von der Regelung noch nichts mitbekommen hatten, Ältere oder Menschen mit geringeren Deutschkenntnissen.

Schon zuvor habe die Hälfte der Kunden Maske getragen, berichtet Cemil Beyazit, Inhaber eines Lebensmittelladens. "Jetzt sind wir bei 80 bis 90 Prozent." Für die Mitarbeiter sei das Tragen vor allem bei körperlicher Arbeit anstrengend. "Man atmet einfach schwerer." Und: "Es erschwert den Umgang mit den Kunden vor allem an der Bedientheke. Man muss immer etwas lauter reden, und man muss deutlicher reden als vorher." Kundin Ilse Weidner findet es unter der Maske vor allem etwas warm. "Und wenn ich die Brille aufsetzen muss, wenn ich etwas lese, dann läuft die Brille an. Sonst hab' ich kein Problem."

Ab dem heutigen Donnerstag will Straubing folgen

Ab Donnerstag soll auch im niederbayerischen Straubing eine Maskenpflicht gelten. Von nächsten Montag an müssen in ganz Bayern alle Menschen ab dem siebten Lebensjahr in Geschäften und im öffentlichen Nahverkehr einen Schutz über Mund und Nase tragen. Inzwischen haben alle Bundesländer ähnliche Maßnahmen angekündigt.

Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina hatte bereits in ihrer Stellungnahme am 21. März Schutzmaßnahmen im öffentlichen Raum angemahnt und am 3. April konkretisiert: Eine schrittweise Lockerung der Einschränkungen solle mit dem flächendeckenden Tragen von Mund-Nasen-Schutz einhergehen.

Die Maskenpflicht hätte vor Wochen kommen sollen, sagt Clemens Wendtner, der Chefarzt der Klinik für Infektiologie in der München Klinik Schwabing, der an den Empfehlungen der Leopoldina mitwirkte. "Ich bin froh, dass es jetzt passiert." Er mahnte die Menschen, sich an die neue Vorschrift zu halten. "Das ist nicht ein Modeaccessoire. Das Stück Stoff hat den Zweck, Mitmenschen zu schützen."

Nach Behördenangaben wird die Reglung in Rosenheim trotz der Kurzfristigkeit gut angenommen. Beim Landratsamt hätten einige Ladenbesitzer angefragt, sagt Sprecher Michael Fischer. Ein Verstoß sei eine Ordnungswidrigkeit und könne mit Bußgeld geahndet werden.

Infiziertenzahl bundesweit unter den Top 10

Am Mittwoch blieb es dem Vernehmen nach aber bei Ermahnungen. Nach einer ersten Bilanz des städtischen Ordnungsamtes trugen alle Mitarbeiter in Geschäften Masken, berichtete Stadtsprecher Christian Schwalm. "Einzelne Kunden sind ohne Maske gekommen - sie mussten die Märkte wieder verlassen." Auch auf den Straßen setzt sich die Maske immer mehr durch. "Ich sehe Leute, die sogar beim Radlfahren Masken aufhaben - was nicht unbedingt nötig wäre."

Die Zahl der Infizierten speziell im Raum Rosenheim steigt immer noch an und liegt nach Angaben der Führungsgruppe Katastrophenschutz unter den Top 10 in Deutschland. Zuletzt wurden 21 neue Fälle gemeldet, insgesamt wurden in Stadt und Landkreis Rosenheim 2253 Menschen positiv auf das Sars-Cov-2-Virus getestet. Mindestens 658 Menschen sind wieder gesund, 115 Personen sind gestorben.
Im Landkreis werden nun unter Hochdruck neue Masken produziert. Rund 350 freiwillige Näherinnen und Näher hätten sehnsüchtig auf eine neue Lieferung des sogenannten "Aiwanger-Vlies" gewartet, berichtete das Landratsamt. 16 Rollen hätten Stadt und Landkreis nun bekommen. Ausgerollt ergibt sich eine Länge von 6,4 Kilometern - genug für rund 41 000 Masken. (Sabine Dobel, Tobias Hase, dpa)

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