Kommunales

Solche Hinweisschilder wurden vielfach installiert. (Foto: Pat Christ)

22.05.2020

Mehr Bioabfälle im Restmüll

In der Zeit geschlossener Wertstoffhöfe ließ die Entsorgungsdisziplin der Bürger teilweise zu wünschen übrig

Littering lautet der Fachausdruck für die Vermüllung des öffentlichen Raums. Das wurde in jüngster Zeit durch den Food-to-go-Trend immer mehr zum Problem. Tonnenweise landen in Bayern alljährlich Take-Away-Verpackungen und Zigarettenkippen auf Spielplätzen und Gehwegen, an Haltestellen und auf Grünflächen. Die Corona-Pandemie mit ihrer Ausgangsbeschränkung scheint das Problem etwas zu reduzieren. Auch kam es trotz geschlossener Wertstoffhöfe offenbar nicht häufiger zu illegalen Abfallablagerungen.

Dass Müll wild entsorgt wird, kommt immer wieder vor, wobei es eher selten ist, dass die Täter entdeckt werden, sagt Susanne Uschold vom Amt für Ordnung und Umwelt der oberpfälzischen Stadt Amberg. Anfang April und Mitte März hatte es wieder zwei Fälle gegeben. „Die Problematik tritt regelmäßig auf, aber das Ausmaß ist überschaubar“, so Uschold. Bis jetzt sei durch die Corona-Krise auch keine deutliche Steigerung erkennbar. Wird der Verursacher gefasst, leitet man in Amberg ein Ordnungswidrigkeitsverfahren ein: „Das kommt etwa 20 Mal im Jahr vor.“

Auch Sperrmüll teilweise nicht korrekt entsorgt

In Amberg wurde alles getan, um die Entsorgungssicherheit zu gewährleisten – auch in der Zeit, als die beiden Wertstoffhöfe der Stadt geschlossen waren, betont Uschold. Bereits seit dem 18. März war es Amberger Bürgern nicht mehr möglich, Metallschrott, Elektronikgeräte, Flachglas oder Grüngut abzugeben. „Das Personal des Wertstoffhofs gehört den Risikogruppen an, außerdem führt der beauftragte Wertstoffhofbetreiber gleichzeitig die reguläre Müllabfuhr durch“, erklärt die Abfallexpertin. Bis 19. April blieben die Wertstoffhöfe geschlossen: „Wir hatten aber ein Holsystem für Papier, Bioabfälle, Restmüll, Gelbe Säcke und Sperrmüll.“

Auch als auf die Wertstoffhöfe verzichtet werden musste, konnte Müll beseitigt werden, macht Uschold deutlich: „Im Stadtgebiet stehen über 40 frei zugängliche Container für die Entsorgung von Gartenabfällen, Glas, Dosen und Altkleider zur Verfügung.“ Die Wertstoffhöfe bieten letztlich nur zusätzliche Entsorgungsmöglichkeiten. Illegale Abfallablagerungen aufgrund von deren Schließung seien bisher noch nicht festgestellt worden.

Umweltschutz dürfe trotz Corona nicht ins Hintertreffen geraten, warnte die Fraktion der Grünen im Würzburger Stadtrat – sollte auch künftig die Biotonne mal wieder nicht regelmäßig geleert werden. „An welchem Tag in welchem Stadtteil Biotonnen geleert werden können, richtet sich nach dem täglich zur Verfügung stehenden Personal“, heißt es von der Stadt. Bioabfall wanderte also oft in den Restmüll. Ebenso wie, zumindest teilweise, Sperrmüll. Die Würzburger Wertstoffhöfe waren bis 6. April geschlossen. Seither sind Anlieferungen „in dringenden Fällen“ nach vorheriger Anmeldung möglich. Es werden allerdings nur begrenzt Termine vergeben.

Flächendeckend Wertstoffinseln im Stadtgebiet

In München wurden die Wertstoffhöfe ab dem 20. April wieder geöffnet“, informiert Willi Schüler von der Pressestelle des Abfallwirtschaftsbetriebs München (AWM). „In München wurden Verkaufsverpackungen wie Glas, Kunststoffe oder Dosen über die flächendeckend im Stadtgebiet vorhandenen Wertstoffinseln entsorgt“, erklärt der Pressesprecher. Die seien nach wie vor zugänglich: „Dafür brauchte es die Wertstoffhöfe also nicht.“

Im Internet ist zu finden, dass der Fokus der AWM „in Krisenzeiten auf den geregelten Abtransport der Mülltonne am Haus“ liegt. „Wir haben die Münchner gebeten, nicht zwingend notwendige Entsorgungen auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben oder Wertstoffe zwischenzulagern“, sagt Schüler. In die Restmülltonne gehörten Sperrmüll, Wertstoffe oder Problemabfälle weiterhin nicht. Man habe allerdings keine vermehrten illegalen Abfallablagerungen zu verzeichnen gehabt.

Dass wilde Müllentsorgung im Moment kein brennendes Problem in München ist, obwohl die Wertstoffhöfe geschlossen sind, bestätigt Dagmar Rümenapf, Pressesprecherin des Baureferats der Landeshauptstadt. „Über eine Zunahme an illegal entsorgtem Sperrmüll auf öffentlichen Flächen ist uns derzeit nichts bekannt“, sagt sie. Aufgrund der wesentlich weniger intensiven Nutzung der öffentlichen Plätze, Fußgängerzonen und Grünanlagen habe Littering sogar etwas abgenommen. Wie gewohnt würden die städtischen Grünanlagen sowie das Areal an den Isarufern vom Team des Baureferats regelmäßig gereinigt. Auch Münchens Straßenreiniger machten und machen einen guten Job, lobt Rümenapf: „München gilt aus diesem Grund deutschlandweit als eine der saubersten Städte.“

Damit das so bleibt, betreibt die Stadt einen hohen finanziellen und personellen Aufwand: „Im gesamten Stadtgebiet stehen über 5000 und in städtischen Grünanlagen über 2000 Abfallbehälter.“ Alle würden weiterhin regelmäßig geleert. Das Baureferat stellt derzeit außerdem „Kombibehälter“ mit integriertem Aschenbecher auf, um das Wegwerfen von Zigarettenkippen weiter zu minimieren. Weil Sauberkeit ganz oben auf der Agenda steht, werden Littering und illegale Abfallablagerungen, so der Täter identifiziert werden kann, umgehend geahndet, erklärt Johannes Mayer, Pressesprecher des Kreisverwaltungsreferats der Landeshauptstadt. Wer Zigarettenstummel, Zigarettenschachteln oder Kaugummis wegwirft oder Hundekot liegen lässt, wird mit einem Verwarnungsgeld bis zu 55 Euro oder einer Geldbuße „im unteren dreistelligen Bereich“ belegt. Das illegale Ablagern von Müll kann in München mit Geldbußen im mittleren dreistelligen bis in den vierstelligen Bereich hinein geahndet werden.

Neues Konzept für mehr Sauberkeit

In Passau wurde 2017 ein neues Konzept zur Erhöhung der Sauberkeit entwickelt. „Zusätzlich zu den Mitarbeitern unserer Straßenreinigung sorgen seither sieben Innenstadtkümmerer dafür, dass das Innenstadtgebiet sauber ist“, berichtet Maria Proske vom Büro des Oberbürgermeisters der niederbayerischen Stadt. Die Innenstadtkümmerer melden Schäden und Verunreinigungen. „Darunter fallen zum Beispiel Unkraut und Verschmutzungen im Bereich von Ruhebänken ebenso wie unerwünschte Plakatierungen und durch Aufkleber unleserlich gewordene Verkehrszeichen“, so Proske.

Auch während der Pandemie waren die Innenstadtkümmerer im Einsatz. Passauer Bürger mussten Entrümpelungswünsche im Übrigen nicht zurückstellen. „Die Abfallentsorgung zählt zu den kritischen Infrastruktureinrichtungen“, erklärt Proske. Aus diesem Grund wurde der Betrieb der Recyclinghöfe im Passauer Stadtgebiet, die in die Zuständigkeit des Zweckverbands Abfallwirtschaft Donauwald fallen, nach einer kurzen Unterbrechung wieder aufgenommen. Appelle, dass Bürger mit dem Entrümpeln lieber warten sollen, stoßen beim Bayerischen Umweltministerium auf Unverständnis. Dort beschwerten sich inzwischen etliche Bürger darüber, dass sie ihre Abfälle nicht mehr an die Wertstoffhöfe bringen konnten.

Eine geordnete Abfallentsorgung sei in Krisenzeiten mehr denn je unverzichtbar, so Umweltminister Thorsten Glauber (FW): „Es geht um Seuchenbekämpfung.“ Vor allem die Großstädte müssten diesen Auftrag in Krisenzeiten zuverlässig und umfassend erfüllen – andernfalls würden die Restmülltonnen überfüllt. (Pat Christ)

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