Kommunales

Das Bezahlen der Parkgebühren per Smartphone-App wird immer beliebter. (Foto: dpa)

10.02.2017

Parken per App und SMS: gar nicht so einfach

Die digitale Umstellung wird vom Bürger gewünscht – stellt aber Kommunalverwaltungen vor technische Herausforderungen

Das Thema Parken hält Kommunen auf Trab. Zu alten Forderungen, etwa nach mehr Parkplätzen in der City und angepassten Tarifen, gesellen sich neue Fragestellungen. Zum Beispiel, wie bezahlt werden soll. In die meisten Parkautomaten wird noch immer Geld geworfen. Was bedeutet: Parker müssen Münzen parat haben. Das ist nicht immer der Fall. Alternative Bezahlsysteme bieten Vorteile. Die Umstellung allerdings ist nicht so einfach.

Ob man ein System zur elektronischen Bezahlung in den eigenen Parkhäusern anbieten soll, darüber wurde im Team der Kemptener „Sozialbau“ lange diskutiert. Die Wohnungs- und Städtebaugesellschaft der Allgäu-Metropole besitzt vier öffentliche Parkhäuser und bewirtschaftet zwei weitere Parkhäuser, die nicht öffentlich genutzt werden. „Die kostenintensive Anschaffung, der hohe Verwaltungsaufwand sowie die unserer Meinung nach mangelnde Kundenakzeptanz sprachen letztlich gegen die Anschaffung eines elektronischen Bezahlsystems“, erläutert „Sozialbau“-Mitarbeiter Marcus Mayer.

Eine Projektgruppe, die über Innovationen beim Parken diskutierte, kam allerdings zu dem Schluss, dass eine aufladbare Parkhaus-Geldwertkarte im Scheckkartenformat für alle Sozialbau-Parkhäuser eine gute Sache sein könnte. Seit Herbst 2015 kann sie mit einem Parkguthaben von 20 Uhr bei der Sozialbau erworben werden. Direkt am Sensor der Schrankenanlage werden die Parkgebühren über die Karte abgebucht. Öffnet sich die Schranke, erfährt der Autofahrer, wie viel Restguthaben ihm noch verbleibt. „Der übliche Gang zum Parkautomat beschränkt sich künftig nur noch auf das Nachladen der Karte“, so Marcus Mayer.

Rathaus: Memminger Fahrer nehmen Geldkarte nicht an


Die Stadt Memmingen hat sich inzwischen ebenfalls mit der Frage befasst, ob man die Parker nicht auch elektronisch bezahlen lassen könnte. „Die Geldkarte war bei uns bereits eingeführt, wurde jedoch von den Autofahrern nicht angenommen“, berichtet Michael Birk, Pressesprecher der Stadtverwaltung. Über eine Alternative, etwa das Bezahlen via Mobiltelefon, wurde noch nicht entschieden. Die Einführung eines entsprechenden Systems sei „bisher an den notwendigen Investitions- und Unterhaltskosten gescheitert: Zum Beispiel am Verwaltungsaufwand für Kontrolle und Buchhaltung.“

In Kaufbeuren wurde Parkern bis vor Kurzem angeboten, via Geldkarte zu bezahlen. Die Technik war witterungsbedingt allerdings sehr störanfällig, sagt Oberbürgermeister Stefan Bosse (CSU): „Zumal bei uns die meisten Automaten ungeschützt im Freien stehen.“ Für die neuen Automaten, die seit wenigen Monaten in Betrieb sind, ist eine bargeldlose Zahlungsweise vorgesehen und technisch bereits berücksichtigt: „Momentan läuft hier noch die Systemauswahl.“

In der Praxis zeigen sich Bosse zufolge verschiedene Probleme: „Die bargeldlosen Zahlungssysteme sind in der Anschaffung und im laufenden Betrieb vergleichsweise kostspielig.“ Nun ginge es noch an, zu investieren, würde der größte Teil der Parker tatsächlich ein Interesse daran haben, sein Fahrzeug ohne Münzen abzustellen. Doch in Kaufbeuren schätzt man den Nutzerkreis als „sehr begrenzt“ ein. In der Vergangenheit zumindest wurden nur ein Prozent aller Umsätze mit der Geldkarte generiert. Schließlich stellt sich auch in Kaufbeuren die Frage, wie zuverlässig die neue Technik ist. Dies will man im Betrieb „unter Allgäuer Witterungsbedingungen“ demnächst herausfinden.

Abrechnungen werden zeitnah zugeschickt


In Augsburg ist es bereits seit 2008 möglich, Parkgebühren über das Handy zu bezahlen. Verschiedene Anbieter waren inzwischen am Zug. Derzeit wird Handyparken zusammen mit dem Erlanger Unternehmen sunhill technologies GmbH umgesetzt. „Der Anteil der Parkvorgänge über das Handyparken liegt momentan bei 2,5 bis 3 Prozent“, informiert Beate Vogg, Sachbearbeiterin im Augsburger Baureferat. Inzwischen ist es in Augsburg möglich, Parkgebühren per SMS, via Telefon oder über eine App zu zahlen. Wobei das Telefon laut Vogg inzwischen kaum eine Rolle mehr spielt: „Dies liegt unter anderem an den gegenüber den anderen Bezahlsystemen deutlich höheren Kosten.“

Während Parkvorgänge anfangs vor allem per SMS abgewickelt wurden, hat sich nun die App durchgesetzt. Etwa zwei Drittel aller Parkvorgänge entfallen derzeit auf die App „Travipay“, ein Drittel auf die traditionelle SMS. Wer die App nutzen möchte, kann sie kostenlos auf sein Smartphone herunterladen. Man lässt sich die jeweilige Parkzone anzeigen, gibt ein, wie lange man parken möchte, und klickt auf „Bezahlen“. Wer etwa beim Shoppen oder beim Zahnarzt länger braucht als geplant, kann die Parkzeit von unterwegs verlängern. Das System arbeitet Vogg zufolge zuverlässig. Störungen gebe es kaum, der Verwaltungsaufwand sei gering. Die Abrechnungen würden ebenso wie die Zahlungen stets zeitnah zur Verfügung gestellt.

Im unterfränkischen Bad Neustadt an der Saale ist es seit dem Jahr 2010 möglich, per SMS zu zahlen. Wer sich am Projekt sms&park beteiligen möchte, sendet sein KFZ-Kennzeichen an die Kurzwahlnummer der jeweiligen Tarifzone. „831145“ lautet die etwa für die Innenstadt, „831147“ für den Busbahnhof. „Das Handy-Parken läuft bei uns völlig problemlos“, sagt Tanja Sendner vom Vorzimmer des Bürgermeisters. Etwa jeder zehnte Parker begleicht seine Gebühren inzwischen per SMS. (Pat Christ)

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