Kommunales

Wetterbeobachter Harald Fischer (62) aus Neudorf, einem Ortsteil von Marktleuthen im Fichtelgebirge, möchte noch einige Jahre weitermachen – aber irgendwann wird es für ihn einen Nachfolger brauchen. (Foto: Fuchs)

11.02.2022

Wetterbeobachter dringend gesucht

Die moderne Technik übernimmt viele Aufgaben – ganz ohne menschliche Beteiligung funktioniert es aber nicht

Der Deutsche Wetterdienst sucht Wetterbeobachter in ganz Deutschland – darunter auch in Oberfranken. Hintergrund: Viele Frauen und Männer, die sich seit Jahren ehrenamtlich engagieren, geben derzeit aus Altersgründen auf. Doch Ersatzleute sind schwer zu finden. Es braucht neben den nötigen Fertigkeiten auch viel Disziplin.

In Königsfeld im Landkreis Bamberg war es beispielsweise zuletzt Waldfried Männlein, der aus Altersgründen seine ehrenamtliche Tätigkeit vor Kurzem eingestellt hat. Er betreute zuletzt eine der ältesten Stationen überhaupt, die bereits im Jahr 1899 ihren Betrieb aufgenommen hatte.

„Aktuell gibt es oberfrankenweit im Schnitt alle 15 Kilometer eine Station“, schildert Frank Sievers von der Abteilung Messnetze und Daten des Deutschen Wetterdiensts in München. Wettermelder zu finden sei nicht ganz einfach – da die Station möglichst frei stehen muss, damit die Messungen nicht beeinträchtigt werden. Landwirt*innen beispielsweise seien geradezu prädestiniert dafür, da sie über entsprechende Flächen in geeigneten Lagen verfügen und die Daten ja ohnehin auch für ihre Feldfrüchte benötigen. Doch es handle sich eben nur um ein Ehrenamt, bei dem lediglich der Aufwand entschädigt werde, erläutert Frank Sievers.

Vollautomatisch, alles digital


Eine der zum Glück noch aktiven oberfränkischen Stationen befindet sich im Bad Staffelsteiner Ortsteil Stublang bei Landwirtschaftsmeister Georg Zenk. Wettertechnisch sei er schon immer interessiert gewesen, berichtet der 33-Jährige. Seit knapp zwei Jahren ist er offizieller Melder. „Mich hat das schon lange fasziniert, wie das alles zustande kommt“, berichtet Zenk, der den elterlichen Hof als Betriebsleiter führt. Durch einen Artikel in einem Branchenblatt war er damals darauf gestoßen. Schnell war der Kontakt zustande gekommen, und das Gebiet nahe dem Stallneubau am Ortsrand stuften die Fachleute als geeignet ein.

Nun ist es bei Georg Zenk nicht mehr so, dass er jeden Morgen an seiner Wetterstation Daten in Tabellen einträgt und sie nach München durchtelefoniert. Die Station arbeitet vollautomatisch, sämtliche Werte werden digital übermittelt. Der Melder muss die Station und das Umfeld allerdings regelmäßig warten und pflegen, frei halten von Unkraut, die Gerätschaften säubern und eventuell neu hochfahren – ähnlich wie bei einem ganz normalen Computer. Lediglich die Schneehöhen werden noch per Hand gemessen.

Die Station selbst präsentiert sich ganz unscheinbar mit Erdbodenfeld, Niederschlags- und Luftfeuchtigkeitsmesser. Vollautomatisch wird hier 320 Meter über Normalnull die Lufttemperatur fünf Zentimeter über dem Boden gemessen, es werden Frosttemperaturen festgestellt und die Regenmengen bestimmt.
 

Täglich Niederschlagsmengen und Schneehöhen


Bei Harald Fischer aus Neudorf, einem Ortsteil von Marktleuthen im Fichtelgebirge, ist die Situation ganz ähnlich. Bei ihm war die Suche im Schaukasten des Ortes ausgeschrieben, nachdem der Vorgänger aufgegeben hatte. Der 62-Jährige ist ohnehin als Stadtrat, Kreisrat, Feldgeschworener, Jagdvorstand und als Kreisobmann des Bauernverbands recht gut unterwegs. „Auf ein Ehrenamt mehr oder weniger kam es dabei auch nicht an“, erzählt er schmunzelnd.

Im März 2017 legte er los. Seitdem übermittelt er online täglich um sieben beziehungsweise um acht Uhr die Niederschlagsmengen und Schneehöhen. Ist er einmal krank oder anderweitig verhindert, hilft Sohn Andreas aus. Luftfeuchtigkeit und Temperaturen werden in Neudorf nicht gemessen, da es sich um eine konventionelle Niederschlagsstation handelt.

Was Harald Fischer im Umfeld seiner Arbeit für den Wetterdienst besonders aufgefallen ist, sind die zunehmenden Starkregenereignisse, die regional meist unterschiedlich begrenzt sind. Land unter in Neudorf könne durchaus bedeuten, dass es im Nachbarort komplett trocken geblieben ist. Die Station Neudorf liegt auf einer Höhe von 600 Metern über Normalnull. (Stephan Herbert Fuchs)

 

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