Kommunales

Passanten haben am Unglücksort Blumen, Kerzen und Plüschtiere zurückgelassen. (Foto: Andreas Alt)

03.08.2021

Wie sicher sind Bäume auf Spielplätzen?

In Augsburg wurde eine Zweijährige durch einen umstürzenden Ahorn erschlagen

Der Schock in der Stadtgesellschaft und darüber hinaus war groß, als kürzlich ein 20 Meter hoher Ahorn auf einem Augsburger Spielplatz unvermittelt mit lautem Krachen umknickte und ein 22 Monate altes Mädchen tötete. Es hatte mit seiner Mutter, die schwer verletzt wurde, auf einer Wippe gespielt und wurde vom Stamm getroffen. Die fünfjährige Schwester des Kleinkinds, die sich nur wenige Meter daneben aufhielt, blieb unversehrt. Die Aufarbeitung des Unglücksfalls nimmt mehr Zeit in Anspruch, als die öffentliche Betroffenheit dauern kann. Die Ursache des Unglücks und die Frage nach einem möglichen Verschulden sind noch ungeklärt.

Die Augsburger Kripo hat die Ermittlungen übernommen und, nachdem eine Verantwortung nicht sofort offensichtlich war, einen Baum-Sachverständigen eingeschaltet. Einen Verdacht oder Verdächtige gibt es bisher nicht. Nach den Worten von Kripo-Sprecher Siegfried Hartmann soll das Gutachten Aufschluss darüber geben, ob das Unglück vermeidbar gewesen wäre und ob ein Schaden am Baum hätte auffallen können. Der Ahorn hatte einen Stammdurchmesser von 60 bis 80 Zentimetern und machte einen standfesten Eindruck. Allerdings hatte es wenige Tage vorher über Augsburg ein schweres Unwetter gegeben. Festgestellt wurde daneben, dass nahe dem Park, in dem der Baum stand, Bauarbeiten stattfanden und ein Baustellenweg an ihm vorbeiführt.

Wann kommt das Gutachten? Unklar.


Hartmann rechnet damit, dass das Gutachten nicht mehr viel Zeit in Anspruch nehmen wird. Deutlich zurückhaltender äußert sich die Stadt Augsburg, der der Spielplatz gehört und die haftbar gemacht werden könnte. Umweltreferent Reiner Erben sagte: „Wann das Gutachten kommt, können wir nicht sagen. Prozessänderungen werden umgesetzt, wenn das angezeigt ist.“ Erben bezieht sich dabei auf Regelungen, wonach die städtischen Bäume alle zwölf bis 15 Monate vom ihm unterstellten Amt für Grünordnung auf ihre Verkehrssicherheit geprüft werden. Dafür gibt es nach seinen Worten eine Dienstanweisung.

Wie Erben der Augsburger Allgemeinen sagte, wurde der Baum zuletzt im Mai 2020 geprüft. Damals seien keine erkennbaren Schäden aufgezeichnet worden. Die nächste Prüfung hätte nun kurz bevorgestanden. Denkbar ist, dass der Ahorn durch das Unwetter in Mitleidenschaft gezogen wurde, aber auch, dass er im Zuge der Bauarbeiten beschädigt wurde. Möglich wäre außerdem, dass das Innere des Stammes angefault war. Der Baum brach knapp über dem Erdboden ab, wobei das Wurzelwerk größtenteils im Boden blieb.

Kurz nach dem Unglück sperrte die Stadt sieben ihrer Spielplätze ab, um dort anstehende Baumpflegemaßnahmen vorzuziehen. Wie bekannt wurde, verfügt Augsburg über einen noch nicht ganz fertiggestellten digitalen Baumkataster, in dem inzwischen 57 000 einzeln stehende Bäume im Stadtgebiet, die Pflegemaßnahmen brauchen (also nicht junge Pflanzen), erfasst sind. Er muss sich nun möglicherweise bewähren, denn die Stadt strebt damit Rechtssicherheit durch eine nachvollziehbare Dokumentation von Baumkontrolle und -pflege an. Systematische Baumpflege gibt es in Augsburg seit 2003. Als der Kataster im Frühjahr 2019 im Umweltausschuss vorgestellt wurde, hatte sich ein Drittel der damals einbezogenen 30 000 Bäume als nicht verkehrssicher erwiesen. (Andreas Alt)

 

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