Kultur

Auch Guan Donghai ist mit Regime in der Ausstellung About Glass vertreten. Er verbindet in seinen Glasarbeiten chinesische Tradition mit einer kritischen Auseinandersetzung über Macht, Stärke und individuelle Freiheit. (Foto: Alexander-Tutsek-Stiftung/Hans-Joachim Becker)

17.11.2025

25 Jahre Tutsek-Stiftung: Leuchtturm der Glaskunst

In der Ausstellung „Future Horizons. Glas in der zeitgenössischen Kunst“ blickt die Alexander-Tutsek-Stiftung auf 25 Jahre Galeriearbeit zurück

Glaskunst: Wer sammelt sie noch, welche Erben freuen sich wirklich, wo doch kaum ein Museum noch Platz dafür hat? Da ist die Stiftung von Alexander und Eva-Maria Tutsek noch wie ein Fels in der Brandung – mit Eva-Maria Fahrner-Tutsek als Leuchtturm. In der stetig angewachsenen Sammlung finden sich Werke der klassischen Jahre der Studioglasbewegung, die in den 60er-Jahren begann mit einem Dale Chihuly, Jack Ink oder natürlich Erwin Eisch. Aber immer gab es auch den neugierigen Blick in die Glasszenen im Fernen Osten, in Polen oder in der Tschechischen Republik.

50 internationale Künstlerinnen und Künstler stellt die Stiftung jetzt in ihrer fashionablen Black Box in München-Nordschwabing aus und feiert damit 25 Jahre Galerie- und Sammelarbeit. Vor dem Umzug in den modernen Bau war die Stiftung in der Karl-Theodor-Straße im Herzen Schwabings beheimatet.

Die Vernissage zeigte: Glas hat heute noch seine Künstler und sein Publikum. „Glass is a canvas“ stimmt immer noch, und Markus Blume, der Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, überbrachte Glückwünsche bei einem Event, das so attraktiv und programmatisch begann wie nur eben denkbar. Mit der Skulptur Luminosa der in Deutschland geborenen und in den USA lebenden Ursula von Rydingsvard empfängt einen ein mächtiger, schützender Umhang, eine Art Schutzmantel, ein Ausdruck von Humanität. Was Ursula von Rydingsvard sonst aus Zedernholz macht, hat sie hier in Glas übersetzt: in changierende, glatte oder gekräuselte, goldfarbene Glasstäbe, die einen Lichtfluss ausstrahlen.

Da setzt man sich gern erst einmal in Ruhe hin, bestaunt den Flow der Gäste und den des goldenen Lichtes von der Wand und der Skulptur gegenüber. Dann macht man sich aber doch auf, nur einen Meter weiter zu der Verwirklichung des Glas- und Canvas-Diktums und zu Haroon Mirza mit einem Gegenbild zu Rydingsvard: einer Vielfalt von Material und Methode, mit einer Mischung von Malerei, Meditationsobjekten und Solarzellentechnik, religiöser Symbolik des pakistanischen Künstlers und einem Davidstern dazu. Das alles leuchtet, ist verdrahtet mit dem Strom von Solarzellen, mit religiöser Symbolik vor und hinter der gläsernen Oberfläche.

Kombination gegensätzlicher Materialien

Beim Rundgang in der Ausstellung wird man feststellen, dass gerade diese Kombination von gegensätzlichem Material die Glaskünstler fasziniert: Dale Chihuly aus Tacoma sagt zu seinen mundgeblasenen Jerusalem Cylinders, diese Kombination mit zufällig platzierten Kristallsteinen sei die schwierigste und komplizierteste Arbeit gewesen, die er je in Angriff genommen habe.

Die meiste Geduld hat dagegen vielleicht Mona Hatoum aus Beirut aufgebracht mit ihrem Kreis von schwarzen Glaskugeln: Turbulence als Abbild einer turbulenten Welt? In verspiegelten Kojen stehen das ganze Galerie-Erdgeschoss entlang Stücke, die Blicke auf Future Horizons eröffnen: in naher Zukunft Weihnachten mit den roten Sternen von Kiki Smith (1954 in Nürnberg geboren). Mit Gedanken an die christliche Seefahrt, wenn drei große blaue Kugeln einen metallenen Kreuzer an seiner Fahrt hindern (Dreams behind me von Jens Gussek) oder vielleicht auch die Träume sind, die man sein Leben lang hinter sich herzieht. Der technisch wahrscheinlich komplizierte Schifferknoten (Hassan Khan) zeigt, wie international und polyglott die Sprache mit Glas ist.

Während der Reden zum Jubiläum hat man Gelegenheit, sich anhand der Plakate früherer Tutsek-Ausstellungen an solche internationalen Sprachen zu erinnern: The World in My Hand zum Thema Handy und Smartphone oder Wide open. Ins Offene noch vor den Future Horizons.

Eigens vom Victoria and Albert Museum in London mit seiner weltweit größten Glassammlung war Reino Liefkes angereist mit seiner besonders treffenden Einchätzung: „eine provokative und wunderschöne Schau“. Und der Antwort auf die Frage „Why glass?“: „Es ist ein faszinierendes Material seit Tausenden von Jahren, ohne das wir nicht leben können.“ Beweise dafür gibt es auch im ersten Stockwerk bei Tutsek: verblüffend und gleich als Entree die Money Grab Hand von Tao Hui. Hühnerfüße aus buntem Glas, Zeichen in China für Reichtum und Glück, aber auch unheimliche Zeichen von Krallen und Gier. (Uwe Mitsching)

Bis 28. Mai 2026. BlackBox und BlackBox FirstFloor, Georg-Muche-Straße 4, 80807 München. Sonntag bis Donnerstag und feiertags, 12 bis 18 Uhr.
atstiftung.de

 

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