Kultur

In der Metall-Werkstatt der Debschitz-Schule waren Frauen eher zugelassen als an der Königlichen Akademie. Ja, mancher Lehrer beobachtete, dass die Frauen sogar fleißiger studierten als ihre männlichen Komilitonen. Die Aufnahme entstand um 1905. (Foto: Stadtmuseum München)

21.11.2014

Ausdauer kontra Arroganz

Das Münchner Stadtmuseum zeigt, wie sich Künstlerinnen einst in der akademischen Ausbildung durchboxten

München, ein Zentrum talentierter Künstlerinnen in der Prinzregentenzeit: Wie hingen die neuen Frauen-Kunstschulen und der Emanzipationsbewegung zusammen? Dieser Frage widmet sich eine Ausstellung im Münchner Stadtmuseum: mit 300 Exponaten von rund 60 Künstlerinnen aus der Zeit zwischen 1880 und 1914. Es wird versucht, eine Forschungslücke zu schließen: die Verquickung von Kunst-, Frauen- und Lokalgeschichte. Es waren Künstlerinnen wie Gabriele Münter – deren euphorisches Tagebuchzitat Ab nach München! der Ausstellung den Titel gab –, Maria Slavona, Ivana Kobilca und Käthe Kollwitz (damals noch Schmidt), die die Münchner Damen-Akademie besuchten; diese Institution war 1884 vom zwei Jahre zuvor ins Leben gerufenen Künstlerinnen-Verein gegründet worden.

Aus bürgerlichem Haus

Die Königliche Akademie für Bildende Künste wurde erst im Wintersemester 1920/21 für Frauen geöffnet. Widerstand und Arroganz der männlichen Kollegen waren erheblich gewesen – Zähigkeit und Ausdauer der Frauen allerdings auch.
Deshalb ist die Beschäftigung mit kunstschaffenden Frauen nicht zu trennen vor dem Hintergrund der Frauenbewegung jener Zeit. Vor allem der Ausstellungskatalog erhellt diese Bezüge. In der Ausstellung sind vor allem exemplarische Werke der vielen Künstlerinnen zu sehen, die in München studierten. Es waren fast immer Frauen aus gutbürgerlichen Kreisen. Sie mussten sich ein derartiges Studium schließlich auch finanziell leisten können.
Die Ausstellung ergibt ein derart vielschichtiges Bild, dass in dem relativ engen zur Verfügung stehenden Raum fast ein wenig der Eindruck des unübersichtlichen Vollgestelltseins entsteht. Aber das erklärt sich nicht aus etwaiger Beliebigkeit. Sondern aus dem Umstand, dass die Exponate zum einen aus einer Zeit der Stilumbrüche und der Stilvielfalt entstanden, die entsprechend dargestellt werden müssen: Bei den unterschiedlichen Zeichnungen und Gemälden der Künstlerinnen repräsentiert sich eben die große Varietät an Kunstvorstellungen jener Zeit. Vom Jugendstil, den etwa Elisabeth Erber pflegte, bis zu den frühen abstrakten Experimenten von Katharine Schäffner oder dem Expressionismus von Erma Bossi, Gabriele Münter, Maria Marc. Besucher können sich auf eine regelrechte Entdeckungsreise machen.
Neben der Damen-Akademie waren es die kunstgewerblich ausgerichtete Debschitz-Schule und die Münchner Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie, die in der Stadt an der Isar Frauen aufnahmen. Deshalb werden als Exponate Möbel, Keramik, Textilien, Glas, Werbung und eben Fotografie in der Ausstellung ausgiebig mit einbezogen. Und auch hier sind die Biografien zahlreich, erzählen von Dora Polster, der vielseitig begabten Buchkünstlerin, Grafikerin, Möbeldesignerin und Ausstatterin für die Schwabinger Schattenspiele, von der Schmuck-Designerin Marga Jess und vom gemeinsamen Fotoatelier der beiden Frauenrechtlerinnen Anita Augsburg und Sophia Goudstikker.
(Christian Muggenthaler) Bis 8. Februar. Stadtmuseum, St.-Jakobs-Platz 1, 80331 München. Di. bis So. 10 – 18 Uhr.
www.muenchner-stadtmuseum.de

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