Kultur

Die malerische Idylle am Alten Kanal reizt auch Fotografen, das Wechselspiel der Stimmungen festzuhalten. (Foto: Herbert Liedel)

17.06.2016

Beschauliche Wasserstraße

Der Alte Kanal bei Roth, einfühlsam fotografiert im Jahreslauf

Die mittelfränkische Kreisstadt Roth hat mit dem Alten Kanal eigentlich gar nichts zu tun. Aber als der 1801 geplant wurde, da war „die Roth“ neben Altmühl, Rednitz und Schwarzach durchaus im Spiel für das Wasserstraßennetz zwischen Main und Donau. Dann allerdings ging die fertiggestellte Wasserstraße, über die 1847 mit 26 Stahlstichen berichtet werden konnte, doch weit an der Stadt vorbei. Heute sind es drei Kilometer vom Stadtzentrum zum neuen Kanal, und ein „Hafenstüberl“ gibt es auch. Aber dazwischen war es lange mit der alten Kanalherrlichkeit vorbei: keine Frachtkähne mehr, keine Treidelschiffe oder „Schlagrahmdampfer“. Aber was es noch gab, war die verwunschene Kanalromantik, und die haben Herbert Liedel und Helmut Dollhopf in einer Fotodokumentation festgehalten. Die wird jetzt im Rother Schloss Ratibor gezeigt: Der Alte Kanal heißen die zwei langen Reihen von Stellwänden samt Video-Vorführung. Darin geht es um die Historie des Alten Kanals, wie er sich heute zeigt, um die große technisch-bauliche Errungenschaft König Ludwigs I. und die romantischen Nebel, die im Herbst über den Kanal wallen. So wie ihn Herbert Liedel und Helmut Dollhopf zeigen, so kann man den Kanal zu jeder Jahreszeit erleben: Er ist immer ein lohnendes Ausflugsziel, ein Anglerparadies mit prächtiger Apfelblüte oder frierenden Eisstockschützen. Man erlebt auch noch solche kuriosen Bauwerke wie den Brückkanal, der das Wasser des Kanals in einer Trogbrücke über die Schwarzach bei Feucht führt, was der neue Kanal bei Schwabach über die Landstraße nachmacht. Man sieht auch, wie ein Konzert im Gewölbe des Brückkanals 2001 das Publikum mit dicken Mänteln in die unterirdische Kühle lockt.

Probleme ausgeblendet

Die Fotografen haben sich auch in die Durchlässe unter dem Kanal gewagt, zeigen mächtige Dammbauwerke in altväterlich solidem Mauerwerk. Sie beschränken sich aber denn doch auf die idyllischen Aspekte dieses Industrie- und Verkehrswegedenkmals, blenden die Schwierigkeiten aus, die der Kanal immer mehr macht: Er wächst zu und vermodert – das bedeutet viel Arbeit für die „Mäh-Kuh“ des Wasserwirtschaftsamts. Um solche Probleme haben sich früher wahrscheinlich die Schleusenwärter gekümmert, die in Häusern wohnten, die Leo von Klenze als Massenprodukt entworfen hatte; heute sind sie oft hübsch renoviert – aber manchmal stehen sie inzwischen mitten an einer verkehrsreichen Kreuzung, so zum Beispiel in Forchheim. Die Bilder vom Schleusenwärterdasein dokumentieren ein kärgliches Leben: für behinderte Beamte, Veteranen, die auch von dem lebten, was man an den Böschungen anbauen und ernten konnte. Was den Alten und den neuen Kanal auch verbindet: Fotos aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg zeigen die Schwimmfeste, die mittlerweile vom berühmten Rother Triathlon abgelöst sind: Schwimmen im Kanal. 1956 hat ein Eisenbahnkran den Frachtkahn „Bamberg“ aus dem Kanal gehievt: Da war die große Zeit des Wirtschaftsfaktors Ludwigskanal sowieso längst zu Ende, es begann seine Zeit als Freizeitparadies. Das Rother Museum hatte schon 2015 vor, diese Dokumentation zu zeigen. Durch den plötzlichen Tod von Herbert Liedel hat sich das verzögert, jetzt konnte seine Frau Hannelore beim Aufbau mithelfen. Die beiden Fotografen haben einst in den dünnen Schnee auf dem zugefrorenen Kanal ein Herz gestampft: Ja, in den alten Kanal kann man sich heute noch verlieben: in „Traum und Wirklichkeit“. (Uwe Mitsching) Information: Bis 24. Juli. Museum im Schloss Ratibor, Hauptstraße 1, 91154 Roth. Di. bis So. 13-17 Uhr. www.schloss-ratibor.de

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