Kultur

Ein Durcheinander von archaisch anmutenden Strichmännchen, Tieren und Fabelwesen – in schwarz, rot, grün: „Deutschland nach der Wahl“ heißt A.R. Pencks Interpretation des wichtigsten Ereignisses in der deutschen Innenpolitik des Jahres 1990. (Ausschnitt/Foto: VG Bildkunst)

13.11.2015

Chiffrierte Welt

Das Staatsmuseum für moderne Kunst in Nürnberg hat Gemälde von A.R. Penck in seine Dauerausstellung aufgenommen

In der Rangliste der internationalen Museen für Gegenwartskunst hat sich das Staatsmuseum für moderne Kunst Nürnberg jetzt mit 14 Gemälden des Malers A. R. Penck nach oben katapultiert. Zu verdanken ist diese Dauerleihgabe dem Berliner Sammler Böckmann, der bereits vor Jahresfrist mit einem größeren Konvolut von Bildern Gerhard Richters das Nürnberger Museum zum weltweit drittgrößten Bestand von Bildern Richters verhalf. Jetzt werden die 14 Gemälde von A. R.Penck, ergänzt durch ein weiteres Bild des Künstlers aus der eigenen Sammlung in der Dauerausstellung des Museums gezeigt. Bekannt geworden ist der 1939 in Dresden geborene Künstler, der 1980 aus der DDR ausgebürgert wurde, durch seine archaisch anmutenden Bilder, die von „Strichmännchen“, merkwürdigen Zeichen und Signalen und von ominösen Chiffren bevölkert werden. Bilder mit Botschaften aus einer scheinbar anderen Welt, die sich jedoch nach der „Dechiffrierung“ den politischen Zeitläuften und der Biografie des Künstlers zuordnen und damit „lesen“ lassen.

Chaotisches Gewimmel

So etwa, wenn Penck in seinem Bild Deutschland nach der Wahl von 1990 die Wiedervereinigung als eine chaotisches Gewimmel von stilisierten Menschen und Tieren, bizarren Fabelwesen oder auch mal einem Panzer symbolhaft überhöhte. Penck, der eigentlich Ralf Winkler heißt (weitere Pseudonyme: Mike Hammer, T.M., Mickey Spilane, a.Y., Y), gilt als Ost-West-Maler, der den Kalten Krieg in seinen Bildern gleichsam mythologisch verschlüsselte und sich vielleicht deshalb nach dem sächsischen Geologen und Eiszeitforscher Albrecht Penck (1885 bis 1945) umbenannte. Das von einer rätselhaften Aura umgebene Bild Ich von 1979 ist denn auch in seiner enigmatischen Tiefgründigkeit ein Psychogramm aus dem Geiste Freuds, wo der didaktische Zeigefinger in die Dialektik der Welt- und Menschheitsgeschichte umschlägt: das „Ich“ und das „Es“, das „Ur“ (der Anfang) und das „Ende“ in zwei magischen Kreisen, die wie die zwei Seiten einer Medaille die Existenz umschließen. Wozu dann auch ein anderes Bild passt, das kontradiktisch Der Kampf gegen die Vergangenheit findet in der Zukunft statt betitelt ist und die Welt in ein Wirrwarr archetypischer Figurationen und geheimnisvoller Codes stürzt. Die von Thomas Heyden glänzend kuratierte und einsichtsvoll gehängte Ausstellung präsentiert sich in den von außen einsehbaren Fassadenräumen des Museums – ein optischer Genuss schon allein für Passanten, die das Museum noch gar nicht betreten haben. (Fridrich J. Bröder) Neues Museum – Staatliches Museum für Kunst und Design, Klarissenplatz, 90402 Nürnberg. Di. bis So. 10 – 18 Uhr, Do. bis 20 Uhr. www.nmn.de

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