Kultur

Detail aus „Seedorn an der Steilküste bei Lohme/Rügen“ (1915). (Foto: Potsdam Museum)

29.01.2021

Das Wachsen malen

Lesen, was in geschlossenen Museen zu sehen wäre: Das Museum Georg Schäfer in Schweinfurt zeigt Karl Hagemeisters Landschaftsbilder

Es lohnt sich, Karl Hagemeister (1848 bis 1933), einen der bedeutendsten, aber wenig bekannten Vertreter des deutschen Impressionismus, zu entdecken. Wäre es möglich, könnte man sich derzeit im Schweinfurter Museum Georg Schäfer in die atmosphärisch dichten Darstellungen hauptsächlich der märkischen Landschaft vertiefen. Die wechselnden Stimmungen der rauen Natur am Meer, die Bewegung von Wind und Wellen, die Veränderung des Lichtes je nach Tages- und Jahreszeit fanden Eingang in teils großformatige Bilder.

Beeindruckend an Hagemeisters Gemälden, aber auch Pastellen und Zeichnungen, ist die Erfassung von Natur und Landschaft, von Wiesen, Bäumen, Pflanzen, Uferbewuchs, von den Spiegelungen im Wasser durch eine Farbpalette, die das Gesehene harmonisch verbindet zu einer Einheit durch „das Licht, das ewig wechselt“, so der Untertitel der Ausstellung, die das Museum bis Ende April verlängern möchte, sollte der Lockdown beendet werden.

Der Eindruck, dass der Künstler quasi eingetaucht ist in diese Natur, trügt nicht: Er liebte diese Landschaft in ihrer Unberührtheit und ließ die Momente und Motive unmittelbar auf seine Seele wirken als organisches Miteinander von Licht und Luft.

Hagemeister, geboren in Werder bei Potsdam, schuf sein künstlerisches Werk in stiller Zurückgezogenheit, ja Einsamkeit. Er studierte in Weimar bei Friedrich Preller d. Ä., der ihn zum Studium der Natur anregte, wie etwa frühe Baumstudien zeigen. Entscheidend war, dass ihn die Schule von Barbizon, also die französische Freilichtmalerei, beeinflusste. Er lernte Carl Schuch und den Münchner Leibl-Kreis kennen und unternahm mit Schuch zusammen auch große Reisen. Von dessen dunkeltoniger, schwer wirkender Landschaftsmalerei wandte er sich später ab. Seine Bilder wurden heller, lockerer, impressionistischer, zeigten den momentanen Eindruck der Natur. Hagemeisters Atelier war nun die Landschaft selbst, wo er mitten in seinen Motiven malte – auch bei Wind und Wetter, bei Kälte und Sturm.

Den Wind spüren

In zunehmendem Alter faszinierten ihn die Meereswellen, etwa im Norden der Insel Rügen. Sein Farbauftrag wurde dabei oft sehr flüchtig. Hagemeisters Weg fand seinen Niederschlag in bewegten Landschaftsbildern, in denen er die Natur in ihrer stetigen Veränderung einfing; er sah in der Natur einen schöpferischen, ewig arbeitenden Organismus und wollte, dass man durch „Licht- und Schattenton“ das „Wachsen sehen“ könne. So wurde auch seine Malweise immer freier, intensiver im Farbton, ließ in der dynamischen Bewegung geradezu Wind und Sturm spüren.

Wichtig war Hagemeister Unabhängigkeit in seinem künstlerischen Schaffen. So interessierte ihn die Großstadt Berlin nur bedingt, auch wenn er dorthin durchaus Kontakte pflegte, etwa zu Max Liebermann, Lovis Corinth und Max Slevogt. Die Folge war, dass er erst spät gewürdigt und vom Kunsthandel beachtet wurde. (Renate Freyeisen)

Information: Bis 21. Februar, das Museum plant eine Verlängerung bis 25. April. Museum Georg Schäfer, Brückenstraße 20, 97421 Schweinfurt.
www.museumgeorgschaefer.de

 

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