Die Kirche selbst ist das größte Ausstellungsstück: Die gotische Basilika St. Blasius in Regensburg, eine der bedeutendsten und schönsten Bettelordenskirchen Deutschlands wurde für die zentrale Jubiläumsausstellung zu 800 Jahren Dominikanerorden gewählt. Die Ausstellung ist eine Gelegenheit, die Kirche noch einmal zu besuchen, bevor sie zur Sanierung ab 2017 geschlossen wird.
Mit ihren Wandmalereien aus dem 14. und 15.Jh. stimmt sie den Besucher auf eine Ausstellung ein, die mit kostbaren Buchmalereien, Grafiken, Skulpturen und Gemälden, Goldschmiedearbeiten sowie anhand von Film- und Hörstationen die Geschichte des Ordens von seinen Anfängen bis heute vergegenwärtigt. In der Kirche, im mittelalterlichen Kreuzgang, in der Albertus-Magnus-Kapelle und im Refektorium des ehemaligen Klosters führt die Ausstellung in neun Kapiteln durch Kunst und Geschichte des

Ordens vom 13. Jahrhundert bis zu aktuellen Positionen zeitgenössischer Künstler. Und sie zeigt Mehr als
Schwarz & Weiß (Ausstellungstitel) dieser Geschichte mit vielen Facetten.
Zu Beginn des 13. Jahrhunderts befand sich die Kirche in einer Krise. Das Laterankonzil 1215 bemängelte große Missstände: Die Kirche sei zu reich, zu ungebildet, die Prälaten verbrächten die halbe Nacht mit überflüssigen Feiern und unrechtem Tratsch.
Die Reaktionen von Reform- und Armutsbewegungen mündeten in die Bettelorden, zu denen die Dominikaner zählen. Die ersten Brüder schlossen sich um Dominikus von Caleruega in Toulouse zusammen. Sie wollten Volksprediger sein und in Armut leben. Am 22. Dezember 1216 bestätigte Papst Honorius III. den neu gegründeten Dominikanerorden, der bis heute weltweit aktiv ist.
Regensburg ist die einzige Stadt, in der die Dominikaner seit 1229 ununterbrochen präsent sind. Zudem hat man vor Ort mit dem 1233 gegründeten Kloster der dominikanischen Nonnen „Heilig Kreuz“

am Judenstein das älteste Dominikanerinnenkloster Bayerns und auf dem Adlersberg waren seit 1274 für rund 300 Jahre die Dominikanerinnen zuhause. Die Kirche „Unserer Lieben Frau“ beherbergt bedeutende Wandmalereien, darunter eine der ältesten bekannten Darstellungen der Schutzmantelmadonna.
Lebenslang studieren
Glaube und Wissenschaft gehören zusammen, die Mitglieder sind gehalten, sich lebenslang den Studien zu widmen. Und der Orden ist fortschrittlich: „Was alle betrifft, sollen alle entscheiden“, der Prior wird demokratisch für vier Jahre gewählt. Mit Albertus Magnus (1280 gestorben), Bischof von Regensburg zwischen 1260 und 1262 kann man mit einem Universalgenie punkten. Sein Schüler Thomas von Aquin (1274 gestorben) wurde der einflussreichste Theologe der katholischen Kirche. Es waren Dominikanerinnen, die den Orden in den USA etablierten. Die rührige Schwester Benedikta Bauer entsandte Schwestern, unter deren Leitung das Hl. Kreuz-Kloster in New York zum Mutterhaus von zehn Kongregationen in den USA wurde.
Düstere Kapitel
Die Ausstellung verschweigt nicht die düstere Rolle der Dominikaner während Inquisition und Hexenverfolgung. Der Hexenhammer wurde 1486 von Heinrich Institoris verfasst. Auch das ambivalente Verhältnis zu Juden wird thematisiert. Petrus Nigris (1484 gestorben), der sich zum Judenmissionar berufen fühlte, schürte die Stimmung gegen die Juden in Regensburg.
Reformation und Säkularisation hinterließen Spuren. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden alle deutschen Männerkonvente geschlossen, nur wenige Frauenklöster, wie Heilig Kreuz, bestanden fort. Während der Zeit des Nationalsozialismus war das Verhältnis des Ordens zu den braunen Machthabern geteilt. Während einige, vor allem jüngere Brüder, eine gewisse Begeisterung für das Regime zeigten, gab es auch Kritiker unter den deutschen Dominikanern; der engagierte Pazifist Pater Franziskus M. Stratmann forderte die Bischöfe auf, gegen die Judenverfolgung vorzugehen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war es vor allem die Dominikanerhochschule in Walberberg bei Bonn, von der Impulse für die politische Neuausrichtung Deutschlands ausgingen. (
Ines Kohl)
Information: Bis 15. August. Dominikanerkirche St Blasius, Regensburg. Di. bis So. 11-17 Uhr. www.regensburg.de/kultur
Abbildungen: Die intensive, existentielle Körperlichkeit der Bronzeskulptur „Igitur“ von Lois Anvidalfarei berührt. Unmittelbar erzählt sie in ihrer Haltung und ihrer Oberfläche von Schmerz, Ausgeliefertsein, von Rückzug in sich selbst, um Schutz zu finden. (Fotos: Stadt Regensburg/Stefan Effenhauser)
Kommentare (0)
Es sind noch keine Kommentare vorhanden!