Kultur

Auch das Stück „Kaspar“ von Peter Handke, eine Inszenierung des Staatstheaters Nürnberg, wäre unter anderem mit Janning Kahnert, Maximilian Pulst und Felix Mühlen in Memmingen zu sehen gewesen. (Foto: Konrad Fersterer)

01.04.2020

Der Anfang vom Neuanfang muss warten

Auch die Bayerischen Theatertage wurde wegen Corona gecancelt

„Wir können auch anders“ – sollte es vom 20. bis 31. Mai diesen Jahres heißen. Jetzt ist es tatsächlich anders geworden als gedacht. „Mit größtem Bedauern“, wie es in einer Pressemitteilung hieß, hat sich das Landestheater Schwaben entschieden, die 37. Bayerischen Theatertage (BTT) „aufgrund der aktuellen Corona-Situation und der dadurch bedingten fehlenden Planungssicherheit für Mai abzusagen“. Dabei hätte es sich gerade bei den Theatertagen in Memmingen um einen Neustart handeln sollen, bei dem nicht mehr wie bis vor zwei Jahren jedes Theater selbstgewählte Stücke hinschickt, sondern eine Gruppe von Fachjuroren als Kuratoren ganz bestimmte Produktionen auswählt. Jetzt ist immerhin die Hoffnung groß, dass das Treffen nicht aufgehoben, sondern nur aufgeschoben ist: Vielleicht lässt sich das Treffen mit seinen Vorführungen, Workshops und Akademien ja zu einem späteren Zeitpunkt nachholen.

Hätte, wäre, wollte, könnte: Der Kulturbetrieb läuft derzeit fast ausnahmslos im Konjunktiv. Das gilt jetzt auch für die BTT, deren Programm höchst vielversprechend klang. Sogar eine Gemeinschaftsproduktion verschiedener bayerischer Theater mit zu einer Uraufführung zusammengestellten Einaktern wäre zur Eröffnung auf dem Programm gestanden. „Wir sind total traurig“, sagt Kathrin Mädler, als Intendantin des Landestheaters Schwaben eigentlich Gastgeberin der Theatertage. Bis zum Zeitpunkt der Absage sei relativ lang gewartet worden. Aber man habe nun „das richtige Zeichen“ setzen müssen. Für ihr Haus, das als – derzeit bemerkenswert aktive und muntere – Bühne jenseits der Zentren einmal im Mittelpunkt der bayernweiten Aufmerksamkeit hätte stehen können, sei das „zum Weinen“, auch, weil viel Vorfreude geherrscht habe und viel Arbeit geleistet worden sei: Man muss ja jede Produktion auch technisch in die Gegebenheiten vor Ort einpassen.

Neu wäre in diesem Jahr nach einer kreativen Pause seit der letzten BTT und einem inhaltlich großen Neustart der Organisation ein Kuratoren-System gewesen, in dem fünf ausgewiesene Kenner der bayerischen Theaterlandschaft Stücke ausgesucht haben. Experten wie Christoph Leibold, Moderator, Redakteur, Reporter, Theaterkritiker. Er war für die Programmschiene „Klassiker für Heute“ zuständig und war dafür über ein Jahr lang unterwegs, um an die 30 Produktionen anzuschauen, auf der Basis von Bewerbungen durch Theater, aber auch aus eigenem Interesse oder beruflichem Hintergrund. Man habe da auch veritable Entdeckungen machen können, um sie nun mit dem Festivalpublikum teilen zu können. Für ihn besonders schade, wenn jetzt erstmals das neue Kuratoren-Modell nicht zum Tragen kommen würde, nicht zuletzt, weil er sich auf die Diskussionen über die gezeigten Stücke gefreut hätte: „Ich war echt sehr happy mit meiner Auswahl.“

„Seine“ Klassiker – daneben gab es die Sparten „Ur- und Erstaufführungen“, „Divers“, „Widerständiges Bayern“ und „Theater für junge Menschen“ – haben Inszenierungen großer Häuser („Kaspar“ vom Staatstheater Nürnberg und „Lulu“ vom Residenztheater München), klassischer Stadttheater („Jugend ohne Gott“ vom Landestheater Coburg und „Vor Sonnenaufgang“ vom Theater Regensburg) und kleinerer Bühnen („Bilder deiner großen Liebe“ vom kleinen theater Landshut und „Leonie und Lena“) vom Theater Wasserburg versammelt. Jan Philipp Gloger, Schauspieldirektor am Staatstheater Nürnberg, kann die Entscheidung zu Absage „selbstverständlich verstehen“, aber es schwingt naturgemäß auch Bedauern mit: Gerade durch derlei – verständliche – Absagen bemerke man, „dass gerade die Kunstform, die auf der realen Anwesenheit von Machern und Zuschauern im gleichen Raum zur gleichen Zeit baut, so bitter nötig wäre und so schwer vermisst wird in diesen herausfordernden Zeiten“.

Womöglich wird es nun für den geplanten neuen Anlauf einen neuen Anlauf geben. Das jedenfalls hoffen alle Beteiligten bis hin zum Landesverband Bayern des Deutschen Bühnenvereins und dem Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst. Man sei da „guten Mutes und guter Dinge“, sagt, Optimismus verbreitend, Kathrin Mädler. Und nach einer Verschiebung, die natürlich einige logistische Probleme aufwürfen, würden die BTT nicht Richtung „Notspielplan“ gehen, sondern mit soviel gerettetem Programm wie möglich. Immerhin hätten die einzelnen beteiligten Theater und Gruppen eine „tolle Verbindung zu uns“. Mädler ist grundsätzlich optimistisch. Nach der vom Coronavirus erzwungenen Pause werde es um so mehr „Lust auf Theater“ geben. Und Lust auf Theatertage: „Weil es im Interesse aller ist.“ (Christian Muggenthaler)

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