Kultur

Spiel mit dem Makabren: Moritz Schleimes Deutschlandbild (2010). (Foto: Schleime)

07.08.2015

Die Angst vorm Tod

In Aschaffenburg kombiniert die Ausstellung "Bittersüße Zeiten" Kunst des Barock und der Gegenwart

Da die Bilder des Barock von holländischen und flämischen Künstlern – dort die Bilder von Künstlern der Gegenwart: Bittersüße Zeiten nennt sich das in der Aschaffenburger Kunsthalle Jesuitenkirche. Thematischer Mittelpunkt ist der Mensch: in seiner Kindheit, in seiner gesellschaftlichen Stellung, im Verhältnis der Geschlechter, in seinen erotisch-sexuellen Vorstellungen, im Arbeitsleben, in der Lebenskrise und im Tod. Diese Motivkreise sind in der Ausstellung unterschiedlich farbig markiert.
Da ist die holländischen Fein- und Genremalerei, die das Alltagsleben idealisierte, mit moralischen Fingerzeigen versah oder den gesellschaftlichen Stand betonte – dort die heutigen Künstler, deren Bilder gegenständlich inspiriert sind und die den Blick meist kritisch auf Zustände lenken. Die Gegenüberstellung zeigt, dass die Unterschiede inhaltlich nicht so groß sind, in der substantiellen Ausführung aber doch stark kontrastieren.
Gemeinsam ist dem „goldenen Zeitalter“ des niederländischen Barock und unserer Gegenwart aber die Bedeutung des Kunstmarkts: Damals sammelte das begüterte Bürgertum Kunst als Wertanlage und sorgte so für eine große Breite an Kunstschaffenden. Das brachte auch nicht ganz so bekannte Namen handwerklich ausgezeichneter Werke hervor: etwa Dirck Hals, Jacob Adriaensz und Adriaan van Ostade. Freilich versteht der heutige Betrachter vielleicht nicht mehr die bildlichen Andeutungen und repräsentativen Zurschaustellungen – der Blick bleibt oberflächlich. Heute umgibt sich nicht nur eine Elite mit Kunst: Man kauft Werke, besucht Ausstellungen und Galerien. Der Kunstmarkt boomt. So werden Neo Rauch, George Condo, Norbert Bisky, Oda Jaune oder Jonathan Meese derzeit hoch gehandelt. Neben diesen Prominenten finden sich weitere interessante Künstler in der Gegenüberstellung.

Heute aggressiver

Was auffällt: Heute wird der Mensch weitaus einsamer, bedrohter, aggressiver und mehr bei banalen Handlungen dargestellt als im Barock. Bei Sex und Erotik zeigt man sich offener; früher fanden Hinweise darauf eher verdeckt statt. Doch die Ungewissheit bzw. Angst vor dem Ende des Lebens animiert auch heute noch Künstler, ob sie nun im Stil von Pop-Art, Fotorealismus, Surrealismus, Symbolismus, Action Painting oder mit politischen Anspielungen arbeiten, zu eindrucksvollen Darstellungen. Eros und Thanatos, Liebe und Tod liegen dabei nahe beieinander. (Renate Freyeisen) Bis 6. September. Kunsthalle Jesuitenkirche, Pfaffengasse 26, 63739 Aschaffenburg. Di. 14 – 20 Uhr, Mi. bis So. 10 – 17 Uhr.
www.museen-aschaffenburg.de

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