Kultur

Auf diesem Foto ist Josef Hader (links) zusammen mit Rudolf Klaffenböck zu sehen, sonst zeigt ihn der Bildband weitgehend alleine. (Foto: Verlag Pedagrafie/Rudolf Klaffenböck)

15.01.2025

Eine Liebeserklärung in Schwarz-Weiß

Der Passauer Künstler Rudolf Klaffenböck hat einen Bildband über den berühmten österreichischen Kabarettisten Josef Hader herausgebracht

Wien, Nöchling, Berlin, Stronsdorf. So lautet die Überschrift über das Vorwort von Rudolf Klaffenböck zu seinem Bildband Hader unterwegs. Von da nach dort hat der Fotograf, Grafiker, Filmer und Maler Klaffenböck seinen Kollegen, den Kabarettisten und Satiriker Josef Hader, sieben Jahre lang mit der Kamera bei der Arbeit begleitet. Beide kennen sich seit Anfang der 1980er-Jahre, als sie unabhängig voneinander auf deutschsprachigen Kabarettbühnen aufzutreten begannen, und blieben immer in lockerem Kontakt.

Klaffenböck hielt viele von Haders Bühnenauftritten mit der Kamera fest, porträtierte ihn auch in Nöchling auf dem elterlichen Bauernhof im Waldviertel. Er begleitete ihn an das ehemalige Internat in Melk, war vor und hinter den Bühnen dabei und auch bei seinem Regie-Debüt Wilde Maus, dem Film, den jeder Hader-Fan noch vor Augen hat.

Irgendwann wurde daraus ein Langzeitprojekt, das jetzt in einem Bildband vorliegt, mit wunderbar ernsten, manchmal komischen, nachdenklichen oder spontanen Bildern, ein Geschenk für jeden Liebhaber der hintersinnigen Satire und der fein nuancierten Schwarz-Weiß-Fotografie. Das vielschichtige, bedeutungsschwere Grau schätzen sie beide, und was Hader auf der Bühne mit kleinen, fast nebensächlichen Gesten zum Leuchten bringt, da hat Klaffenböck sein Foto-Auge drauf.

Typische Klaffenböck-Motive sind die Stillleben

Man merkt es den Bildern an, dass die beiden sich gut kennen. Jeder eigentlich ein Einzelgänger, lieben sie die Stille, die Konzentration auf das Wesentliche. Der Band wird eingeleitet von einem Foto, auf dem sie wie zwei einsame Cowboys auf den Betrachter zumarschieren – dann ist Josef Hader fast ausschließlich allein im Bild. Ein typisches Klaffenböck-Foto zeigt nur die beschuhten Füße von Josef Hader und Birgit Minichmayr, wohl bei den Dreharbeiten zu dem Film Andrea lässt sich scheiden. Hader, verloren in sterilen Hotelzimmern, vergrübelt in der Maske, mit melancholischem Hader-Blick, konzentriert vor dem Auftritt, erschöpft nach dem Ende. Verschwindend klein fast der Skeptiker, als Rückenfigur die verkörperte Einsamkeit des Kabarettisten.

Typische Klaffenböck-Motive sind die Stillleben, die Geschichten erzählen von der Absurdität des ganz Normalen. Die Requisiten in der Garderobe, die Kopfkissen mit Handkantenschlag im leeren Hotelbett, und wieder Hader, wie bestellt und nicht abgeholt im Wartehäuschen – eines von Klaffenböcks Fotothemen war das Projekt „Warten“, für das er Buswartehäuschen in Tschechien porträtierte. Bei solchen Bildern überschneiden sich die Biografien der beiden.

Klaffenböcks Buch Grenz gehen, das auch eine Ausstellung und ein Bühnenprogramm zur Folge hatte, wie auch seine Serie „Warten“ erzählen viel über die Gesellschaft in ihrer Abwesenheit. Mit Josef Hader finden Räume und Landschaften nun ihren Akteur. „Josef Hader und ich lieben das Dunkelgrau im Humor“, schreibt Klaffenböck im Vorwort zum Bildband. Das „Dunkelgrau“ führt in die Untiefen der Gesellschaft, in die Josef Hader uns blicken lässt.

Hader unterwegs zeigt das Typische an Klaffenböcks Art zu fotografieren. Er mag es, wenn wenig auf den Bildern zu sehen ist, das Wenige aber die Situation auf den Punkt bringt. Hier heißt der Punkt Hader. Satire kann es nicht besser. Daher auch haben die Bilder kaum Worte – die kargen Textlegenden teilen nur das Allernötigste mit, der Betrachter soll sich selbst etwas denken.

Der offizielle Buchverkauf beginnt am 3. Februar. Das Museum Moderner Kunst Passau widmet Hader unterwegs zudem vom 8. Februar bis zum 27. April eine Ausstellung. Die Vernissage ist am 7. Februar um 19 Uhr. > Ines Kohl

Hader unterwegs, Rudolf Klaffenböck (Hrsg.), Verlag Pedagrafie GmbH, Passau, 144 Seiten, 28 Euro. 
 

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